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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 11.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-192605114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-19260511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-19260511
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-11
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
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decke. In hoffnungslosem Zustande 'wurde der Be dauernswerte in die Klinik nach Greifswald geschasst * Haus- und landwirtschaftliche Schularbeit. Doi einiger Zeit ist an der Stadtschule in Labes (Pom mern) sür die Mädchen der 1. Klasse ein Kochunter richt eingerichtet worden. Nunmehr hat die Schutt auch einen Garten überwiesen erhalten, in dem dar. ersorderliche Gemüse durch Schulkinder angebaut wer den soll. Mit den Bestellungsarbeiten werden die Kin der der fünf oberen Klassen betraut. Diese Einrich tung hat allenthalben, sowohl in der Elternschaft wie bei den Kindern, große Befriedigung hervorgerufen so daß man nur wünschen kann, daß auch andere Städte dem Beispiel von Labes folgen werden. * Selbsttötung vor der Hochzeit. Eine 30 jährige Haustochter in Harlingen (Rheinland), deren Hochzeit stattfinden sollte, ertränkte sich ohne jede Veranlas sung nach beendeter Polterabendfeier, so daß angenom men werden muß, daß sie die Schreckenstat in geistiger Umnachtung beging. * Die Maikäfer im Höunetal. Eine Maikäfer- Plage, wie sie seit Jahrzehnten nicht zu verzeichnen gewesen ist, scheint in diesem Jahre das Hönnetal in Westfalen heimzusuchen. Selbst in den letzten kalten Tagen konnte man große Schwärme von Maikäfern be obachten. Auch die bekannten ältesten Leute können sich nicht entsinnen, jemals derartige Massen von Mai käfern gesehen zu haben. * Drei Strafgefangene ansgebrochcn. Aus dem Gerichtsgefängnis in Rothenburg (Hannover) sind drei Strafgefangene entflohen. Sie benutzten zur Flucht einen Kamin. Die Verfolgung, die sofort eingeleitet wurde, war bislang ohne Ergebnis. * Die Junkcrswerke. In den Junkerswcrren in Dessau, bei denen das Reich nicht unwesentlich finan ziell beteiligt ist, ist eine Krisis ausgebrochen. In der daraufhin einberufenen Hauptversammlung wurde von der Mehrheitsgruppe der Beschluß gefaßt, den Geld aufwand des Werkes mit dem Auftragsbestand in Ein klang zu bringen, ohne die Forschung, die Versuchs anstalt und die Entwicklung neuer Flugzeugtypen und Motoren zu beeinträchtigen. Eine Einigung der beiden Aktionärgruppen über die grundlegenden Fragen der Zukunft des Unternehmens konnte nicht herbeigeführt werden. Die ganze Angelegenheit wird daher noch in der Schwebe bleiben, bis höheren Ortes eine Klärung erfolgte. Spott. 6 Finnische Leichtathleten in Deutschland. Ain 27. Juni findet in Düsseldorf ein großes internationales Spvrtfcu statt. Ter Veranstalter hat den bekannten Langstrcckenläusei Bedarfs eigenö nach^Helsingsors gesandt, nm eine sinninye Mannschaft zum Start zu gewinnen. Leider hat Nurmi eine Reise nach Deutschland abgelehnt. Dafür tonnte jedoch Bedarfs mehrere hervorragende finnische Leichtathleten ge winnen, so Aström, finnischer Meister über 200 nnd -?00 Me ter, Liewcndahl, für Mittelstrecken, den finnischen 10 000-Mc- ter-Mcistcr Juisila, Berg, einen gleichfalls sehr bekannten Langstreckenläufer, ferner die Meister im Speermerscu Ekqvist, im Diskuswerfen Kivi und im Dreisprung Tnnlos. Zweifellos bedeutet diese Namenreihe eine Mannschaft, die daS Düsseldorfer Sportfest zu einem glanzvollen Vorspiel der deutschen Kampfspiele werden lassen. T Der süddeutsche Fußballmeister Bayern-München wird im August eine Wettspielrcise durch Norddentschland unternehmen. Am 1ö. August ist zunächst daS Rückspiel gegen den Hamburger S.V. vorgesehen, drei Tage später ein Spiet gegen den Berliner Meister Hertha B.S.C., am 20. August in Dresden gegen den Dresdens S.E. und am 22. August in Leipzig gegen V.s.B. Literarisches. Der Deutsche Meister-Bund, München hat folgende, Werbesystem für Gewinnung neuer Mitglieder eingerichtet: Jeder, der Mitglieder wirbt, erhält, nachdem der Mitglicdsbeitrag sür r>as Jahr 1926 gezahlt ist, unentgeltlich und portofrei für L neue Mitglieder nach eigener Wahl ein Deutsches Meister-Buch zum Ladenpreise von Mk. 2. —, für 4 Mitglieder eines zum Ladenpreis von Mk 6.— ein malig. Die Hauptgeschäftsstelle ist in München 2 O l., Ryidenzstr. 10,ll. Nr. 31 des Daheim ist erschienen. Das mit vielen Abbildungen nach Kunstwerken und zahlreichen aktuellen Bittern geschmückte Heft enthält die illustrierten Aufsätze „Düsseldorfer Humor und seine Meister" von Or. P. Weiglin und „Der Werdegang einer Tasse". Neben der Fortsetzung der spannenden utopistischen Romans „Weltenbrand" von Karl August von Lafsert steht eine abgeschlossene Novelle „Der Puppen spieler". Neue Erinnerungen an den Feldmarschall Coimar Freiherrn von der Goltz werden anläßlich seines zehnjährigen Todestages wach gerufen. Eine Besprechung neuer Romane und Novellen, das Frauen dahelm mil vielen praktischen Ratschlägen für die Hausfrau und Mutter und mit einer Plauderei über die schwarzen Dienstboten deutscher Frauen in Südwestafrika, endlich die selbständige, fröhlich bunte Kinder- zeitschrist „Arche Noah" vervollständigen das reichhaltige Heft. ZM-eben und Wirtschaft. — Das Theatcrpro-tcm der Provinzstä-tc. Ein „BunS der Thentergemcinden HinterpommcrnS" soll demnächst ge gründet werden, nachdem auf Versammlungen von Ver tretern der Theatergcmeindcn vieler Städte Mittel- uno HinterpommernS der von Stargard ausgehende Plan all gemeine Zustimmung gefunden hat. Danach soll die Gesell schaft für Volksbildung in Berlin mit der Gründung beaui- tragt werden. Beabsichtigt ist, die pommerschen Scädte, tue sich anfchließen, von Bczirkstheatcrn mit dem Sitz in Star- gard und Köslin nach einheitlichem Spielplan besuchen zu lassen. In den GründungsauSschutz sind die Vorstände der Theatergcmeindcn Stargard, Köslin, Pyritz und Labes ge wählt worden. Die Gründungsversammlung findet in dtc- sen Tagen in Labes statt. berliner Börsenberichte vom 8. Mai. — Devisenmarkt. Das englische Pfund, die ita lienische Lira und der polnische Zloty waren schwächer. — Effektenmarkt. Der Wochenschluß war d ch allgemeine Geschäftsunlust gekennzeichnet. Bei S^ifs- fahrtswerten waren Kursabschläge bis zu 2 Prozent zu oerzeichnen. — Prodnltenmarkt. Die vom Ausland eingetrof fenen Berichte waren sür die Stimmung nicht besonders ermutigend. Brotgetreide war nur wenig angcboten: auch war die Nachfrage gering, sie beschränkte sich lediglich auf greifbare, gute Ware. Der Mehlabsatz stockte. Hafer, Gerste, Mais und Hilfsfutterstosfe wur den nur vom Verbraucher erworben. Die Notierun gen hatten keine Veränderung erfahren. Oelsaaten ohne Interesse. Warenmarkt. Mittagsbörsc. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per 10V0 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Mark. 294—297 (am 7. 5.: 294—297). Roggen Mark. 174-179 (173—179). Sommergerste 193—207 (193 bis 207). Inländische Futtergerste 172—188 <172—188). Hafer Mark. 192-202 (192-202). Mais loko Berlin — Weizenmehl 36,75—39,50 (36,75—39,50). Roggcn- mchl 25—26,50 (25—26,50). Weizenkleie 11—11,25 <11 bis 11,25). Roggenkleie 11,80-12 (11,80—12). Raps —,— <—,—). Leinsaat —,— (—,—). Viktoriaerbsen 29—30 (29—39). Kleine Speiseerbsen 24—26 (26—28). Futter erbsen 20—24 (22—26). Peluschken 20—24 (22—25). Acker- bohnen 22—24 (22—24). Wicken 28—30 (28—30). Lupinen blaue 11,75—12,75 (11,75—12,75), gelbe 14—15 (14 bis 15). Seradella 1924er 24—28 (24—28), neue 36—40 (36—40,. Rapskuchen 13,75—14 (13,75—14). Leinkuchen 18—18,50 (18—18,50). Trockenschnitzel 9,80—10,10 <9,80 bis 10,10,. Svjaschrot 18,80—19,40 (18,80-19,40). Torf- melasse 30-70 —,— (—,—). Kartoffelflocken 15,40—15,80 (15,50-16). Schlachtviehmarkt. (Amtlich.) Auftrieb: 2469 Rinder (darunter 552 Bul len, 585 Ochsen, 1332 Kühe und Färsen), 2180 Kälber, 5586 Schafe, 7412 Schweine, 35 Ziegen, — ousländiiche Schweine. — Preise für 1 Pfund Lebendgewicht in Reichs- Pfennigen: 4. 3. mäßig genährte Kühe und Färsen 5. gering genährte Kühe und Färsen Ziegen: „ M a r k t v e r l a u f: Rinder und Schafe ziemlich glatt, Kälber ruhig, Schweine glatt. Die notierten Preise verstehen sich einschließlich Fracht, Gewichtsverlust, Risiko, Marktspesen und zulässigem Händler gewinn. 1. fette, über 3 Zentner Lebendgewicht 2. vollfleischige von 240—300 Pfund 3. vollflcischige von 200—240 Pfund 4. vollflcischige von 160—200 Pfund 5. vollslcischige von 120—160 Pfund 6. unter 120 Pfund 1. Stallmastlümmer und jung. Hammel 2. alt. Hammel u. gut gen. )üna. Schafe mäßig gen. Hamm. u. Schafe (Merzsch.) Schweine: Gering genährtes Aungvieh (Fresser): Kälber: 1. Doppellender feinster Mast 2. feinste Mastkälbcr 3. mittlere Mast- und beste Saugkälber 4. geringe Mast- und gute Saugkälber 5. geringe Saugkälber Schafe: Ochsen: 1. vollfleischigc, auSgemüstete 2. vollfl., ausgem., von 4—7 Jahren 3. junge, fleischige, nicht ausgemästete 4. müßig genährte jüug. u. gut gen. ült. Bullen: 1. vollfleischigc, ausgemästete 2. vollfl., ausgem. jüngere 3. müßig genährte jüug. u. gut gen. ält. Färsen (Kalben) und Kühe: 1. vollfleischige, ausgemästete Färsen 2. vollfleischigc, ausgemästete Kühe 3. ältere ausgemästete Kühe 8. 5. 5. 5. 53—56 52-54 49—52 47—50 45—48 43—46 40—44 38-42 50—53 50—51 46—48 46—48 43—45 43—45 50—54 50—52 41—47 40—46 32—38 30—37 26—30 24—28 22—24 20—22 38—44 36—42 —- 75—83 75—82 62—70 60—70 50—60 48—58 42—48 40—45 58—63 58—61 45—55 45—53 30—40 28—40 76 74 75—76 72—74 73—75 70—73 71—73 68—70 — 67—70 65—68 20—25 20—25 ' Leipziger Produktenbörse vom s Mai (Die Preist zellen für 1000 Kilo in Goldmark (4,20 Goldmark gleich 1 Dollar d»r Goldanleihe) für Ware, prompt, Parität frachtfrei Leipzig. Weizen inländisch. 282—292. Roggen, inländ. 176—186 Gerste, Sommer« gerstr, tnlünd. 200—225. Wintergerste 186—1S8. Hafer, inländ. aller 190—224 und neuer 000—000. Mai» amertk. rundcinqu. ISO bi» 198 Rap» 320—360. Erbsen 26O—3S6. Konkurse in Sachsen. Gebr. Martin in Falkenstein. Anm. bi» 22. Mai. — Kolonial- warenhdlg. Anna Marie Herrmann in Langenhennersdorf. Anm bi» IO Juni. — Schnittwarenhdlg. Arna Auguste verw. Weist in König stein. Anm. bis 15. Juni. — Kempe Sl Wagner in Oederan. Anm. bis 10. Juni. — Schnittwarenhdlr. Oswin Edwin Mittag In Pirna. Anm. bis 25. Mai. — August Leistner in Großdeuben. Anm. bi« 26. Mai. — Mar Arnolds Wwe. in Stollberg Anm. bi« 2k. Mai. — Gasthossbef. und Viehhändler Rob. Rud. Weißbach in Grießbach. Anm. bis 3. Juni. — Tertilrohstoffhdlg vr Paul Drersler in Zittau. Anm. bis 3. Juni. — Vogt! Stickerei-A.-G. in Rodewisch. Anm. bis 19. Juni. — Tlfchlermstr. Friedr. Brunio Lorenz in Freiberg Anm. bis 10. Juni. — Kolonial- und Spielwarenhdlg. P. Erwin Seifferlinn in Mittweida. Anm. bi» 15. Juni. — Damenwischesabr. Friedr. Wilh. Baumgärtel in Plauen. Anm. bis 20. Juni. Lan-estheater Alteubur«. Splelplan vom 11. bi» 16. Mai 1V2K. Dienstag: Gestllfchaft. — Mittwoch: Jenufa. — Donnerstag: Die Bajadere. — Freitag: Di« Bajadere. — Sonntag: DI« ZauberflSte „Rotkrauts Gelöbnis". Original-Roman von Lola Stein. Eopvrigdt 1922 dp Kari Köhler L Co., Berlin W. 16. 56) (Nachdruck verdolen.) Nur in der allerersten Zeit nach der Hochzeit, auf der Mittelmeerreise, die das junge Paar unternahm, und dem sich anschließenden längeren Aufenthalt in der reinen Höhenluft der Schweiz, schienen neue Kräfte Juttas zarten Körper zu durch strömen, schien sie aufzuleben, einer neuen holden Blüte ent- gegenzuwandeln. Schöner, als je zuvor in ihren Mädchen tagen, war Jutta in diesen ersten Monaten ihrer Ehe. lieber, all, wohin sie auch kam, hatte sie Bewunderung und Aufsehen erregt, und wäre Lothars Herz frei gewesen, und unbeschwert, er hätte stolz sein können auf sein junges Weib und sehr glück lich in ihrer leidenschaftlichen und hingebungsvollen Liebe. So ober kostete es ihm eine schwere und immerwährende lieber- Windung, Jutta ein freundliches Gesicht zu zeigen, ein heiteres Wesen zur Schau zu tragen, und nicht immer gelang es ihm. Sie wußte wohl, wohin seine Gedanken sich oft und ost ver- irrten, wenn ein Ausdruck tiefster Schwermut sich über seine kühnen Züge legte, wenn seine Augen verloren ins Weite, ins Ferne starrten, ohne die Umwelt zu sehen. Sie fühlte sein Lei- den, sie litt selbst unbeschreiblich in solchen Stunden. Aber sie schwieg und rührte nicht an allen Wunden, die ja doch einmal vernarben mußten. Sie selbst war nicht ruhig und nicht vollkommen glücklich, wie sie schien. Sie konnte den Brief nicht vergessen, den sie an ihrem Hochzeitsmorgen im Schreibtisch der Mutter gefunden, nicht das Verbrechen, das an Rotttaut begangen worden war. Nur beim Abschied an ihrem Hochzeitstage hatte sie noch wenige Minuten allein mit der Mutter verbracht und in diesen hatte Frau Gertrud ihrem Kind geschworen, nichts unversucht zu las sen, um Rottrauls Aufenthalt zu erforschen, und ihr den Brief des toten Claus zuzustellen, den sic ja nun erhalten durfte, da Jutta vermählt und glücklich war. Dieses Versprechen der Mutter batte die junge Frau beruhigt und getröstet. Und sie gab sich dem Glück ihrer jungen Ehe hin, diesem Glück, um das sie Fahre und Fahre gerungen, auf das sie gewartet, eine un endlich lange Zeit gewartet, und für das ein Verbrechen be gangen worden war. Als aber die Zeit verrann und in keinem Schreiben der Mutter jener Zeilen des toten Claus an seine Braut Erwähnung getan wurde, da wußte Jutta, daß es noch immer nicht gelungen sei, Rottrauts Aufenthaltsort zu erkunden. Nicht eher sollte Lothar von jenem verborgenen Briefe erfahren, bis er Rotttaul auch zugestellt werden konnte, das hatten die beiden Frauen be schlossen. Denn sie fürchteten, ihn nur in neue Erregungen zu stürzen, ihn wiederum von Jutta zu entfernen, wenn er früher von dem Geheimnis erfuhr. Er würde dann sogleich selbst die Nachforschung in die Hand nehmen wollen und nicht rasten und ruhen, bis er Rottraut gefunden. Das glaubte Jutta bestimmt. Daß Lothar seit langem sich bemüht, der verlorenen Geliebten Spur zu entdecken, und schließlich müde seine vergeblichen Be mühungen aufgegeben, ahnten die beiden Frauen ja nicht. Im Frühherbst kehrte das junge Paar heim. Lothar mußte nun endlich seine unterbrochene Tätigkeit wieder aufnehmen. Frau Gertrud schloß glückselig, in tiefer Bewegung, ihr wieder- erblübtes Kind in die Arme. Aber bei dem ersten Alleinsein mußte sie Jutta gestehen, was die junge Frau schon geahnt: daß alles vergeblich gewesen, daß man keine Spur von Rvttraut ent deckt. Daß sie verschollen schien, wie verschwunden vom Erden rund. Nun senkten sich von neuem die Schatten der Melancholie über Juttas Wesen. Sie ward von dem Gedanken an die Schuld, die an Rottraut begangen worden, nicht srei. Dazu kam, daß ihre körperliche Frische dahinschwand. Konnte sie die Lust ihrer Grunewaldvilla nicht vertragen? Oder war es nur ein letztes Aufflackern der neubelebten Sinne gewesen, ein krampf hafter Wunsch, leben zu wollen, gesund sein zu wollen, was sie ihrer Umgebung frischer, aesundcr und blühender als seit langer Zeit erscheinen ließ? Der Sanitätsrat neigte zu dieser Ansicht, ihn batte Juttas verwandeltes Aussehen nicht zu täuschen ver mocht. „Aber sie ist nun doch noch wenigstens wahrhaft glücklich gewesen, hat ihr Leben genoßen, hat eine letzte, beglückende Blüte erfahren, das arme Kind," sagte er zu Lothar, als dieser ihm die Wahrheit über das Befinden seiner Frau abvcrlangte. Nach seiner Meinung konnte auch eine Reise nach dem Süden nicht mehr wahrhaft helfen, nur die schleichende Krank heit vielleicht noch ein Weilchen aufha'ten. Aber es war für Lothar unmöglich, jetzt wieder für lange Zeit auf Reisen zu gehen, und darum sträubte Jutta sich wochenlang, Berlin von neuem zu verlaßen. Schließlich, als ihr Husten heftiger wurde, ihre Mattigkeit und ihr müdes Aussehen schlimmer, fügte sie sich. Nach dreimonatlichem Aufenthalt im eigenen Heim brachte Lothar sein junges Weib nach Nizza, blieb dort vier Wochen bei ihr und wurde dann von Frau Gertrud abgelöst, da ihn seine Pflichten in die Heimat riefen. Es kam ein einsamer Winter, der dem Manne wohltat nach dem erregenden Zusammenleben mit der leidenden Jutta, auf die immer Rücksicht genommen werden mußte, und der er seinen wahren Seelenzustand nicht enthüllen durfte. Lothar hielt sich wieder von aller Geselligkeit fern, kam nur mit einigen be freundeten Herren zusammen, lebte seiner Arbeit, begann, an einem großen Werk über seine Forschungen in Aegypten, das ihn schon lange innerlich beschäftigte, zu schreiben. Und suchte die einzige Zerstreuung, die einzige Erholung im häufigen Besuch von guten Konzerten, die ihn jedesmcü sehr erfrischten und be ruhigten. Zuweilen, auf seinen einsamen Wanderungen im Grune wald, malte er sicb aus, wie es sein würde, wenn ihm Rottraul plötzlich hier begegnete. Es konnte doch sein, daß sie einmal wieder zurückkcbrtc. einmal wieder^ für ihn erreichbar ward. Diese Möglichkeit schien ihm das schönste Glück zu bedeuten, das das Leben ihm geben kennte. Wohl sagte ihm sein« Vernunft, daß solch Wiedersehen nur qualvoll und zwecklos für sie beide sein würde, denn Rottraut würde ihm ewig fern und unerreich bar bleiben müßen, und er war sa nun auch gebunden an ein anderes Weib — aber sein Herz hörte nicht gern auf diese Stim men des Verstandes. Es klopfte und rauschte und sang in seinen Adern bei der bloßen Vorstellung des ungeheuren, unfaßlicheo Glückes, Rvttraut noch einmal zu sehen, noch einmal zu sprechen. Mit dem Ende des Winters war Lothars Museumstätigkeit abgeschloßen. Sie hatte ihm viel Befriedigung gebracht und trug ihm nun Ruhm und Anerkennung ein. Viele namhafte Stellen wandten sich an den jungen Forscher und Gelehrten, man machte ihm allerlei Angebote, die zum Teil sehr günstig und äußerst verlockend waren. Aber vorläufig lehnte Lothar aller ab. Er wollte sich vorerst nicht binden, wollte sein großes, schriftstellerisches Werk in Rube vollenden und dann weiter sehen. Ihn lockte es ja am meisten, sich einer neuen Expedition anzuschließen, wiederum seine Forschungen aufzunehmen, viel leicht sogar ganz allein oder mit einem oder ein paar guten Kameraden. Aber diese Wünsche und Blider mußte er zuruck- stellen, vorerst aufgeben, da es Rücksicht auf Jutta zu nehmen galt, und er ihr den Schmerz einer jahrelangen Trennung nickt antun durste. (Fortsetzung folgt.) Erschein sich im Einzeln, Anzeige v. außei Rettam gen uni und O Tarif, rr begründe roftscheck! ju «-Nütz Rabatte i Eintretbul Zugler 'Niel W« litz-Od« i GS Reit '« d»i Tr« Regier I» V'lizei »ie trete». Lie Oö eii »«tötet Ler T nun v lcheidu die R« auch d Merun °erbrc! 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