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1880/ Tanz lhrung lasse. 3L Sah,,«»». e»e» in zur gutes n ihrem Vtt». IL be. ilbends für uns unseres sohamr id Arm, unter- i unsrer kanntm iberaus >cn und »er Seu »u siimmUtchm Pofteurstalte» wie vo» her «sterz eichnete« Kx-etzitioo und »eu bekarmleo A«S- »«beftelle» tu KreiSerg, vr«rt, Langenau, Halsbrücke, LangheuuerSbors «nb Wrttzeuboru z»m Preise von 75 Psmnigen «geuommeu. Lxpsüillon öss »Froldsrgsr änrsigsr unä IsgsdlsN". ür un geliebte, »wieger- PP geb. wanken- reichen Das Vagabo«denthum. Daß die Zahl der herumlungernden, arbeitsscheuen Strolche sich in den letzten Jahren ganz bedeutend ver mehrt hat, ist gar nicht zu verkennen. Es müßte auch sonderbar zugehen, wenn es anders wäre. Nur ein ganz naiver Politiker kann glauben, mit vermehrter Freiheit werde die Neigung des Menschen zum Mißbrauche der selben sich mindern oder wohl gar verschwinden. Nein, die erste Regung im Menschengeschlecht, wenn eine Fessel gelöst wird, ist immer die, die gewonnene Freiheit bis zum Ucbermaß auszubeuten. Das ist zweifellos und darüber muß man sich klar sein, will man eine neue Freiheit ein führen. Wer die Vortheile solcher neuen Einrichtung begehrt und die damit im Zusammenhänge stehenden Nach theile nicht mit in den Kauf nehmen will, der begehrt eben Unmögliches. Gewiß hat das Vagabondmthum zugcnommen. Darum aber Freizügigkeit und Paßfreiheit aufhcbcn zu wollen, wäre das Verkehrteste, was man beginnen könnte. So ein fach ist es denn doch nicht, die Welt auf einen über wundenen Zustand zurückzuschrauben. Was durch die Ein schränkung der Freiheit für diejenigen Elemente, welche für dieselbe noch nicht reif sind, auf der einen Seite gewonnen würde, das müßte durch die Fesseln, welche man dem anderen Theile der Bevölkerung auf's Neue auferlcgte, zehnfach ausgewogen werden. Man wäge doch die Vor theile, welche die freie Bewegung den besseren Bestand- theilen unseres Volkes bringt, gegen die Nachthcile ab, die in den unterenj Schichten derj Gesellschaft daraus entstehen Dann dürfte man schwerlich Verlangen darnach tragen, im Zeitalter des Dampfes den Verkehr in neue Fesseln zu schlagen. Das Uebel liegt nach unserem Dafürhalten weniger in der Freiheit selbst, als darin, daß die Menschheit oder sagen wir die jetzige Generation sich noch nicht in die Konsequenzen dieser Freiheit zu finden wußte. Die ganze Entwicklung des Menschengeschlechtes geht in den letzten hundert Jahren darauf hinaus, das Individuum selbst ständiger der Allgemeinheit gegenüber zu machen und es so zu sagen auf die eigenen Füße zu stellen. Das ist ein kostbares Recht, welches man dem Einzelnen damit ein geräumt hat; aber damit ist auch eine bedeutsame Pflicht verbunden. Der Einzelne wurde damit verantwortlich, seine entfesselten Kräfte nun auch zu gebrauchen und sich nicht auf den Staat, die Gemeinde u- s. w. zu verlassen. Wer sich dieser Verantwortlichkeit nicht bewußt ist und diese Pflicht nicht übt, der muß mit Gewaltmaßrcgcln da zu angehalten werden. Früher, als der Einzelne überall auf Schranken stieß, konnte die Gesellschaft Manches durchgehen lassen, was heute, bei der gesteigerten Verant wortlichkeit des Einzelnen, nicht ungeahndet bleiben darf. Wenn also heute über das Vagabondenthum allseitig geklagt wird, so ist dies eine neue Anklage gegen die Lauheit der Gesellschaft. Sobald letztere sich ihrer aus lhr ent- >rgender arbeiter nsjahre. meß. g Näch ste 814 nacher- md die nzahl- «Z und TügMllü Amtsblatt für die königlichen »nd städtischen Behörden za Freiberg nad Brand versMwrllicher «edaktem Julius Brauu iu Freiberg. Rachbeftetlungeu «us Heu «ns für be« «»»tt ? . j .vt,. Erscheint jeden Wochentag AbrndS 6 Uhr fisr den ' !I — I DmmttMß, dm 2. Dezember Inserate werden bis Bormittags 11 Uhr angenom men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile oder deren Raum 1S Pfennige. rrch die >em er- u Theil worden, storbene .i trvhi«, i« me«. h Wort len auch : Theil- ben. 1880. S-itz. Tagesschau. Freiberg, 1. Dezember. Das preußische Abgeordnetenhaus erledigte gestern in erster Lesung mehrere kleinere Vorlagen. Der Gesetz entwurf wegen der Wittwen- und Walsenkassen für Ele mentarlehrer ging nach längerer Berathung an die Unter der neuen Gesetzgebung erwachsende« Pflicht bewußt wird, dann hört das Vagabondenthum gewiß mit einem Schlage auf. Zwei Mittel gicbt's, die ganz untrüglich find: man gebe erstens Niemand Almosen und zweitens sorge die Gesellschaft für die nöthige Anzahl von Arbeitshäusern, in welchen Jeder, der gesund ist, so viel arbeiten muß, daß er seinen nothdürftigsten Unterhalt findet. Sind diese beiden Mittel nur erst ohne die bei uns leider in solchen Fällen immer noch im Schwünge be findliche Sentimentalität durchgeführt, dann wird's bald anders aussehcn. Auf Unterstützung durch die Gemeinden hat nur der Kranke, welcher erwerbsunfähig ist, Anspruch. Wer nicht arbeiten will, muß dazu gezwungen werden. Das Almosengebcn von Privatleuten ist eine Verschwendung, welche demoralisirend auf die Empfänger wirkt. Diese Fundamental - Grundsätze müßten praktisch durchgcführt werden, wie es in Amerika der Fall ist. Das Betteln und Almosengebcn kennt man dort nicht; das falsche Mitleid, welches eine gute That verrichtet zu haben glaubt, wenn es dem ersten besten Bummler eine Leine Gabe in die Hand drückt, damit dieser sein verlottertes Leben weiter friste, ist dort nicht zu Hause; wer krank ist kommt in ein Hospital; der Gesunde muß arbeiten oder er ver hungert. Die Engländer machen's nicht anders. Wer nicht arbeiten will oder keine Arbeit findet, muß in's Arbeitshaus, wo freilich der Aufenthalt kein gar ange nehmer ist und vor dem also Jeder allen Respekt hat. Darum sucht auch dort der Arbeiter schon von Jugend an sich einen Nothgroschen für Fälle der Arbeitslosigkeit zurückzulegen, um nur nicht in s Arbeitshaus zu müssen. Wir Deutschen aber zahlen in unserer vielgepriesenen Gemüthlichkeit ruhig Jahr für Jahr die Abgabe, welche uns das Vagabondenthum durch die Bettelei auferlcgt und ermöglichen dadurch tausenden von Landstreichern die Existenz. Wird einmal ein Bettler aufgcgriffen, so hält es gewöhnlich sehr schwer, nachzuweiscn, daß er als Landstreicher umhcrzieht. Er kommt also nur in seltenen Fällen in's Arbeitshaus und kann nach Verbüßung einer kurzen Haftstrafe ruhig seines Weges weiter ziehen. Und dabei wundern wir uns über das Ucberhandnchmcn des Vagabondcnthums! Die Versammlung deutscher Armen- Pfleger in Berlin. Heftiger als je sind gerade gegenwärtig die politischen und religiösen Leidenschaften in Deutschland entbrannt. Die Parteien befinden sich in einem Zustande der Zer setzung. Feste Majoritäten cxistiren nicht mehr und es scheint zuweilen, als wolle unsere Nation in Jntereffen- kämpfen und kirchlichen Streitigkeiten auseinandergehen. Selbst der Reichskanzler klagt über Müdigkeit und über den Rückgang des nationalen Geistes und im Auslande herrscht vielfach die Ansicht, daß das deutsche Volk in sich immer uneiniger, unzufriedener und pessimistischer werde. Aber der öffentliche Geist ist noch weit entfernt von Un- muth und Erlahmung und hat sich soeben in der deutschen Reichshauptstadt einen neuen Einigungspunkt geschaffen, auf welchem die verschiedensten politischen und kirchlichen Richtungen in großen und kleinen Gemeinden an der Lösung eines der schwierigsten sozialen Probleme, der Emporhebung der ärmsten und schwächsten Volksgenossen, friedlich mit einander arbeiten können und wollen. In den letzten Tagen ist in Berlin, wie wir gestern bereits kurz erwähnten, eine Konferenz von Vertretern städtischer Behörden, Vereine und Korporationen für die Armenpflege und freie Wohlthätigkeit zu gemeinsamer Besprechung der das Ärmenwescn betreffenden Angelegenheiten zusammen getreten. In erster Linie beschäftigte man sich mit den Maßregeln zur Bekämpfung der Bettelei, die im letzten Jahrzehnt in bedenklicher Weise zugcnommen hat und durch das planlose Darrcichen von Almosen an gänzlich unbekannte hcrumvagabondirende Personen mächtig ge cher. mittler fördert worden ist. Um diesem, trotz aller Gesetze und Polizeimaßregeln fortwuchernden Uebel gründlich zu steuern, hat man bereits in zahlreichen Orten »Vereine gegen Bettelei" gegründet, welche das gemeinschädliche Ver schleudern von Gaben an Bettler von Profession verhindern und nur gehörig legitimirte arbeitsuchende Durchreifeiche und wirklich hilfsbedürftige Ortsbewohner unterstützen wollen. Die Hauptwohlthat dieser Vereine liegt darin, daß sie eine große Anzahl von Menschen zu richtigen Anschauungen in Bezug aus Arme erziehen und dem Publikum das Geben an Unbekannte abaewöhnen sollest. Die Mehrzahl der Redner über diese Frage konnte von wichtigen Erfolgen dieser Vereine berichten, und betonte, daß ihre weite Verbreitung und ein allseitiger Austausch von Erfahrungen darüber wünschenswerth sei und daß eine provinzielle Organisation vielleicht den Uebcrgang zu einer größeren nationalen Organisation bilden könne. Bei Berathung der zweiten Frage der Tagesordnung „Organisation der freien Wohlthätigkeit und Anlehnung derselben an die gesetzliche Armenpflege" wurde insbesondere hervorgehoben, daß die Wohlthätigkntsvcreine sowohl unter einander als auch mit der kommunalen Armenpflege in innige Beziehungen treten, ihre Arbeit theilen und sich vor einer Ueberhäufung der Armen mit Gaben hütm müßten. Die gesetzliche Armenpflege hat sich auf daS Nothwendigste zu beschränken, die freie Wohlthätigkeit kann im Bunde mit ihr namentlich zur Vorbeugung der Armuth, zur Abwehr plötzlich hereinorechender Noth und zur Wicdercinporhcbung armer Familien mit beitragen. — Auch über den dritten Bcrhandlungsgcgcnstand, die Heranziehung der Frauen zur öffentlichen Armenpflege, herrschte auf der Versammlung nur wenig Mcinungsverschiedenhei Dem sozialen Elend kann nur durch den Zusammcnschlu aller in der Gesellschaft vorhandenen Kräfte mit Einsch der Frauen wirksam entgegen getreten werden. Es handelt st nur um gehörige Abgrenzung der Gebiete, welche vorzugsweise für das weibliche Geschlecht eignen. Sok Gebiete sind z. B. die Kinderpflege in körperlicher un ethischer Beziehung, sodann die Aufficht über Kleinkinder schulen, der Unterricht in weiblichen Handarbeiten, di«! Beschaffung und Verwerthung der häuslichen Arbeit, di Krankenpflege rc. Es wird Aufgabe einer späteren Ber sammlung sein, die geeignetste Art der Heranziehung der weiblichen Kräfte in besondere Erwägung zu ziehen. Künftigen Bcrathungen war auch die Frage des Ein flusscs der neueren Gesetzgebung auf die öffentliche Armen--! pflege Vorbehalten. Bon den in Berlin versammelter^ Armenpflegern stand zwar die Mehrzahl auf dem Bode der bestehenden Gesetzgebung, behielt sich jedoch vor, di reformbedürftigen Punkte der modernen Gesetze tünfti ebenfalls mit zur Sprache zu bringen. Man erblickte! vorläufig eine Hauptaufgabe dieser ersten Zusammenkunft; darin, einen regelmäßigen Austausch von Erfahrungen au' dem Gebiete des Armenwesens und einen fortgesetzten Verkehr unter den Freunden einer wohlorganisirtcn öffent lichen und Privat-Armcnpflege anzubahnen. Demgemäß gelangte folgender Antrag zur Annahme: „Die hier i Berlin zur Besprechung von Fragen der Armenpflege u Wohlthätigkeit tagende Konferenz ersucht ihr Prästdiu unter Zuziehung von Vertretern der Kommunen, Koi munalverbände und Woblthätigkeitsvereine eine Kommisfi zu bilden, welche die Gründung eines deutschen Berei für Armenpflege und Wohlthätigkeit vorbereitet und z diesem Behufe ein Statut ausarbeitet, welches der näch sten Jahresversammlung, die etwa in der Zeit vomM 1. Oktober bis Mitte November 1881 abzuhalten wäre, vorzulegcn ist. Das Statut soll sowohl den Kommunen, Verbänden, Vereinen, als auch einzelnen Personen dm Zutritt gestatten und zwar mit einem Beitrag von nicht unter b Mark für einzelne Personen und nicht unter 10 Mark für Kommunen und Verbände." Mit diesem Beschlusse ist die Bahn für ein gedeihliches Zusammenwirken aller Freunde einer wohlorganisirte Armenpflege und Wohlthätigkeit gebrochen!