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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud. Verantwortlicher Redakteur Iuliu» Brau» tu Freiberg. — .... , „ > . 33. Jahrgang. Erscheint jeden Wochentag Äbeiid« S Uyr fttr den . , Inserate werden bi» Vormittag» 11 Uhr angmom- a iol. Sonntag, den 17. Juli. 1881. Wener-Prosmist Nir Loamag, vea 16. Joli: Beräoütrlikh, Temperatur Würmer, Reigoog za Gewitter«. vor- Fingerzeig für die augenblickliche .sondere Abmachungen kein Objekt bietet. 6 nationallibcrale, 6 fortschrittliche Kandidaten, ein An 8 fortschrittliche Abgeordnete, so daß also die konservativen credi konnte den Stier bei den Hörnern packe die ganze Angriffskraft Ungarns für sich hatte. Sobald wäre es sehr zu wünschen, daß der leidige Parteihader sich weniger schroff äußerte. Denn aus dem Zwist der Ordnungsparteicn ziehen die Sozialdemokraten einzig und allein den Vorthcil. Die kürzlich bei uns stattgefundencn Landtagswahlen haben bewiesen, daß die sozialdemo- sirunq nicht ehrfurchtsvoll an der Leitha Halt mache. Nun hat Graf Taaffe allerdings auch Ungarns Antipathien gegen die Slaven, sowie den Argwohn Deutschlands zu Widersachern. Aber er hat den großen Vortheil, daß nicht wie damals in Berlin die Liberalen am Ruder sind. Darum läßt sich ein baldiges und jähes Ende mit Schrecken, wie es Belcrcdi und Hohenwart beschcert war, mit Sicher heit für das gegenwärtige Regiment in Oesterreich nur dann Voraussagen, wenn ein Sieg der freisinnigen Parteien in Deutschland den Grafen Taaffe in die Unmöglichkeit versetzt, die Deutschen der Erblande noch länger zu tcrrori- Taaffe würde Verfassung ein Haar krümmen; Tagesschau. Freiberg, 16. Juli. Kaiser Wilhelm ist gestern wohlbehalten in Gastein angckommen, von dem Prinzen August von Württemberg, dem Statthalter von Thun, dem Landeshauptmann Coronini und dem General Dahlen empfangen und von den herzlichen Zurufen der zahlreichen Kurgäste begrüßt. — Bei dem vorgestern Abend zn Ehren der englischen Gäste in Kiel stattgehabten Diner begrüßte der Prinz Heinrich dieselben mit folgenden Worten in englischer Sprache: „Zur großen Freude gereicht es mir, daß ich heute einen königlichen Prinzen, der mit mir durch die engsten Familienbeziehungen verbunden, der jetzt als Re- -räscntant einer mächtigen, stammverwandten Nation in diesem Hafen zugegen ist, hier begrüßen kann. Ich heiße Die Woche. Unser inneres politisches Leben zeitigt durch den Kampf der Parteien, wie er anläßlich der herannahenden Reichstagswahlcn immer heftiger und rücksichtsloser ent brennt, politische und wirthschaftliche Gegensätze, welche nur dazu beitragen können, den Blick des Volkes zu trüben und unsere Parteiverhältnisse noch mehr zu ver wirren. Jeder unbefangen Urtheilende wird sich aber sagen müssen, daß diese kleinlichen Parteikämpfe unmöglich sür das Gesammtwohl der Nation dienlich sind, denn sie halten uns auf lange Zeit vom inneren Frieden ab, dessen wir so sehr bedürfen- Auch in Bezug auf die Gefahren, welche uns von der sozialdemokratischen Bewegung drohen, siren. In Italien erfolgte in der Nacht vom 12. zum 13. Juli die Uebcrsührung der irdischen Ueberrcste des Papstes Pius IX. aus der Pctcrskirche nach der Kirche San Lorenzo extra mnros. Im Dom zu St. Peter be findet sich nämlich der Sarkophag, wo jeder Papst nach seinem Ableben eine provisorische Ruhestätte findet, bis ihm ein Mausoleum errichtet ist. Auch die Leiche Pius IX. war provisorisch im Dome zu St. Peter zur Ruhe bc- Lebensversicherungskasse gegründet, dieselbe alsbald mit 30000 Frks. dotirt und nach Bedarf weitere und regel mäßige Gaben in Aussicht gestellt. Die Mittel dieser Kasse sollen dazu verwendet werden, jedem Arbeiter, der sein Leben versichert, die Hälfte seiner Polize auf 1000 Fres, zu bezahlen. Derartige Versicherungen können alle ver- heirathetcn Arbeiter im Alter von 25 — 40 Jahren ein- gchen, welche in Mülhausen und Umgegend arbeiten und ein günstiges Zcugniß ihres Fabrikhcrrn beibringen. Je nach dem Alter des Beitritts wird der jährliche Beitrag des Arbeiters zu dieser Art von Lebensversicherung 10 bis 20 M. betragen. Die Versicherungssumme von 1000 Frks. wird dem Arbeiter auch schon bei Lebzeiten ausbezahlt, wenn er das sechzigste Lebensjahr erreicht hat. Die Zusammenkunft unseres Kaisers mit dem Kaiser von Oesterreich ist mit Bestimmtheit in Aussicht genommen. Definitive Abmachungen liegen noch nicht vor, voraussicht lich wird die Zusammenkunft diesmal in Gastein und die kennbar hervortreten. Jenen Zweifeln an der Durchführ barkeit wird damit der Boden entzogen, mit denen die jenigen Parteien, welche nur aus der Opposition ihr Leben fristen, in Ermangelung wirklicher Gründe die auf die Aufbesserung der sozialen Lage der unteren Klassen gerichteten Pläne zu durchkreuzen suchten. Bei der großen Anzahl von Einzelfragen, welche mit allen den erwähnten Materien zur Erörterung gelangen, scheint es indeß ge boten, vor allen Dingen die Erörterung über diejenigen Punkte weiter zu führen, welche in der letzten Rcichstags- scssion noch nicht bis zur Spruchreife gediehen sind. Mit jener Unermüdlichkeit, welche sich überall da kund- gicbt, wo humane Bestrebungen von Erfolg gekrönt werden, fahren die oberelsässisch'en Industriellen in der Ver besserung und Erweiterung ihrer zahlreichen Arbeitcrwohl- fahrtsanstalten fort. So haben neuerdings drei der größten Firmen Mülhausens, Dollfus-Micg- Schaeffer- Lalance und Jean Dollfus, um ihren Arbeitern die Vor theile der Lebensversicherung zuzuwenden, eine besondere stattet worden, bis sie endlich hinausgetragen werden konnte zu der Kirche, welche der vormalige Papst zu Ehren der unbefleckten Jungfrau Maria erbaut hat und welche den Gläubigen als dauerndes Denkmal seines Wirkens dienen soll. In nächtlicher Stille geschah die Ueberführung. Dem Sarge folgten etwa 3000 Personen zu Fuß, auf welche auf dem Platze der Thermen deS Diocletian mit Steinen geworfen wurde, wodurch drei Personen Verwundungen erhielten. Auch vielfache Rufe: „Es lebe Italien!" wurden laut, denen der Ruf „Es lebe der Papst!" entgcgentönte. Es wurden mehrere Ver haftungen vorgcnommen, worauf der Zug ruhig seinen Weg fortsetztc. Die Franzosen führen vor der tunesischen Hafen stadt Sfax seit Wochen ein cigenthümliches militärisches Schauspiel auf. Ihre Panzerschiffe haben die Stadt und die sic verthcidigcnden Forts bombardirt und durch das Bombardement beinahe vollständig zerstört; die alten Kanonen der Araber vermögen den französischen Panzer kolossen nicht den geringsten Schaden zuzufügen und doch haben die Franzosen den braunen Vertheidigern von Sfax gegenüber noch keinen einzigen ncnnenswerthen Erfolg davongetragcn, ja, sie sind bei dem ersten Landungsversuch sogar mit blutigen Köpfen zurückgewiesen worden, Die französische Heeresleitung hat eben auch vor Sfax den selben Mangel an Umsicht und Energie bekundet, der schon im Beginn der tunesischen Expedition und dann in den Operationen gegen den schlauen Bu-Amena hervortrat. Wenn die Franzosen gleich im Anfang mit genügenden Streitkräften vor Sfax erschienen wären, so wäre ihnen wohl ein rascherer Erfolg sicher gewesen, als jetzt, wo sie erst auf das Eintreffen von Verstärkungen warten müssen. Fast scherzhaft aber klingt es, wenn es jetzt schon viel fach heißt: daß Europäer und Angehörige fremder Na tionen sich unter den aufständischen Arabern befänden, diese befehligten und deren Vertheidigungs-Operationen um Sfax leiteten. Das konnte natürlich nicht ausbleiben! Uns soll nur wundern, was für Nationalitäts-Angehörige man unter den Arabern schließlich noch entdecken wird! Wir haben schon so eine gewisse Ahnung in dieser Hin sicht. Die augenblicklichen klimatischen Verhältnisse dürf ten auch voraussichtlich jede umfassende und entscheidende Aktion im Südwcsten Algiers gegen Bu-Amena, den „Mann mit dem Turban", momentan unmöglich machen, und vielleicht wird cs September, ehe General Saussier im Stande ist, zu dem erwarteten vernichtenden Schlage auszuholcn. — InParis wurde am 14. Juli das zweite Nanonalfest der französischen Republik auf das Glän zendste gefeiert und der Eifer, welchen die Behörden hier bei entwickelten, um das Fest so glänzend wie möglich zu gestalten, scheint dem Wunsche zu entspringen, den Na poleonstag, den 15. August, immer mehr aus der Erinne rung des französischen Volkes zu verdrängen. Im englischen Parlament macht die dritte Lesung der irischen Landbill wahre Riesenfortschrittc. Im Unterhause wurde bereits die Hälfte der einige fünfzig Artikel um- assenden Vorlage erledigt und wenn der Arbeitseifer der englischen Parlamentarier unter dem Einflüsse der sommer lichen Schwüle nicht erlahmt, so steht die Beendigung der Verhandlungen über jene vielgenannte Bill in kürzester Frist zu erwarten. kratisch^ Zeit M» Schluß der dortigen Kur unseres Kaisers sein, ist. Denn wenn auch Bebel nur im Leipziger Landkreise Ä" August. Um politische Betrachtung»! an diA die Majorität erhielt (und auch diese Wahl wird ungiltiq Thatsache zu knüpfen, liegt ein besonderer Grund nicht erklärt werden), so vereinigten sich doch fast in allm »or; eine Zusammenkunft Wahlbezirken des Landes soviel Stimmen aus seinen ?' Hahmerle, auf welche m österreichischen Blattern vor- Namcn, daß daraus die Rührigkeit der Partei erkennbar dcrcitcl wurde, findet nach bestimmten Dementis nicht wird. Ucbcrhaupt war die Bctheiligung bei unseren Er-!^/' das gwbt den Fingerzeig für die augenblickliche satzwahlcn für den Landtag eine sehr geringe. Nach den Situation, die für besondere Abmachungen kein Objekt bis jetzt vorliegenden Berichten wurden 14 konservative, "letet. ... In Oesterreich soll nun die Pazifikation Böhmens Hänger der Gewerbcpartei und ein Sozialdemokrat gewählt, stattfinden. Der neue Statthalter v. Kraus ist in Prag Ausgcschiedcn waren 12 konservative, 9 nationalliberale, eingetroffcn und cs wird sich bald zeigen, ob er die Czcchcn ' " . . ' I .... - -zur Raison bringen oder nur darauf sehen soll, daß die Elemente im sächsischen Landtage eine Verstärkung er- Vergewaltigung der Deutschen in minder skanoalöser Weise fahren haben. svor sich geht. Nach Wiener Blättern wären dem neuen Tritt naturgemäß bei den Landtagswahlen die sozial-j Statthalter keine außerordentlichen Vollmachten erthcilt demokratische Bewegung weniger scharf hervor, um so-worden, sondern nur die Vereinbarung der nöthigen admi- mehr dann bei den Reichstagswahlcn. Unsere Staats-! nistrativcn Details, welche in das Ressort des Ministeriums lcnker und vor Allem der Reichskanzler Fürst Bismarck! des Innern gehören, in einer mehrstündigen Konferenz haben die Beobachtung gemacht, daß wir in sozialpolitischer i des Grafen Taaffe mit ihm erfolgt. Unbedingt erinnert Beziehung vor mehr als einem Abgründe stehen, daß die jetzige Lage der Deutschen im schwarzgclbcn Nachbar zumal sozialrevolutionäre Ideen in den unteren Volks-1 lande an die Zeiten eines Belcrcdi und Hohenwart. Bcl- klaffen von den Sozialdemokraten mächtig geschürt werden,, credi nahm ihnen ihre Verfassung, Hohenwart wollte sie und daß es die Aufgabe der Regierung ist, nicht nur mit sthnen nehmen; aber der Eine wie der Andere ließ die der Strenge des Sozialistengesetzes diesen Gefahren ent-! Deutsch-Ocsterrcicher im Vollbesitze der ihnen verbürgten gegenzuwirken, sondern auch mit positiven Mitteln helfend i staatsbürgerlichen Freiheiten und schützte sie wenigstens einzuschreiten. Auf diesem schwierigen Gebiete können nothdürftig gegen czcchischcn Uebcrmuth. Taaffe würde aber natürlich nur ganz allmählich einige Fortschritte eher demisfioniren, als der Verfassung ein Haar krümmen; erzielt werden, obwohl sich die Regierungen sehr ernst mit nur regiert er, als besagte deren erster Paragraph, daß den darauf bezüglichen Fragen beschäftigen. Zunächst ist - fic sür die Deutschen keine Giltigkeit habe, und der Prager es die Unfallversicherung der Arbeiter gewesen, auf-Polizei giebt er 4000 Gulden Extra-Remuneration, weil die sich die Vorarbeiten, die Beschlüsse der Reichsregierung i ffc sich strenge an ihre Ordre gehalten, bei den Exzessen und des Bundcsraths konzentrirt hatten und die in Folge nur dann einzuschrciten, wenn sie selber angegriffen würde, der prinzipiellen Abänderungen, welche der Reichstag an Wie der Ausgang dieses Kampfes sein wird? Das hängt dem Gesetzentwürfe vorgenommen hatte, zu keinem er- wit in erster Linie von den deutschen Wahlen ab. Bcl- Wünschten Resultate geführt haben. Wie inzwischen ver- credi konnte den Stier bei den Hörnern packen, weil er lautet, würde der neue Reichstag in die Lage kommen, die ganze Angriffskraft Ungarns für sich hatte/ Sobald nicht mehr bloß mit der Unfallversicherung, sondern auch Ungarn befriedigt worden, war's auch mit der Sistirung mit der Jnvalidcnversorgung der Arbeiter und der Armen- der Verfassung vorbei. Hohenwart fiel, als der Aufstand Gesetzgebung sich zu beschäftigen. Die Ziele der Regierung m der Mlütärgrenze den Ungarn zeigte, daß die Slavi- werden damit um so deutlicher und für Jedermann er- t""""