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Sängertag des WeMckstMen Sängerbundes „6anon" in Slaucknu. ZPnlmrger Tageblatt anb Waldenburger AMM Dnnst°g, n. Mai wn Ein fröhlich Lied zur rechter Zeit, Macht deutsche Herzen start und weit. Der westsächsische Sängerbund „Canon", der 30 Ver eine und 1350 Mitglieder zählt, und der die Bezirke Glauchau, Crimmitschau, Werdau, Gößnitz und Walden burg, neuerdings auch Meerane umfaßt, hielt am Sonn abend und Sonntag in Glauchau seine diesjährige Früh- jahresihung in Gestalt eines Sängertages ab, der aus aller Bezirken Westsachsens sehr stark besucht war. Über 600 auswärtige Sänger hatten sich am Sonnabend abend in Glauchau eingefunden. Erhebende Festtage waren es für ein deutsches Sänger- gemüt, die nun verklungen sind. Beim herrlichsten Früh lingswetter hielt am Sonnabend der Westsächsische Sän gerbund Canon seinen Einzug in die festlich geschmückte Stadt Glauchau. In Erwartung der frohen Sängerscharen bewegte sich eine große Menge der Bewohner vor dem Bahnhof, in den Hauptstraßen und auf dem Marktplatze. Ain Nachmittag V-4 Uhr vereinigten sich im Theater- Kaffee die Delegierten, Obmänner, Vorsteher und Dirigen ten des Bundes zur Frühjahrssitzung Herr Bundesvorsteher Döschner begrüßte die zahlreich Er schienenen, den Ehrenbundeschormeister Uhlig, Waldenburg, die Pressevertreter und später auch den Vertreter der Stadt, Herrn Stadtverordnetenvorsteher Spiller. Die aus 6 Punkten bestehenden-Tagesordnung wurde schnell sicher und ohne große Opposition erledigt. Bekannt gegeben wurden Vereinsjubiläen des Neukirchner Männergesangvereins mit seinen Gründern, langjährigen treuverdienten Mit gliedern. Die Sängerveteranen Oskar Schlegel, Louis Regel, Oskar Hoffmann, Hermann Tietze erhielten wert volle Auszeichnungen und Glückwunschadressen. Ebenso feierte der Jubeloerein Arion ein seltenes Fest, zu dem der Bund seiner Freude durch Glückwünsche zur Ausdruck brachte. Verschiedene Einladungen waren an den Bund ergangen, die er zu den Fahnenjubiläen mit Stiftung eines silbernen Fahnennagels beantwortete. Für die Mit glieder des Deutschen Sängerbundes ist ein gemeinschaft liches Vereinszeichen geschaffen, eine einfache, geschmack volle Nadel, die sämtlichen Vereinen empfohlen wird. Im landschaftlichen Bezirke des .Canon" existieren noch eine Anzahl Sängervereinigungen, die dem Bunde noch fern stehen. Ein Anschluß ist zur Verstärkung des Bundes, zur Hebung und Ausbildung des deutschen Männergesanges sehr wünschenswert, ebenso die wirkliche Angabe der aktiven Sängerzahl. Der Bund ist sicher stärker in seiner Mit gliederzahl als die eingegebenen Listen aufführen. Schon längst ist der Wunsch einer Satzungsänderung ausgesprochen worden. Den 6 Herren, die sich der mühe vollen Arbeit unterzogen, ist es gelungen, eine Umarbeitung mit Geschick darzulegen. Der neue Entwurf wurde ver lesen, für gut befunden und am Schlüsse genehmigt. Nur in ganz wenig Punkten kam es zu einer Aussprache gegenteiliger Meinung. Diese Härten sollen durch die Bundesleltung geregelt werden. Nächstes Jahr feiert der Bund sein 60jähriges Jubi läum. Sollten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse bis dahin nicht wesentlich gebessert haben, so kommt man auf eine Feier in einfachster Weise zu Der Ort der Grün dungsfeier ist noch nicht bestimmt, doch wird auf der Herbstsihung in Frauenreuth darüber verhandelt werden. Die in den Archiven schon lange liegenden, vielleicht verstaubten Orchesternoten einzelne Chorwerke sollen vom Bund angekauft und dann nach Bedarf verliehen werden. Für das Sängermuseum in Nürnberg sollen die Sänger sprüche und der neue Sängermarsch des Bundes „Canon" geschenkweise zugeeignet werden. Einen Archivschrank für die Bundesnoten stiftet die .Harmonie" Werdau. Die Sitzung schließt rechtzeitig, um die Sänger, die jetzt ihren Einzug vom Bahnhof aus halten, auf dem Markt zu empfangen. Zur Begrüßungsansprache hielt Herr Bürgermeister l)r. Schimmel-Glauchau eine herzliche, der Zeit angepaßte Begrüßungsansprache. Er wies auf den reichen Flaggenschmuck hin, der den Gästen zeige, daß sie in der alten Muldenstadt Glauchau gut auf gehoben seien. Er wünschte, daß sich der westsächsische Sängerbund .Canon" weiterhin günstig entwickeln möchte. Die Sangesbewegunz sei nicht nur eine Vereinsbewegung, sondern sie sei ein Stück Wiederaufbau-Arbeit. Mit einem Hoch auf das deutsche Lied schloß der Redner seine Worte. Dann stimmte unter Leitung des Bundeslieder meisters Biefeld der Massenchor das „Weihelied" von Striegler machtvoll an. Nach der unmittelbar folgenden Hauptprobe zum Kir chenkonzert ist Ruhepause, um sich später zum feucht-fröh lichen Kommers im Liudenhof einzufinden. Der Saal faßte kaum die frohgestimmten Sängerscharen, die sich hier zum gesanglichen Wettstreit eingefunden hatten. Herr Heinke begrüßte die Sanges brüder im Namen des Lokalsängerbundes Glauchau. Sein besonderer Gruß galt Herrn Bürgermeister Or. Flemming und Herrn Stadtverordnetenvorsteher Spiller. Der Lokal sängerbund Glauchau unter der Leitung des Herrn Bie feld, des Bundesliedermeisters, eröffnete den Abend mit Wohlgemuths „Heilge Heimat unseres Blutes". Der Männergesangoerein Liedertafel-Arion Glauchau sang dann u. a. ein von Herrn Kantor Biefeld komponiertes und dem Westsächsischen Sängerbund .Canon" gewidmetes Lied: „Daheim". Chöre wurden ferner zu Gehör ge- gebracht vom Männergesangverein Harmonie Werdau, vom Lokalsängerbund Gößnitz, vom Lokalsängerbund Wal denburg, vom Lokalsängerbund Crimmitschau, vom Männergesangverein Bürgersängeroerein Lyra und vom Lokalsängerbund Werdau. Unter der vorzüglichen Leitung des Herrn Oberlehrer Franze-Waldenburg sang der Lokal- sängeibund „Heimliche Liebe" und .Die Königskinder". Man muß es den Waldenburger Sängern nachrühmen, daß sie über ausgezeichnete Stimmen verfügen. Herr Franze war dem Chore ein vortrefflicher Dirigent. Der Abend wurde verschönt durch Mitglieder und durch die Vorturnerschast des Turnerbundes Glauchau, die Fackel- und Keulenübungen vorführten, und die bei dem Turnen am Hochreck lebhaften Beifall fanden. Im Verlause des Abends richtete der Bundesvorsitzende, Herr Döschner herzliche Begrüßungsworte an die Sänger. Er wies aus die Schönheit des deutschen Liedes und auf die Inner lichkeit des deutschen Männergesanges hin und ließ seine Worte ausklingen in einem Hoch auf die deutsche Frau. Deutsche Frauen, deutsche Treue, gewaltig klang es aus vielen hundert Kehlen durch den weiten Saal. Dann wurde dem echten Sängerleben, der Sangesbrüderlichkeit Haus und Tor geöffnet. Von der weit hinausgeschobenen Polizeistunde wurde ausgiebig Gebrauch gemacht und überall erklang aus frohem Sängerherzen .Das deutsche Lied, das freie Wort". Den Höhepunkt des Sänger- tages bildete am Sonntag das Kirchenkonzert in der Stadtkirche. Für derartige machtvolle gesangliche Kundgebungen eignet sich das Gotteshaus ausgezeichnet. 500 Sänger brachten in abwechslungsreicher Welse ein Loblied zu Ehren dar. Vor allem glänzten die Tenöre mit ihrer schmiegsamen zwanglosen Höhe. Der Stimm körper war klanglich gut zusammengesetzt und rief an manchen Stellen eine weihevolle tiefgehende Wirkung her vor. Die Chöre mit Streichorchester wirkten ruhig, mil der und ergreifender, als die mit Blasorchester. Herr Kantor Biefeld leitete mit Geschick die Massen, wußte auch in dynamischer Hinsicht einige Lichter auszusehen. Die getragenen weihevollen Gesänge (Schubert, Richter und Beethoven) wirkten empfindsamer, seelischer, als das in mystischenTondämmer getauchte, anspruchsvolle und formen gewandte Lied Geilsdorfs „Es liegt ein Reich', das an die Leistungsfähigkeit des Chores immerhin einige An forderungen stellte. Wenn man auch manchmal bei der Ausführung der Chöre anderer Ansicht und Meinung sein konnte, so verlief doch die ganze Veranstaltung als ein ungetrübter musikalischer Genuß für Herz und Gemüt. In manchen Chören gabs auch Solostellen, wie auch auf dem Programm 2 Einzelgesänge mit Orchester ver zeichnet waren. Dieser Aufgabe unterzog sich Herr Speise becher aus Dresden mit großer Hingebung und Gestal tungskraft. Der Solist verfügte über einen biegsamen weichen, in allen Lagen zwanglosen Tenor, der sich glänzend auch über die Massen erhob. Seine volle Tongebung bezwang bald alle Herzen. Die „Elias'-Arien gelangen ihm vortrefflich. Die Teilnahme der Bewohner am Kirchen konzerte konnte besser sein. So kann der „Canon" mit seinem Kirchenkonzerte und anderen Darbietungen wohl auf zufrieden sein, da von neuem der Beweis erbracht wurde, daß innerhalb der Vereine Aufrichtige und erste Sangesbestrebustgen den Bund begeistern. Beilage zu Nr. 108. Ser Reichstag im Kriege. Die Untersuchung des Zusammenbruchs. Im vierten Unterausschuß des parlamentarischen Untersuchungsausschusses setzte Abg. Dr. Moses sein Korreferat zu dem Sachverständigengutachten über den deutschen Reichstag im Weltkriege fort. Im Mittel- Punkr seiner Ausführungen stand die Beantwortung der Papstnote. Der Reichstag sei hierüber fortdauernd falsch unterrichtet worden. Nach dem Korreferenten nahm zunächst der Sach verständige Dr. Bredt das Wort zu einer kurzen Er widerung, in der er vor allem auf die entscheidende Bedeutung der Politik des Zentrums hinwies. Als erster Diskussionsredner sprach Gras Westarp (Dntl.), der in der Beurteilung des Verhaltens der Reichstagsmehrheit und ihres Anteils an dem Zusam menbruch zu dem entgegengesetzten Urteil, wie die Be richterstatter, kam. Die elementare« Ursachen der revolutionären Stimmung erblickt er in der Kriegs- und Ernährungsnot, nicht in der Unzufriedenheit über die Verfassungsverhältnisse. Als unrichtig bezeichnete der Redner die Darstellung, der Reichstag und seine Mehrheit hätten ihre Macht nicht genügend ausgeübt. Der Reichstag habe seine Machtbefugnisse im Kriege Schritt für Schritt erweitert, das parlamentarische System habe in steigendem Maße Platz gegriffen. Graf Westarp besprach dann die Er- nährungspolitik. Durch die Zwangsmaßnahmen habe eme gerechtere und bessere Verteilung nicht erreicht wer den können, auf der anderen Seite hätte sie die Pro duktion schwer beeinträchtigt. In seiner am Sonnabend fortgesetzten Rede ging Graf Westarp dann auf Vie sogenannte Kriegszielpolitik ein. Die Feinde hätten ihren Eroberungswillen nie mals preisgegeben; in keinem Augenblick des Krieges hätte Deutschland durch Verzicht auf eigene Kriegs ziele einen ehrenvollen Frieden haben können. Der Redner faßte sein Urteil dahin zusammen: Nicht dar in, daß der Kriegsreichstag und seine Mehrheit seine Alacht nicht genügend ausgenutzt habe, liege eine Ur sache des Zusammenbruchs, sondern darin, daß der innenpolitische Machtkampf während des Daseinskrie ges überhaupt entfesselt worden sei. Die sogen Verständigungspolitik habe den Kriegswillen der Feinde gestärkt, indem sie den Eindruck der Schwäche hervorgerufen habe; sie habe zur Unterhöhlung des deutschen Verteidigüngswillens aber wesentlich beige tragen, indem sic den Irrglauben erweckt habe, Deutsch land könnte bei Verzicht auf eigene Kriegsziele jeder zeit einen Frieden der Verständigung und Versöhnung erlangen. Dr. Daviv, der alsdann das Wort ergriff, führte u. a. aus: Die Politik der Friedensresolution und des Ueberganges zur parlamentarischen Regierung habe bei der O.H.L Widerstand gefunden, die in Dr. Michaelis und Gras Hertling ihr genehme Kanzler besessen habe. Michaelis habe mit seinem „Wie ich es verstehe", die Parteien be trogen. In Brest-Litowsk sei ein Friede möglich ge wesen, den die Bolschewiken aus innerpolitischen Grün den gebraucht hätten. Dann hätte Deutschland ein Wirtschaftsgebiet zur Verfügung gestanden, das bis ar den Großen und Indischen Ozean gereicht hätte und du Blockade wäre gebrochen gewesen. Aus diesen Gründer könne die These, es habe den Parteien der Frie densresolution an Klarheit und Entschiedenheit gefehlt nicht anerkannt werden. Erntekredite der Reichsbank. Erklärungen Dr. Schachts. Auf der Darmstädter Tagung des Deutschen Landwirtschaftsrats äußerte sich nach der Rede des Reichskanzlers Reichsbankpräsident Dr. Schacht über die Kreditpolitik der Rcichsbank gegenüber der Land- knrtschaft. Er führte dabei u. a. aus: Die Landwirtschaft werde zurzeit dadurch beunruhigt, »ah die sämtlichen Kredite der Landwirtschaft, die um den b Dezember herum fällig sind, alle bezahlt werden mühten. Davon sei gar keine Rede: das Geld bleibe ja da und suche wieder nach Anlage. Wirklich getilgt werden mühten nur die 290 Millionen der Nentcnbankkredite. Bezüglich der Rentenbankkrcdite sei die Neichsbank bereit, kür die neue Ernte eine Reihe von HilfSstellnngen zu geben. Das NeichSbankdircktorinm bat beschlossen, die Angele- Henheit des Getreidelombards in Erwägnng zn ziehen. Wir werden nnlcr allen Umständen einen Betrag, der die lieber» Windung drS Herbsttermins für die Landwirtschaft erreicht bat, zur Verfügung stellen. In welcher Form das geschieht, darüber schweben augen blicklich noch Verhandlungen mit der Genonenschastsorgaui- Mion, der Preuhenkasie, dem Landwirtschastsrat und der ^ientenbank. Die Landwirtschaft soll nicht wie im vorigen ckahre, gezwungen sein, unter dem Druck der Kreditiälliakci- >en ihr Getreide vorzeitig zu Preisen zu v-'ichleuöern, dir »erlustbringend sind und bei einer b-n-i-y» Verteilung rer- wieden werden könnten. Sie Geschäftsbücher der Steinbank. Teils verbrannt, teils als Makulatur verkauft. Im Kutisker-Prozeß wurde der Kaufmann Ber- als Zeuge vernommen. Er hat als Handelsbevoll- Ulchtigter an der Steinbank gemeinsam mit Blau Wechsel über hohe Summen unterzeichnet. Auf Besra- tzurch den Staatsanwalt erklärte der Zeuge, er habe "Eten und Bücher der Steinbank im Auftrage des Konkursverwalters verbrannt. Der Sachverständige Lachmann stellt fest, daß aus ese WiPx die wichtigsten Bücher, die zur Bewetsfüh- nöttg seien, beseitigt sind. Es kommt zu einer tagten Auseinandersetzung zwischen dem Sachver- MdiZen und der Verteidigung. ^er Lachverständige Lachmann erklärt noch, saß er käst « Zentner Bücher «nd Akten von Altwaren händlern znrückkanfen mußte. Der Angeklagte Iwan Kutisker äußert sich dahin, daß er gerade aus den fehlenden Büchern Nachweisen wollte, daß seine Geschäfte korrekt waren. Allerlei äusser Welt. * Bluttat bei Strausberg. Mitten im dichten Walde zwischen Hegermühle und Schlagmühle bei Strausberg, einem Berliner Vorort, wurde eine bis her noch unbekannte Frau ermordet aufgefunden. Der einzige Anhaltspunkt, der zur Feststellung der Persön lichkeit zu führen in der Lage ist, ist ein Wäschezeichen A. von F. Ein Polizeihund, der auf die Spur des Täters gesetzt wurde, hat diese nur bis in die Re staurationsräume der Eisenbahnstation Schlagmühle zn verfolgen vermocht. , * Ein furchtbares Unglück ereignete sich auf den Gute Eichhof bei Lychen in der Uckermark. Aus den zur Zeit als Lagerraum für Betriebsstoff — Benzin und Benzol — benutzten massiven Anbau der Scheum drangen plötzlich dicke Rauchwolken. Gleich daraui schlugen die Hellen Flammen aus dem Gebäude heraus Als das Feuer gelöscht war, fand man in seinem In nern einen zwölfjährigen Knaben mit schweren Brand wunden tot auf. Der Junge hatte sich trotz stren gen Verbots Benzin holen wollen, hatte daber seir Feuerzeug angeschlagen und auf diese Weise die Ex plosion eines Benzinbehälters herbeigesührt. Einen bedauerlichen Unfall erlitt kürzlich eir Schmiedemeister in Papenhagen in Pommern. Dei Mann war mit dem Auswalken der Hufe einiger Fohlen beschäftigt. Plötzlich bäumte sich eins der Tiere, schlux mit den Vorderbeinen auf den Schmied ein, zertrüm merte ihm das Nasenbein und verletzte die Schädel-