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- Erscheint jeden Wochentag Abend» ü Uhr für den I andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 2d Pf., zweimonatlich 1 M. b0 Pf. u. rinmonatl. 72 W. eiaenthümlichstcn Ruhestörer, die wohl jemals oxistirt h-hen. Blanqui war der Verschwörer aus Prinzip, Perus und Vergnügen. Er wollte seit seinem Eintritt in das poli tische Leben jede Regierung stürzen, nicht, um eine andere an ihre Stelle zu setzen, sondern um seiner stürMchen Beschäftigung zu leben. Dir größte Merkwürdigkeit in seinem Leben ist es, daß er nicht im Gefängniß, nicht ein mal im Jrrenhause gestorben ist. Zum Tode verurthgilt, lebenslänglicher Hast verdammt, gaben deu- älzungen in Frankreich ihm immer djc Frei- Phase eintreten werde. — Die offiziöse „Montags-Rcbvc" schreibt: „Sollte die Berm.ttelunz der Mächte uäduvch- sührbar sein, so wird cs nur die Aufgabe Europas blEn, das europäische Konzert zu erhalten und dadurch eventuoläter einen griechisch-türkischen Kampf lediglich zu einer Episode zu stempeln, welche die Pazifizirung t«S Orients War unterbrechen, aber nicht unmöglich machen Würde. Km entgegengesetzten Falle würde sich allerdings die orientalische Frage in ihrer ganzen Ausdehnung ausrollon, dio testen Entscheidungen aber würden sich nicht im Orient, sondtrn auf europäischem Boden vollziehen." Am Reujahrstagc starb in Frankreich Blanqui. Der Tod dieses Mannes befreit das Land von einem der Der erste Neujahrsgruß an England ist die Prokla mation eines Triumvirats der Boers iu Transvaals welche ihre Konstitution vertheidigen. Diese republikanische Baucrnregicrung offerirt jetzt allen Gessnern Amnestie. Die Beamten, welche unter der britischen Herrschaft dien ten, sollen in ihren Stellungen verbleiben dürfen und ein englischer Konsul zügelassen werden. Eine bedeutende Anzahl großer englischer Journale erklären sich für das Aufgcben des Transvaal-Landes, da dessen Besitz für England keinen Nutzen bringe. Nach dem Bericht des Boersführcrs Joubert müssen die englischen Soldaten bei dem letzten Gefechte nicht sehr lange gekämpft haben. Mit nur 150 Mann griff er die Engländer an nutz der ganze Kampf währte vlos 15 Minuten, worauf von 250 Engländern über 50 gctödtct, viele verwundet und der Rest gefangen waren- — Eine amtliche Meldung aus Pietermaritzburg vom 31. Dezember besagt: Aus Pretoria und vom Potschcfstrom (im Transvaal-Lande) liegD. keine Weiteren Nachrichten vor. Die Garnisonen Ppst sander ton und Wakerstroom haben sich stark verschanzt, sind mit ausreichenden Lebensmitteln versehen und sind bis jetzt noch nicht angegriffen worden. Die Baers haben Wecht wieder geräumt. — Am letzten Tage des vergangenen Jahres fand in London ein dreistündiger KabtnMrath statt. Der russische Botschafter,-Fürst Lobanoff, hatte eine längere Unterredung mit dem Staatssekretär des Aus wärtigen, Lord Granville. — Die Staatseinnahmen für die Zeit vom 1. April bis 31., Dezember 1880 ergeben gegen den gleichen Zeitraum des Jahres 1879 eine Zu nahme von 2025 335 Pfd. Sterl. Die Einnahmen aus den Zöllen weisen eine Abnahme von 58000 Pfd. Sterl, auf. — Der Vizckönig von Irland hat eine Bekannt machung erlassen, durch welche alle für Sonnabend, und Sonntag anberaunltcn Landmcetings verboten wurden. — Parnell, Biggar, Dillon, Sullivan und Sexton sollen beabsichtigen, der Eröffnung des Parlaments beizuwohnen. Ihr Prozeß ist noch nicht beendet, vielmehr nur bis 3. Januar vertagt worden Nach einer Mittheilung der theiltc, cs bereite ihm Freude, durch Kaiser Franz Joscf davon benachrichtigt zu sein, daß das Gerücht von einer Verschiebung der Hochzeit des Kronprinzen Rudolf unbe gründet wäre. Er (Kaiser Wilhelm) habe beschlossen, sich bei den Hochzeitsfeierlichkeiten in Wien durch semen Sohn, 'den Kronprinzen, vertreten zu lassen, welcher deshalb nach Wien kommen würde. Unter den zum Neujahrsempfange anwesenden Botschaftern fehlte der russische Vertreter, Herr v. Saburoff, dem cs nicht möglich gewesen war, sich rechtzeitig von seinen Dienstgeschäften in Petersburg frei zu machen, wohin er dieser Tage vom Czaren berufen worden war. — Der Bundesrath wird seine Arbeiten in der zweiten Januar-Woche wieder aufnehmcn; zunächst handelt es sich um Fertigstellung des Etats. Im Uebrigcn sollen vorläufig dann größere Arbeiten erst nach Been digung der Ministcrkonfcrenzcn zu erwarten sein. — Dem preußischen Abgeordnctcnhausc ist nach seiner Ver tagung ein Gesetzentwurf, betr. die Verwendung der in Folge weiterer Reichssteuerreformcn an Preußen zu über weisenden Geldsummen, zugegangen. Die Grundzüge desselben bestehen darin, daß die Klasscnsteuer für dre 4 untersten Stufen außer Hebung gesetzt, der Betrag der Klasscnsteuer der übrigen Stufen aber, so wie die Ärund- llnd Gcbäudcstcuer bis zur Hälfte des etatsmäßigen Er- träges den Kreisen Überwiesen werden soll. Map berech ne:, daß zur Erreichung dieser Ziele'105—110 Millionen neue Reichssteuern erforderlich sind und glaubt daher, daß die Bundesregierungen dem bevorstehenden Reichstage außer den oben genannten Stcucrvorlagcn noch einen Antrag auf Einführung des Tabaksmonopols vorlcgen werden. — Die preußische Staatsregierung hat die rhei nischen Ultramontanen mit ihrer berüchtigten, aus Anlaß der Kölner Domfeicr an den Kaiser gerichteten Jmmcdiat- vorstelluna gründlich abfahren lassen, indem sie ihnen im Auftrage des Kaisers erwicderte, sic erachte es nicht für angczcigt, jene Feier zum Anknüpfungspunkt für die Er örterung kirchenpolitischer Anträge und Gesichtspunkte zu machen. Der Anwalt der deutschen Genossenschaften, Herr Schulze-Delitzsch, hat soeben das erste Heft einer Bro- schürcnsammlung hcrausgegcben, die sich mit Erörterung der großen Zähl von Rechtsfragen beschäftigt, welche durch die eben so vielseitige, als umfangreiche Entwickelung der Genossenschaften hervorgeruscn wurden. Neben den umfassenden Kommentaren von Gelehrten und Fachmännern zum preußischen, wie dem daraus hervorgcgangcnen deuischcn Genosscuschaftsgesetze macht der Verfasser in diesen Heften seinen Standpunkt in Bezug auf einzelne bei der Inter pretation verschiedener Gcsetzstellcn hcrvorgetretene Strcit- vunkt: geltend, wie solche bei Einführung neuer Vcrkchrs- I ' >rm. mit neuen Gesetzen stets vorzükommen pflegen. Schon-als erwähnter Anwalt des deutschen Genossen- schaftsvcrbandes und dadurch unmittelbar in geschäftlicher Beziehung zu der ganzen Bewegung, fühlte er sich ge drungen, auf Grund der gemachten Erfahrungen für die rechtlich und wirthschaftlich hierbei innczuhaltenden Gesichts punkte, einzutretcn. Dazu kommt aber noch: daß die Entwürfe der betreffenden Gesetze vom Verfasser selbst ausgingen, indem er dieselben im preußischen Abgeordneten hause und sodann im deutschen Reichstage cinbrachte und an den Berathungen und der Beschlußfassung darüber in den Kommissionen, wie im Plenum der parlamentarischen Körperschaften theilnahm. Daher wird der Inhalt dieser Hefte nicht nur in den genossenschaftlichen Kreisen, sonvern namentlich auch bei den Gerichten dieselbe Beachtung finden, wie alle früheren Arbeiten des Verfassers- Die Publikation ist um so zeitgemäßer, als bekanntlich die Revision des deutschen Gcnosscnfchastsgcsetzes noch immer auf der Tagesordnuim des demnächst wieder zusammcn- tretcnden deutschen Reichstages steht- Die Streitfragen ermöglichen Jedermann die gediegenste Vorbereitung zu den bei dieser Gelegenheit in Aussicht stehenden Meinungs kämpfen. Aus der österreichischen Hauptstadt theilt mau als zuverlässig mit, daß bis jetzt in oestuntcrrichtetcn politischen Kreisen von der vor einigen Tagen avisirten neuesten Note der Pforte, wonach diese das europäische Schieds gericht ohne Stellung irgend welcher anderweitiger Vor schläge abgelehnt hätte, noch nichts bekannt ist. Mit Bestimmtheit ist indessen zu erwarten, daß die SchiedS- gerichtsaffaire in zwei bis drei Dagen in eine entscheidende Tagesschau. Freiberg, 3. Januar. Unmittelbar an den diesmaligen Jahreswechsel knüpfte sich ein bedeutungsvoller Gedenktag. Am gestrigen Sonn tage waren cs zwanzig Jahre, daß Kaiser Wilhelm, damals im 64. Lebensjahre stehend, den Thron seincrVäter be stieg. Zwanzig Jahre sind im Leben der Völker eine kurze Spanne Zeit. Aber wenn wir uns die Fülle der großen weltbewegenden Ereignisse vergegenwärtigen, welche sich in der bisherigen Regentenlaufbahn Kaiser Wilhelms zusammengedrängt haben, so scheinen uns die Zustände zur Zeit seiner Thronbesteigung einer weit entlegenen Periode anzugehören. Und in dem Mittelpunkt dieser Ereignisse erhebt sich die Heldengestalt unseres Kaisers. Sein starker Wille verharrt fest und unerschütterlich wie ein Fels in den Wogen der Bewegung; er beherrscht sie, er lenkt sie zu klar erkannten, sicher ins Auge gefaßten Zielen; die nächste Aufgabe, welche die Umstände ihm gestellt haben, erfüllt er ganz und voll, und so wird ihm jeder Erfolg die Grundlage und der Ausgangspunkt neuer Erfolge; das erreichte Ziel wird eine Station, ein Rube- punkt auf dem Wege zu einem weiteren Ziele. Nirgends nehmen wir ein ungeduldiges Drängen ins Maßlose wahr, aber stets wird die mit wunderbarer Klarheit richtig bemessene, niemals überschätzte Kraft des Staates daran gesetzt, um die Aufgaben, welche die Rcgentenpflicht dem Herrscher vorschrcibt, durchzuführen. Mit weisem Maß- hqlfen vereinigt sich im Augenblicke, wo es gilt, eine svlgenrcichc Entscheidung zu treffen, feste Entschlossenheit und muthiges Handeln; und was klare, ruhige Besonnen heit und strenges Pflichtgefühl im Verein mit entschlossener Thatkraft zu leisten vermögen, das hat, wie vielleicht keine andere Periode der Geschichte, die Regierung Kaiser Wilhelms der Welt gezeigt. Mit dem deutsch-dänischen Kriege war die Sicgesvahn eröffnet, die über Köniagrätz nach Nikolsburg, über Metz uno Sedan nach Versailles und Paris führte, die Deutschland unter Kaiser Wilhelms Szepter einigte, ihm zurückgab, was die Gewaltthaten Ludwig XIV. ihm entrissen hatten, die in dem geeinigten Deutschland einen festen Schwerpunkt für das europäische Staatensystcm und einen sicheren und zuverlässigen Hort und Wächter des europäischen Friedens schuf. Gewaltig, ja beispiellos, ist die Umgestaltung der Machtverhältnisse, welche durch eine Reihe der herrlichsten Thaten erzielt ist; aber fast eben so beispiellos ist die maßvolle und weise Zurückhaltung, in welcher das neue Deutschland seine schwer errungene Macht ausübt. Deutschland hat erobert, aber cs ist keine erobernde Macht geworden. Es hat Europa bewiesen, daß die Erhaltung des Friedens das Ziel seiner Politik ist; es hat den alten Rivalen versöhnt und in ihm einen treuen und zuverlässigen Freund und Bundesgenossen gewonnen. Möge Gi?ttes Hand auch ferner schützend über dem Kaiser walten, und mögen alle Kreise des Volkes sich fort und fort in Liebe und Ver trauen um den Thron schaaren, um in gemeinsamer Arbeit das Werk zu fördern, zu welchem er den festen Grund gelegt hat- Bei dem diplomatischen Neujahrsempfange am kaiserlichen Hofe erschien Kaiser Wilhelm im besten Wohlsein und frischester Haltung. Er empfing die Gra tulanten in heiterer, freundlicher -Stimmung und unterhielt sich mit ihnen ungefähr zehn Minuten. Dabei wurde kein politisches Thema berührt- Großes Interesse erregte cs, als der Kaiser sich zu dem Vertreter Oesterreich-Ungarns wandte und demselben mit großer Liebenswürdigkeit mit- wicderholt zu lebenslänglicher Haft verdammt, gaben den noch die Umwälzungen in Frankreich ihm immer djc Frei heit zurück, dicker d«m» «mch regelmäßig dazubrnuhte, so lange gegen' seine Befreier zu intriguiren, bis diese sich gezwungen sahen, ihn wieder cinzufperren. Blanqui ist 7o Jahr alt geworden. — Die angeblichc Ablehnpng des Schiedsgerichts von Seiten der Pforte erregte in Paris die Befürchtung, daß cs zwischen Griechenland, pnd der Türkei bald zum Ausbruch eines Konfliktes kommen werde. Gambetta wird die Absicht zugeschrjeb-a</die Untersuchung der Cisicy-Affairc zu ersticken. Sicherest, daß er, aus bekannten Gründen die Armee stets hätschelnd, die Anklagen gegen die verschiedenen Generale im höchsten Grade ungern sicht. — Die ökonomische Bilanz Frank reichs pro 1880 stellt sich weit günstiger als die polmschc. Die Eisenbahnen allein haben 85 Millionen Frapts Wehr abgcworfen als im Jahre zuvor. — Ein dem Gtzafen Chambord nahestehendes Mitglied der hohen Arifivkatie wurde angcklagt, einen jungen Baron verleitet zu HSben, daß er sein Geld einem Betrüger anvertraue. Es «steht daraus ein neuer Skandalprozeß. Inserate werden bis BormittagS 11 Uhr angenom- 8 a, , men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 oder deren Kaum 12 Pfennige. § .-uil M., Nachbestellungen >»f de» »MÄ stir die Monate Januar, Februar und Würz »erdeu »o« sämmtlicheu Poftaustaltrv wie do» der ^aterzeichneten Expedition »ad de» bekannte« U»s- gaßefteLea in Freiberg, Braud, Langem«, HalSbrstcke, Ls»gheuuerSd»rf und Weißenborn zum Preise d«u 2 Mk. 25 Pf. angenommen. LxpsMion üvr „ssfvldvpgsi' äursigop unli iLysvktt". md Tageblatt AMtsblatt für die königlichen md Wüschen Behörden zu Freiberg und Braud. VttMworttHer Redatte« Julius Braun in Freiberg. — Sr. Jahrgang. . . — Dienstag, den 4. Januar