Volltext Seite (XML)
Wetter-Prognose sür Freitag, den 6. Mai: Wolkig bis trüb, Temperatur wärÄer, Niederschläge. ine M2 ne. gewchr zu Prokuren, das man gegen Deutschland an- wcnden wollte, so ergreift man heute mit Begierde die werden. Gambetta ist derjenige Mann nicht, der alle Gelegenheit, in Tunis ein Manöver großen Styls zufs^lw Absichten verwirklichen, alle sich ihm cntgcgcn- thürmcnden Hindernisse aus dem Wege räumen kann. ^^4. K71SS- - veranstalten, bei welchem man alle Mängel entdecken muß, welche der französischen Armee nach zehnjährigen Rc- organisationsbestrebungen noch immer anhastcn. Bewährt sich in Tunis der gegenwärtige Zustand der französischen Armee, so steht nichts im Wege, unmittelbar darauf gegen Deutschland zu marschircn. Bewährt er sich nicht, so weiß man wenigstens, worauf man in Zukunft sein Augen merk richten muß. Und gleichzeitig hat man doch die Gelegenheit wahrgenommen, der französischen Armee eine Uebung zu verschaffen, die ihr jedenfalls von Nutzen sein wird. genug zu Nachbcsserungsarbeiten haben. Es mag ja sein, daß die der Regierung feindliche Presse die Mängel, die sich herausgestellt haben, übertreibt. Aber diese Uebertrei- bungen hinterlassen doch ihre Wirkungen in dem Volks- gcmüth und hindern es, sich in übereilter Weise neuen Kricgsgelüsten zu überlassen. Wir erwiedcrn endlich, daß die afrikanische Kolonialpolitik noch niemals zur Stär kung Frankreichs, wohl aber wiederholt zu seiner Schwä chung beigetragen. Für den großen Krieg hat die fran zösische Armee in Afrika niemals etwas gelernt, vielmehr sich dort für denselben untauglich gemacht. Und vor der Hand sehen wir den französischen Einfluß dort noch nicht einmal gewachsen; im Gegentheil, wir sehen mit Staunen, daß die französische Herrschaft in Algier in Schwankungen geräth in dem Augenblicke, wo man den Versuch macht, sie über die Grenzen von Algier hinaus auszudchnen. Was wir aus der Affaire Tunis in der That recht anschaulich l<Men können, ist das, daß jeder Tag seine eigene Sorge hat und daß es völlig unmöglich ist, politische Abenteuer auf viele Jahre im Voraus festzu stellen. Vor ein paar Monaten war der Name Tunis unseren Lippen noch recht wenig geläufig, und die Zahl derjenigen, welche wissen, was ein Krumir ist, beschränkt sich wohl auf die engere Gemeinde der andächtigen Mit- nd ast in li. Ci, in ck d. u r 1. n unserer Seite die Aussicht auf einen Krieg verstärke. Wir denken viel zu niedrig von uns, wenn wir meinen, es genüge für den Franzosen eine Frist von zehn Jahren, um vermöge seines patriotischen Aufschwungs und seiner größeren materiellen Hilfsmittel den Unter schied einzuholcn, in welchem er sich von uns in militä rischer Vorbereitung entfernte. Zugegeben, daß seit zehn Jahren die Franzosen mit gleichem Eifer fortgeschritten sind wie wir, so bleibt doch die Differenz bestehen, die damals bestanden hat. Zugegeben, daß seit zehn Jahren der französische Generalstab mit gleichem Eifer gearbeitet hat, wie der unserige, so bleibt doch die Thatsache be stehen, daß der unserige auf unübertrefflichen Grundlagen weiter gearbeitet hat, während der französische von vorn ansangcn mußte. Wenn ein devastirtcs Gut zehn Jahre lang ausgezeichnet bcwirthschaftet wird, so wird es doch nie auf den Zustand gebracht werden können, wie ein Gut, das sich ununterbrochen in musterhaftem Zustande befunden. Die ersten Schritte, die Frankreich in Tunis gethan, liefern den Beweis, daß weder seine Intendantur, noch sein Generalstab cs auf die Höhe der Einrichtungen unserer Armee gebracht hat. ch- nd au V. lt; eb. ne cg- > und 5°°. KI« «L 1283 "Ot sss SL« -WS ,-7181 WR S17S WS» «öS» glieder der geographischen Gesellschaften. Urplötzlich sah sich die tunesische Frage in die erste Reihe des Interesses gestellt. So kann morgen eine andere und übermorgen wieder eine neue Frage aufgeworfen werden und den fran zösischen Revanchckrieg von Neuem in den Hintergrund drängen. Es giebt bei uns Leute, die fest überzeugt sind, daß Gambetta sich einen Sklaven hält, der ihm jeden Morgen beim Aufwachen zurufen muß : „Herr gedenke der Deutschen," daß er keinen Tag vorübcrgehen läßt, der ihn nicht seiner Lebensaufgabe um einen Schritt näher gerückt hat. Hierin liegt insofern etwas Wahres, als cs in der That wenige Menschen gicbt, vor denen Deutschland so unausgesetzt auf der Hut sein muß, als Gambetta. Er wird einen Krieg gegen uns beginnen, wenn er es mit Aussicht auf Erfolg thun kann und er wird nichts versäumen, um solche günstige Aussichten herbcizusühren. Wir sollen dafür sorgen, daß wir stark genug sind, seinen Absichten zu begegnen, aber wir sollen uns doch vor der Annahme hüten, daß cs unser in den Sternen geschriebenes Schicksal sei, mit Frankreich noch in einen schweren Krieg verwickelt Und wenn er nie aushören wird, den Krieg gegen uns zu wollen, so ist cs doch schr zweifelhaft, ob er jemals dazu kommen wird, ihn führen zu können. Wir dürfen uns in den Gedanken von der Unvermeidlichkeit des Krieges nicht allzusehr vertiefen. Als vor zehn Jahren unsere Armee aus Frankreich heimzukchren begann, standen alle Offiziere unter dem Eindruck, daß unsere Rechnung mit Frankreich noch nicht beglichen sei. Einen Vcrgcltungskricg mit Frankreich stellten alle in Aussicht; über die Frist gingen ihre An- Vit tunesische Frage. Die Verwickelungen, in welche Frankreich mit dem Be herrscher von Tunis gerathen ist, intercssiren uns nur so weit, als sie Rückwirkungen auf unser Verhältniß zu der Nachbarrepublik ausübcn. Deutschland hat am Mittclmeere keine eigenen Interessen wahrzunehmcn und cs kann ihm gleichgiltig sein, ob Frankreich dort seinen Einfluß ausdchnt- Auch ist unser Verhältniß zu Italien nicht ein derartig intimes, daß wir irgend eine Veran lassung hätten, diesem Staate in der eifersüchtigen Haltung, zu welcher er sich veranlaßt sieht, zu sckundircn. Der erste Gedanke, welcher sich einem Jeden aufdrängt, ist der, daß Frankreich nun vor der Hand ausreichend beschäftigt ist und nicht daran denken kann, seinen bösen Absichten gegen Deutschland nachzuhängen. Allein bei diesem Gedanken stehen zu bleiben wird als eine Ober flächlichkeit gescholten. In Tunis, so sagt man uns, wird jetzt die Waffe Probirt, welche man demnächst gegen Deutschland richten will. Wie man nach Mcntana zog in keiner anderen Absicht, als in -der, das neue Chasscpot- Hagesfchau. Freiberg, 5. Mai. Die Jnnungsgesctz-Kommission des Reichstages nahm gestern ihre Verhandlungen bei 8 l04a wieder auf. Zu dem genannten Paragraphen hat der Abg. Graf v. Bismarck neben dem Kleist'schen Antrag ein Amendement gestellt, wonach die Handwerkerkammern durch ein Statut gebildet werden, welches von den Jnnungsvorständen der m dem Bezirke der Handwerkerkammer bestehenden Innun gen zu beschließen ist und nach welchem auch die Mit gliedschaft der Handwerkerkammer von der Thcilnahme an einer Innung des Bezirks abhängig sein soll. Für diesen Antrag plaidirten zuerst die Dcutschkonscrvativen und Graf v. Bismarck, dagegen widersprach der Abg. - Ludwig Löwe (Berlin) dem Anträge, wie auch dem An träge v. Kleist. Man könne unmöglich den Innungen die Bildung der Handwcrkerkammcrn übertragen, ebensowenig sich auf Ausarbeitung eines integrirenden Theiles des Gesetzes einlasscn. Es empfehle sich deshalb, die Anträge v. Kleist und v. Bismarck abzulehncn und sich auf eine Resolution zu beschränken, welche den Reichskanzler ersucht, dem Reichstage einen Gesetzentwurf vorzulcgen, welcher die Bildung von Gewerbckammern für alle Gcwerb- treibendcn behandelt. Die Abgg. Frhr. v. Hertling und Ackermann stimmten darauf den Ausführungen des Abg. Löwe (Berlin) zu, ebenso die Abgg Böttcher (Waldeck), Lüders und Müller (Gotha). Ebenso stellte sich der Re- gicrungskommissar Staalsministcr v. Bötticher auf den selben Standpunkt. Ein gemäß den Ausführungen des Abg. Löwe fvrmulirtcr Antrag wurde darauf einstimmig — auch Graf v. Bismarck stimmte zu — angenommen. Hierdurch sind, wie angenommen wird, die Anträge von Kleist und rcsp. v. Bismarck zu den Paragraphen 102 und 102a und b wieder als beseitigt zu betrachten. An Amtsblatt sür die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand Benuttwortlicher Red altem Julius Brauu iu Freiberg. Min. heutet ätten, >«8 W« 1481 WS TSV Löl S44 lt^rt SUN Darauf ist nun zu erwiedcrn, daß die Hoffnungen, sichten nicht weit auseinander. Einer meinte drei Jahre, die man an das Wunder von Mentana geknüpft hat,.ein Anderer fünf Jahre, ein Dritter acht Jahre. Dic- keineswegs in Erfüllung gegangen sind. Man wird sich - jcnigen, welche sich auf zehn Jahre gefaßt machten, waren daher wohl hüten, wiederum in so leichtsinniger Weise! die besonnensten. Inzwischen sind zehn volle Jahre vcr- Hoffnungen zu fassen. Wir erwiedcrn ferner, daß der flossen, und heute rechnet wohl Jedermann darauf, daß erste Versuch einer französischen.Mobilmachung seit dem das laufende Jahr den Frieden erhalten wird. Noch 33. Jahrgang. . Freitag, den 8. Mai n 5» ü Erscheint jeden Wochentag Abends s llyr Mr den 1 I ff andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 28 Pf., » zweimonatlich 1 M. SO Pf. u. einmonatl. 78 Pf. »d he u- ei- und Tageblatt genommen wurden darauf die Paragraphen 104a und 104^ und ebenso der Artikel II des Gesetzes mit 10 gegen 8 Stimmen. — Bei Gelegenheit der Bcrathung desselben wird ein Antrag des Abg. v. Kleist, welcher die Benenn ung „Meister" den Nichtinnungsmitbliedern verbieten will, abgelehnt. Dagegen stimmten die sämmtlichcn Liberalen, das Zentrum und die Frcikonservativen. Schließlich wird auch Artikel lil des Gesetzes, nach welchem diejenigen be- tehcnden Innungen, welche sich bis Schluß des Jahres 885 dem Gesetze nicht gefügt haben, aufgelöst werden ollen, mit 10 gegen 9 Stimmen verworfen, nachdem sich >ie Abgg. Löwe (Berlin), Baumbach und Schmiedel da- fegcn erklärt hatten. Hiermit ist die Bcrathung des Ge- ctzcs beendet. Heute tritt die Kommission in die zweite Lesung des Gesetzes ein. — Die Kommission sür Vorbe- rathung des Unfall-Versicherungs-Gesetzes setzte gestern die Bcrathung des Entwurfes fort. Beim 8 9, der von den Ersatzansprüchen bei Todesfällen handelt, wurde der Antrag Witte-Wöllmer auf generelle Erhöhung der Sätze abgelehnt und auf Antrag Buhl beschlossen, daß der Satz für Doppelwaisen 15 Prozent betragen soll. Ein Antrag Frcund-Eysoldt wurde zur Feststellung der Redaktion für die zweite Lesung Vorbehalten. Zum 8 10 gelangt ein Antrag Stumm zur Annahme, der die Doppel- Versicherung verhindern soll. — Wie die „National-Ztg." erfährt, haben gegen den letzten Beschluß des Bundes- rathes auf Wiederherstellung der ursprünglichen Vorlage, betreffend die Errichtung eines deutschen Volkswirthschafts- rathes, die Hansestädte gestimmt. Der volkswirthschaftliche Ausschuß des österreichische« Abgeordnetenhauses hielt gestern eine Sitzung, in welcher die Maßregel Ungarns, betreffend die Einführung eines „statistischen Zolles" auf die nach Ungarn importirten Waaren zur Verhandlung gelangte. Dem Ausschüsse lag die Petition des niedcrösterrcichischcn Gewerbevercincs vor um Jnhibirung der ungarischen Verordnung in Betreff der Waarcnverkchrs - Statistik. Drei Handelsminister nahmen das Wort, zwei außer Dienst befindliche und ein aktiver, die Herren Banhans, Chlumccky und Pino. Es ist keine ungewöhnliche Erscheinung, daß die pensionirten Minister sür die Bolksintercssen eintrctcn und die aktiven etwas rescrvirter sind in »Fragen, deren Lösung große Energie erfordert. So war Herrn Pino's Haltung keine zufriedenstellende, er stellte sich auf den Standpunkt Jnferate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- /D O mm und beträgt der Preis sür die gespaltene Zette I I oder deren Raum 18 Mennige. Jahre 1870 keineswegs glänzend ausgefallen ist und man einmal, wir machen dies nicht geltend, um uns in eine dürste auf eine Reihe von Jahren hinaus noch Stoff' thörichte Sicherheit einzuwicgen, sondern um abzumahnen, ' ' daß man nicht durch eine leidenschaftliche Haltung von