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Wie Km Bittermann seinen Wilte« dnrchsetzt. Humoreske von Fr. Thieme. Rentier Buttermann saß in seinem Arbeitszimmer — das heißt, in dem kleinen Gemach, worin er sein Dutzend einge bundene Journalbände aufbe wahrte und seine Koupons ab schnitt — und rauchte gemächlich seine Pfeife. — Da klopft es. — Er rief „Herein". Die Tür tat sich auf und ein junger, hübscher Mann trat, gefolgt von einem jungen, hübschen Mädchen, zö gernd über die «schwelle. Buttcrmann kannte den Eindringling: es war der Kauf mann Otto Hecht von der Nach barstraße. Und er wußte auch, was ihn herführte; Otto machte seiner, Battermanns Tochter Olga den Hof und Olga schien ihm nicht abgeneigt. Er lächelte daher verstohlen, als das Pärchen sich näherte, und knurrte ihnen zwischen den die Pfeife haltenden Zähnen ein verständnisinniges: „Na was soll's denn?" entgegen. . Verzeihen Sie die frühe Be lästigung, Herr Buttermann — aber wir wußten, daß Ihre Frau Gemahlin um diese Zeit nicht zu Hause ist — „Aha — Sie wollen mich allein sprechen?" „Olga, Ihr Fräulein Tochter, machte den Vorschlag, Sie wer den hocherstaunt sein, zu ver nehmen, daß unsere Herzen ein ander gehören —" „Sehr erstaunt, wahrhaftig," lachte Buttermann. „Ich hätte nun heute noch ordnungsmäßig um Olgas Hand angehalten, wenn mir Olga nicht mitgeteilt hätte, daß Ihre Frau Gemahlin wohl niemals ihre Zustimmung geben würde." „Kann sein," brummte der Rentier. „Sie hat sich für Olga durchaus einen Doktor — eh — eh —" — „Eingebildet —" „Nun ja — und obwohl mein Geschäft vorzüglich geht, ich auch nicht ohne Vermögen und ein, wie Sie Wohl wissen, solider und achtbarer Mann bin, von dem Sie überzeugt sein dürfen, daß er Ihre Tochter, die er innig liebt, auf den Händen tragen wird —" „Davon bin ich ganz überzeugt. Ich achte und schätze Sie sehr, lieber Herr Hecht." „So bleibt doch das Vorurteil — oder das Verlangen von Frau Buttermaun ein schier unübersteigliches Hinder nis. Deshalb wollten wir Sie ergebenst — herzlichst bitten, lieber, bester Herr Buttermann, unsere Angelegenheit in die Hand zu nehmen und Ihrer Frau Gemahlin gegen über für uns ein gutes Wort in die Wagschals fallen zu lassen. Wollen Sie?" „Ja, lieber Papa, willst Du?" echote Olga mit ver schämt gesenkten Augen. „Wollen — ja wollen tu ich wohl gern — ob's aber was hilft! Nun Herr Hecht — ich werde ihre Werbung anbringen und durchsetzen. Jawohl, durchsetzen," wieder holte er mit einem ermutigenden Blick auf seine ihn bei seinen Worten ungläubig anstarrende Tochter. „Ich bin gewohnt, meinen Willen durchzusetzen. Kommen Sie nur heute Abend nach acht Uhr, wie eben jetzt, mit Olga zu uns herein — wir sitzen dann beisammen —, halten Sie um Olga an — aber wen den Sie sich dabei ja an meine Frau, nicht an mich — ich be sorge alles weitere. Ich macke den Freiwerber für Sie!" Erfreut und bewegt stammelte Otto seinen Dank und verließ mit der Geliebten in hoffnungs vollster Stimmung das Zimmer. Abends wars. Buttermann saß mit seiner Frau im Wohn zimmer. Er 'laß die Zeitung, sie blätterte im Lesezirkel. Da klopfte es in derselben diskreten Weise wie am Morgen. Aha, dachte er, setzte sich er wartungsvoll wieder hin und harrte bis seine Gattin Herein rief. Die Tür öffnete sich und in ihrem Rahmem tauchten Otto und Olga auf, genau so wie morgens, nur insofern war eine Veränderung eingetreten, als Otto korrekte Bräutigams- und Freiwerbertoilette gemacht hatte und auch Olga ihr neues weißes Batistkleid mit echten Spitzen trug. „Was soll das heißen?" wandte sie sich mit grollendem Vorwurf an ihren Mann, dem sie in der Regel die Verantwort lichkeit für alles Unangenehme auf Erden aufbürdete. Der Rentier antwortete mit seinem gewöhnlichen „Ich weiß nicht" — indessen traten Otto und Olga schüchtern näher und der junge Kaufmann brachte, sich mit dem Gesicht speziell der Dame des Hauses zukehrend, in wohlgesetzten Worten seine Wer bung an. Olga warf während seiner Rede dann und wann einen halb schüchternen, halb flehenden Blick auf ihre Mutter — aber sie las nicht viel Trost in den erstaunt aufgerissenen Augen. Otto Hecht haspelte jedoch unverdrossen sein Garn ab, wenn auch mit einigem Stocken — zum Schluß richtete er noch einen bittenden und verständnisvollen Blick auf den Rentier, mit dem er etwa sagte: „Run halten Sie, was Sie mir versprochen haben — ich habe das meinige getan." Frau Buttermann öffnete eben den Mund zur Er widerung, aber ganz gegen seine sonstige Gepflogenheit kam ihr Mann ihr hastig zuvor. ,Mas soll das bedeuten, junger Mann, daß Sie sich mit einem derartigen Antrag an meine Frau und nicht an mich wenden? Halten Sie mich etwa für eine Null in meinem Hause? Ich bin der Hausherr und weiß meine Stellung zu wahren!" Verdutzt starrte ihn der Freier an. „Ich — ich wollte — Sie —" „Nichts da — Sie haben immer nur meine Frau an gesehen, als ob sie allein darüber zu entscheiden hätte. Ich habe genau soviel mitzusprechen, nicht wahr, Ulrike?" „So — hast Du wirklich? Natürlich hast Du — kin Astronom. Hauswirt (aus dem Fenster liegend): „Was gucken Sie denn mit Ihrem Krimm stecher immer zu meinem Dach empor?" Passant: „Man hat mir gesagt, daß auf Ihrem Hause so viele Hypotheken ruhen sollen, und die wollte ich mir mal ansehen."