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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung ! Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschlietzl. i des „JUustr. Unterhaltungsblatts" und der r humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der r Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen r Beichspostanstalten. Äel.-Adr.: Amtsblatt. Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Zchönheide, Zchönheiderhammer,Zosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. - 57. Jahrgang. Douuerstag, des 14. April Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. HALO Der AusschwOW KiaMWus. Der in Schanghai erscheinende „Ostasiat. Lloyd" stellt die Aussichten für unser Schutzgebiet Kiautschou als gunz besonders günstige dar. Zunächst beginnt, wie in gianz China, so auch in Schändung die Ausfuhr der Landesprodukte sich in einer Weise zu heben, die vor wenigen Jahren noch für ganz Unmöglich gehalten worden wäre. Der Hafen von Tsingtau kann in den nächsten 6 Monaten auf eine Ausfuhr von allein rund dreißigtausend Tonnen Erdnüsse (Erdmandeln, Ara- chis) rechnen, deren Oel bekanntlich als Speiseöl, zur Verfälschung von Olivenöl, zur Margarine- und Sei feinfabrikation sowie als Brennöl verwendet wird, wäh rend die Preßrückstände ein wertvolles Nahrungsmit tel und treffliches Mastfutter für das Vieh bilden. Aus der Ausfuhr der Erdnüsse über Tsingtau ergeben sich gleich große Vorteile für die Eisenbahn und die Kai verwaltung wie für den Handel Tsingtaus, das damit zu einem Hafen für die Großfchiffahrt wird. Wenn auch schon in den letzten Jähren große Ozeandampfer mehr oder weniger regelmäßig den deut schen Hafen anliefen, so konnte es sich doch nur darum handeln, verhältnismäßig kleine Mengen von Waren von dort mitzunehmen. So überschreitet zum Bei spiel die Ausfuhr von Strohborten, so wichtig diese für den Handel des deutschen Schutzgebietes ist, schließ lich im Monat doch kaum achthundert Tonnen, wäh rend von den Erdnüssen in den nächstem sechs Mo!- naten durchschnittlich je fünftausendTonnen, also eine sechsmal größere Menge, zu bewältigen sein wird. Das Ziel dieser Verschiffungen ist Marseille oder Hamburg, und teilen werden sich darin anscheinend die Hamburg- Amerika-Linie, die Peninsular and Oriental Stsam- ship Company und die Nippon Uusen Kaisha. Auf gabe der Tsingtauer Kaufmannschaft aber wird es sein, diese Ausfuhr, weiter zu entwickeln. Die Vorbedingun gen dafür sind durch die Schantungbahn gegeben. Mit dem Bau der neuerndings wieder in den Vor dergrund des Interesses gerückten Bahn von Kiaut schou nach Mtschoufu wird in den nächsten Jahren ein voraussichtlich weiteres lohnendes Gebiet erschlossen werden, und aus diesem werden in Zukunft ebenfalls große Mengen von Erdnüssen zu erwarten sein. Ken ner des Landes und der Verhältnisse rechnen ferner! damit, daß Schantung in Zukunft auch für die Boh nenausfuhr in Betracht kommt, die heute für die Mand schurei schon eine so große Rolle spielt. Dalny schickt sich an, aus der Mandschurei in diesem Winter, das heißt vom November bis April, dreihunderttausend Tonnen Bohnen nach Europa auszuführen Die Ge- samtausfuhr von Bohnen aus der Mandschurei im Winter 1909—10 wird auf eine Million Tonnen ge schätzt, wovon siebewhundörttausend Tonnen nach Japan und Süd-China gehen. Die Mandschurei ist heute das reichste Export land Chinas, und eine regelmäßige, direkte Verbin dung Dalnys mit Tsingtau, wie sie jetzt bereits von der Hamburg-Amerika-Linie eingerichtet ist, verspricht für Tsingtau von der allergrößten Bedeutung zu wer den. Nebenbei sei hier bemerkt, daß durch die Ver bindung Tsingtau-Dalny und umgekehrt Tsingtau nichjt nur wirtschaftliche Vorteile erhält, sondern auch eine günstige und schnelle Postverbindung mit Deutschland. Don dem Augenblicke an, wo in Tsingtau dank der in die Zehntausende von Tonnen gehenden Ausfuhr eines Erzeugnisses seines Hinterlandes die Grundlage für einen Großschiffahrthafen entstanden ist, die trotz Stroh borten usw. bisher gefehlt hat, ergeben sich auch für andere Ausfuhrartikel ganz andere Möglichkeiten als bisher, den deutschen Hafen zu benutzen. Das ist das erfreuliche Zeichen, unter dem unerwarteterweise dir deutsche Kolonie in das neue Jahr eingetreten ist. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die Re ich s w e r t zuw a ch s st e u e r. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Der Ent wurf eines Zuwachssteuer-Gesetzes ist am Montag deni Reichstage zugegangen. Er hält sich genau an bas Programm, welches der Paragraph 90 des Reichs stempel gesetzes dahin aufstellt, daß eine Reichsabgabe von der unverdienten Wertsteigernng bei Grundstücken kingeführt werden soll. Der Ertrag dieser Steuer Wird nach der Vorlage dem Reiche selbst mit 50 Proz. und den Gemeinden mit 40 Proz. zugute kommen, wäh rend 10 Prozent zur Bestreitung der Kosten der Steuer erhebung durch die Bundesstaaten reserviert bleiben. In der Ausgestaltung der Steuer sucht der Entwurf den Gedanken möglichst rein durchzuführen, daß die Steuerpflicht mit der Veräußerung des Grundstückes eintritt, d. h. in dem Zeitpunkte, in welchem der Zu wachs in Geldeswert umgesetzt wird, und daß der Zuwachs selbst sich in dem Unterschiede zwischen Er werbs- und Veräußerungspreis darsteilt. Abzuziehen sind dabei die besonderen Aufwendungen, durch welche das Grundstück eine Werterhöhung erfahren hat. Auf die Bemessung der Steuer ist einerseits die prozentuale Höhe des Wertzuwachses und andererseits die Besitz dauer von Einfluß. — Keine Verständigung in Bayern. Die vom bayrischen Ministerium veranlaßten Einigungsverhand lungen im Baugewerbe sind ergebnislos geblieben. Infolge« besten haben der nordbayrische Bezirksverband und der mittel fränkische Verband der Arbeitgeber im Baugewerbe beschlosten, am 15. April abends sämtliche Betriebe zu schließen. Von der Aussperrung werden nach der bisherigen Aufstellung in Nordbayern erwa 7000 und in Nürnberg—Fürth etwa 4—5000 Arbeiter betroffen. — DieLage imwürttembergischenBau- gewerbe. Der Landesverband Württemberg des deut schen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe hat am Dienstag den Beschluß gefaßt, sämtliche Betriebe am 15. d. M. abends 6 Uhr zu schließen, und die organisier ten Maurer, Zimmerer und Bauhilfsurheiter zu .ent lassen Die organisierten Arbeiter dürfen nur in den jenigen Baubetrieben weiter beschäftigt werden, in wel chen sie gegenwärtig in Arbeit stehen. Oesterreich-Ungarn. Deutsche gegen Deutsche! Der vergan gene Montag bot wieder einmal das betrübende Schau spiel einer blütigen Auseinandersetzung zwischen Deut schen, und zwar in dem Orte Groß-Reinprechte im Waldviertel. Dort hatte der Bund der Deutschen Nie der-Oesterreichs eine Versammlung einberufen, zu der auch viele Anhänger des christlich-sozialen Bauernbun des mit dem Pfarrer Vogelsang an der Spitze erschie nen. Es kam zu einem heftigen Aufeinanderplatzen der politischen Gegensätze, und dann entspann sich eine wüste Rauferei, wobei man mit Biergläsern, Bierfla schen und Steinen einander bombardierte. Ein Baue'r erhielt dabei eine so schwere Wunde an der Schläfe, daß er bewußtlos nach Hause geschafft werden und ihm am Abend der Pfarrer Vogelsang die Sterbesakramente erteilen mußte. Er dürfte kaum mit dem Leben da von kommen. Schließlich wurden die Christlich>-So zialen in die Flucht geschlagen, Pfarrer Vogelsang suchte in seinem Pfarrhofe Zuflucht, der mehrere Stun den lang von deutsch-nationalen Bauern belagert wur de, welche Miene machten, oas Gebäude zu stürmen. Erst als die aufgebotene Gendarmerie entsprechende Verstärkungen erhalten hatte, gelang es, die Ruhe wie der herzustellen. Frankreich. — Wirkungen des neuen französischen Zolltarifs. Dem „Malin" zufolge hat die französische Zollverwaltung berechnet, daß der neue französische Zolltarif die Ausfuhr Deutschlands mit etwa 4 Millionen und die Belgiens mit Millionen belasten werde Di e Un t e r such un g in der Affäre des wegen riesenhafter Unterschlagungen verhafteten Kirchengut- Verwalters Duez hat unter anderen Ueberraschungen auch die gezeitigt, daß an dem Skandal auch klerikale Kreise selbst nicht ohne Schuld sind. Eine Anzahl auf gelöster Orden hat es verstanden, durch vorgeschobene dritte Personen ihre Anstalten und Liegenschaften wie der aufzukaufen und dann, nachdem gleichzeitig ihre Mitglieder sich hatten säkularisieren lassen, in die al so zurückgekauften Anstalten wieder einzuzcehen, wo rauf alsdann unter dem Schein des weltlichen Ge wandes alles seinen Gang wie früher ging. Um diese unlauteren Manöver durchsetzen zu können, soll Duez von verschiedenen Orden bestochen worden sein. Nach dem Hochwasser in Frankreich Die Opfer des Seine-Hochwassers bei Alfortville, einem der von der Ueberschwemmung am schlimmsten heim gesuchten Vororte von Paris, beklagen sich, daß von den Unterstützungsgeldern, die aus aller Welt so reich lich zusammengeströmt sind, auf sie viel zu wenig gekommen ist. Die kleinen Geschäftsleute, die ihre Waren und Ladeneinrichtungen verloren haben, ha ben fast nichts bekommen und sind in großer Not. Sie haben deshalb beschlossen, sich etwa lOOO Mann stark, zu Schiff nach Paris zu begeben, über die Boule vards zum Ministerium des Innern zu ziehen und vom Ministerpräsidenten und der öffentlichen Meinung der Pariser Gerechtigkeit zu verlangen. England. Eindrücke aus Deutschland. Zahlreiche unionistische Parlamentsmitglieder wohnten am Mon tag einer Versammlung bei, in der einige zu den An hängern der Tarifreform zählende Arbeiter, die bei den letzten Wahlen kandidiert hatten, ihre Eindrücke von einem Besuch in Deutschland schilderten. Die Vor tragenden führten u. a. aus, daß sie von der bei einem Vergleich mit England in die Augen fallenden Wohl fahrt der arbeitenden Klassen in Deutschland über rascht seien. Besonders aufgefallen sei ihnen die Tat sache, daß in Deutschland der Gelegenheitsarbeiter besser bezahlt werde, als in England. — Die englische Flotte. Der Marinemit arbeiter des „Standard" meldet seinem Matte aus Portsmouth, daß das Mittelmeergeschwader und eben so das in Ostasien stationierte Geschwader demnächst sehr verstärkt werden sollen, weil die beiden neuen Dreadnoughts in die Heimflotte eingestellt wurden. Italien. — ZusammenkunftzweierStaatsmänner. ISwolSki wird am heutigen Mittwoch in Florenz eine Unterredung mit dem neuen Minister des Aeußern San di Giuliano haben. Türkei. - Uesküb, 12. April. Die aufständischen Al banesen ergaben sich und lieferten die Gefan genen und erbeuteten Geschütze aus. Gestern kamen zwei Bataillone aus der Hauptstadt hier durch, unter deren Offizieren sich ein kaiserlicher Prinz befindet. Dieser, sowie der unter den vorgestern abgereisten Offi zieren befindliche Sohn des Großwesirs Hakki-Pascha, haben den Auftrag, auf die Albanesen gütlich einzu- wirken. Die Jerusalemer Fe st tage nahmen am Dienstag ihr Ende. Wie schon gemeldet, war der Dienstag der Feier des 50jährigen Bestehens des sy rischen Waisenhauses gewidmet. Am Montag gaben Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich in der Oelberg- stiftung ein großes Festmahl. Der Aufenthalt des Prinzenpaares in Jerusalem währt nun noch bis Ende dieser Woche, dann wird mit Beginn der folgenden die Heimreise angetreten. Amerika. . Roosevelt. Der „Newyork Herald" meloet aus Porto Mauritio: Expräsident Roosevelt hatte am Montag eine längere Besprechung mit dem früheren Minister für Forst und Waldwesen in den Vereinigten Staaten, Pinchot, der infolge von Unstimmigkeiten mit dem Präsidenten Daft sein Amt niederlegen mußte. Roosevelt hatte Herrn Pinchot gebeten, ihm nach Eu ropa entgegenzukommen. Die Einladung hatte sei nerzeit großes Aufsehen erregt. Bei dem Zusammen treffen erstattete Pinchot dem Expräsidenten Roose velt einen ausführlichen Bericht über die politische Lage in den Vereinigten Staaten und alles, was sich bisher daselbst ereignet hat. Roosevelt hat Herrn Pin chot seine Absicht, bei der nächsten Präsidenten wahl wieder zu kandidieren, ausgesprochen und ihn gebeten, dies seinen Freunden mitzuteilen. Lokale und sächftsche Nachrichtm. — Schönheiderhammer. Gestern abend ent stand in der Schlafkammer des Bahnhofsrestaurateurs Hent schel hier infolge Unvorsichtigkeit ein Brand. Dadurch, daß das Dienstmädchen die Lampe zu nahe an daS Fenster ge stellt hatte, fingen die Gardinen Feuer und in ganz kurzer Zeit waren die Gardinen, Ditragen, Uebergardinen und zum Teil auch daS Bett ein Raub der Flammen geworden. Zum Glück hatten die Hausbewohner den Brand bemerkt und hatten denselben gelöscht, noch ehe größeres Unheil angerichtet wurde. — Dresden, ll. April. Die Sächsische Bür germeistervereinigung hielt heute mittag im Saale des Stadtverordnetenkollegiums unter dem Vorsitze des Herrn Oberbürgermeisters Geh. Rat Dr. Beutler eine länaere Sitzung ab, die sich in der Hauptsache mit allgemeinen Ver- waltungSfragen auf städtischem Gebiete beschäftigte. — Dresden. 12. April. Die Regierung bringt einen N'a chtra g s et a t über l'„ Millionen Mark zur Erhöhung der Eisenbahnerlöh ne ein.