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Erscheint jeden Wochentag Abends ü Uhr für dm andern Tag. Preis viertel jährlich 2 Mark 25 Pi., zweimonatlich 1 M. 50 Pf. u. einmonatl. 75 Pf. 237 dannen begleitet, in Heule ein, um die Räumung eines unbefugter Weise als klerikale Schule benutzten Gemeinde lokals zu erzwingen. Kaum wurde seine Anwesenheit be kannt, als eine Zusammenrottung vor dem Lokal erfolgte. Diese Schaar beschränkte sich darauf, Rufe und Geschrei vernehmen zu lassen, und Alles schien sich friedlich zu vollziehen, als plötzlich die Sturmglocke geläutet wurde. Sogleich trafen die Bauern der benachbarten Dörfer, welche glaubten, daß Heule in Flammen stände, von allen Seiten ein und in weniger als einer halben Stunde be lagerte eine Volksmasse von 600 - 700 Personen, Männer, Frauen, Kinder, buchstäblich das Lokal, Geschrei aus stoßend und gegen die beiden Gendarmen, welche den Ein tritt bewachten, Steine schleudernd. Die Gendarmen ver suchten die Menge mit Kolbenstößen zurückzutreiben. Sie wurden von allen Seiten angegriffen und feuerten schließ lich zur Abschreckung ihrer Angreifer ihre Gewehre in die Luft. Dies hatte jedoch keinen Erfolg: man schlug sie und warf mit Steinen nach ihnen. Jetzt feuerten die beiden Gendarmen in die wüthende Menge und tödteten zwei der Angreifer. Das half. Die Menge flüchtete nach allen Richtungen. Welcher Zorn sich der Klerikalen wegen dieses Vorfalles bemächtigt hat, zeigt der Umstand, daß der klerikal gesinnte Bürgermeister von Brügge den Ober polizei-Kommissar sofort seines Amtes entsetzte, weil dieser es gewagt, dem mit Durchführung des Schulgesetzes in Heule beauftragten Regierungskommiffar die erwähnten beiden Gendarmen mitzugeben. Die Stellung, welche die Deutschen in Oesterreich jetzt einnehmen, ist keine beneidenswerthe. Die Sünden der Väter, als das Deutschthum dort gleichbedeutend war mit dem krassesten Absolutismus, werden nun an den Kindern schwer heimgesucht. Unter einem deutschfeindlichen Ministerium, das sich wie das gegenwärtige Ministerium Taaffe auf Polen und Czechen stützt, darf man sich nicht wundern, wenn die Deutschen an Einfluß immer mehr verlieren und allmälig zur geduldeten Klaffe herabsinken. Die Kränkungen, welche die Deutschen von Ungarn, Polen, Tzechen rc. erleiden, häufen sich von Tag zu Tag. Haben wir doch erst vor Kurzem erlebt, daß nicht einmal ein deutsches Theater in Pest geduldet wurde! Dieser Kampf gegen das Deutschthum, den das Ministerium Taaffe jetzt ganz unverhüllt begünstigt, nimmt sich um so seltsamer der deutschen Arbeit einheimscn, wie dies jetzt in Oesterreich überall geschieht, dazu beizutragcn, ist die deutsche Politik doch wohl nicht naiv genug. Oeffentlichkeit getreten ist. In demselben wird den Bischöfen , wringend empfohlen, die gallikanische Deklaration von 1682 in den Priesterseminaren lehren zu lassen. Die in Paris ersammelte französische Geistlichkeit einigte sich damals über folgende vier Artikel: 1) Der Papst hat in welt lichen Angelegenheiten kein Recht über Fürsten und Könige darf auch deren Unterthanen nicht vom Gehorsam gegen dieselben lossprechen; 2) er ist den Beschlüssen eines all gemeinen Konziliums unterworfen; 3) seine Macht be stimmen die in Frankreich allgemein angenommenen Cano- nes und die dort geltenden Satzungen des Reichs und der Kirche; 4) auch im Glauben ist sein Urtheil ohne Zu stimmung einer allgemeinen Kirchenversammlung nicht un abänderlich. — Diese Artikel stehen in so großem Wider spruch mit der durch das vatikanische Konzil (Unfehlbar- kcits-Doqma) geschaffenen Lage, daß die Bischöfe unmöglich dem Rundschreiben nachkommen können und daher ab- warten werden, ob die Regierung für diesen Fall weitere Maßregeln ergreifen will. In Belgien suchen die Klerikalen bei jeder Gelegen heit die Durchführung der liberalen Schulgesetze zu hin dern. An verschiedenen Orten haben dicserhalb bereits lärmende Auftritte stattgefunden, in dem Dorfe Heule bei Courtray (Kortryk) ist es sogar zum Blutvergießen ge kommen. Ein Regierungskommissar traf, von zwei Gen ¬ etwas thun, um ihre Bankerott-Erklärung zu vermeiden; einstweilen befinden sie sich aber noch im Stadium der Kollektiv-Rathlosigkeit, welche sich freilich nicht wie die Kollektiv-Flotte in einer von Stürmen geschützten Bucht verbergen läßt. Die Bucht von Teodo hat jetzt die Flotte ausgenommen. Himmelhohe Felsen umgürten diese Bucht und dem Auge des Beschauers bietet sich ein kriegerisches Seebild, wie es imposanter nicht gedacht werden kann. Die in Kielwasserlinie verankerten Schiffe umfassen eine Strecke von drei Kilometer Länge. Der rechte Flügel, das ist die der Einfahrt zugewandte Seite, wird von den Engländern eingenommen. „Temeraire", „Alexandra", „Condor" und „Helicon" sind hier neben einander aufgestellt. Der linke Flügel gehört den Oester reichern. „Custozza", „Prinz Eugen" und das Kanonen boot „Sansego" repräsentiren an diesem Punkte deren Seemacht. An diese reihen sich die Schiffe der Russen, „Jamtschong", „Svetlana" sowie die Korvette „Viktoria". Hierauf kommen die Italiener und das Zentrum wird von dm Deutschen und Franzosen eingenommen, so da die französischen Schiffe „Suffren" und „Hirondelle" sich genau im Mittelpunkte der Aufstellung befinden. Vor einigen Tagen — es war am 6. Oktober — ertönte sogar starker Kanonendonner aus der Teodo-Bucht. Man er schrecke nicht, es hat kein Kampf das friedliche Beisammen sein der Schiffe gestört! Der Kanonendonner galt dem Thronfolger von Montenegro, einem neunjährigen Knaben, welcher die vereinigte Flotte mit seinem Besuch beehrte. In Frankreich scheint der Kampf zwischen Staat und Kirche einer ganz neuen Phase entgegen zu gehen, deren Ausgang vom grüßten Einflüsse auf die ganz katholische Kirche sein würde. Der Minister des Innern hat nämlich an die Bischöfe ein vertrauliches Rundschreiben gerichtet, welches trotz dieses Charakters sehr rasch an die Die Woche. Abermals geht heute eine Woche zu Ende, ohne daß die Demonstrationsflotte der orientalischen Frage ernstlich zu Leibe gegangen wäre. Die neueste türkische Note hat allerdings die Hoffnungen Derjenigen zu Schanden gemacht, welche eine friedliche Regelung der Dinge auf der Balkan-Halbinsel noch für möglich hielten. Die Mißstimmung und die gesteigerten Befürchtungen, welche hierdurch hervorgerufen worden sind, finden in der deutschen, österreichischen, französischen, englischen rc. Presse lebhaften Ausdruck. Die Rathlosigkcit der Mächte spiegelt sich aber in den zahlreichen Vorschlägen, wie der Widerstand der Pforte zu brechen sei, ohne daß das europäische Konzert in die Brüche gehe. Die gestern mitgetheilten Projekte, welche auf die Besetzung türkischer Inseln oder auf die Seesperre zwischen der europäischen und asiatischen Türkei hinauslaufen, scheinen uns nicht darnach angethan, die Pforte zur Nachgiebigkeit zu bewegen. Der letztere Plan ist der umfassendere und entspricht einer politischen Praxis, welche England im vorigen Jahrhundert ausgeübt hat Er ist aber keineswegs leicht durchzuführen und kann nur zu leicht die Interessen der an dem Levantehandel bc- theiligten Mächte Jtülien, Frankreich und Oesterreich schädigen, weshalb dieselben schwerlich darauf eingehen dürsten. Die Jnpfandnahme von Inseln im Archipclagus würde wohl auf keine zu großen Hindernisse stoßen, aber auch die Pforte wenig gcniren, wenn es sich nicht um dauernde Verluste handelt. Den Schlüssel der türkischen Widcrstandspolitik bildet Konstantinopel; jeder Versuch aber, hier die Sache anzupackcn, würde der Einigkeit der Mächte, welche ohnedies nur durch möglichste Vermeidung jeder ernsthaften Aktion festzuhalten war, den Rest geben Man sieht, die Situation ist unklarer und unsicherer als je zuvor. Die europäischen Diplomaten sollen und müssen Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg and Brand Verantwortlicher Redakteur Julius Brau« in Freiberg. 32. Jahr»««. - Sonntag, dm 10. Oktober Tagesschau. Freiberg, 9. Oktober. Die Absicht, in Deutschland einen Volkswirth- schaftsrath einzuführen, findet nach offiziöser Ver- . sicherung in gewerblichen Kreisen doch vielen Anklang. Neuerdings habe der fortschrittliche „Berl. Börsen-Kourier" darauf hingewiesen, daß das in Frankreich bestehende ent sprechende Institut des OovLsil supsrieur bereits Jahr hunderte alt ist, in den Stürmen der Zeiten aber, welche ! Frankreich durchgcmacht hat, gewiß längst verschwunden sein würde, wenn diese oberste Instanz für wirthschaftliche Angelegenheiten nicht einen großen inneren Werth, eine sehr wesentliche Bedeutung für das Wirthschaftsleben der französischen Nation besessen hätte. — Der „Aktionär" berichtete neulich, daß die preußische Staatsregierung wahrscheinlich schon jetzt für die Errichtung eines Volks- wirthschaftsrathcs, zunächst für Preußen, vom Landtage die Bewilligung eines Kredits in Anspruch nehmen werde. Wie derselbe jetzt erfährt, dürste die Kreditforderung von einer eingehenden Denkschrift begleitet werden, in welcher nach einem Rückblick auf ähnliche Einrichtungen in andern^ Staaten die Ziele und Zwecke dargelegt werden, welche die Staatsregicrung mit der Institution verbindet und in welcher besonders betont wird, daß cs sich dabei nur um einen sachverständigen Beirath handelt, ähnlich wie derselbe in dem Landes-Oekonomie-Kollegium sür die Zwecke der Landes-Melioration besteht, und daß jeder Gedanke an eine Beeinträchtigung der Funktionen der gesetzgebenden Gewalten von vornherein ausgeschlossen erscheint. Das Programm für die Feier des Kölner Dom- baufcstes ist wie folgt festgesetzt: Abreise der Allerhöchsten unv Höchsten Herrschaften von Brühl Vormittags 9 Uhr und Ankunft in Köln um 9 Uhr 20 Minuten. - Empfang auf dem Bahnhöfe von ver Genera lität und den Spitzen der Ziviibehörden. - Fahrt nach d«n Regierungsgebäude, wo die deutschen Kürsten und die Vertreter der Freien und Hansestädte bei der Ankunft der Majestäten bereits versammelt sein werden. — Morgens 9'/, Uhr Festzug der Dombauvereine, Gewerbe rc. vor dem Regierungsgebäuve. — Um 10 Uhr fahren die Allerhöchsten und Höchsten Herr schaften und die betreffenden Fürstlichkeiten zum Gottesdienste in die TrinitatiSkirche. - Um H Upr Empfang am Fuße der Freitreppe beS WeNporlaleS deS DomeS durch die Dombau verwaltung und demnächst im Portale durch das DomkapÜel. j - Ansprache des Dombechanten. — T« v-E. — Um N'/, Uhr Ausgang durch bas Südportal nach der Tribüne. - Vorlesung und Unterzeichnung der Urkunde, sowie Vortrag her Festkantate. Die Urkunde wild aus den südlichen TbüM geschafft und in den Schlußstein niedergelegt. — Ansprache Sr. Majestät. — Rede des Oberpräsidenten als Thes der Dombauverwaltung, sowie Rede des Präsidenten de» Zentral-DvmbanvereinS unv Ueberreichung der Festschrift. — Einfügung drö SchluWeineS der Kreuzblume. — Aushissung der Kaiser- und KönigS- — — : s.'i- .'k N Ui UV. il.-k aus, als die österreichisch-ungarische Monarchie im engsten Sündniß mit Deutschland steht und die deutsch-österreichische Allianz von den Organen der österreichifch-ungarischdtt Regierung in allen Tonarten gepriesen wird. Im deütschSü Reiche will man gewiß allenthalben das herzliche Ein vernehmen mit Oesterreich-Ungarn; wenn aber die Be- - drückungen der deutschen Nationalität innerhalb der schwarz gelben Grenzpfähle fortdauern, so wird man sich nicht wundern dürfen, wenn eines Tages die Begeisterung für die Allianz mit Oesterreich-Ungarn bedeutend abnimmt. Worauf beruht denn die Unterstützung der Ansprüche Oesterreichs auf die Balkan-Halbinsel durch Deutschland, wenn nicht auf dem Gedanken, daß es dort eine Kultur arbeit für den deutschen Geist zu vollziehen giebtt Wenn aber dieser deutsche Geist in Oesterreich selbst unterdrückt wird, warum sollte man ihm dann noch eine neue Mission für Oesterreich übertragen wollen? Da ist es denn doch weit richtiger, wir lassen den Dingen auf der Balkan- Halbinsel freien Lauf; wenn man die Regungen des deut schen Volksgeistes nicht frei sich entfalten lassen will, so kann es uns im Uebrigen ganz gleich sein, ob die Ruffen oder Türken an der untern Donau herrschen. DaqM^ : schließlich Ungarn oder Slaven auch da die Früchte I > >" Inserate loerden bis Bormittags 11 Uhr angmom- M mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile > D oder deren Raum 15 Pfennige. Md TagMM