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csordert. cha, ldrr». «göUhl. igesE auf al- talr: le«, 'Dir. ung. l hlesher neißer. irstcher. Abend in nmenW, n Rcftau- übend von ünseideneS ' «r.48, nerHuit. ;e 307. l, Stcua» eit ciniza egen Mit ratzet lefrrttz. l! inser, r nach. ahme bei« hatten und Andre«» menschmulk des Herm .880. «ssene» lxv. ed plötzlich tia» Tr«»r nr himnit Donnerstag 1880. S-tter. BeMIyeiqer m- Tageblatt. Amtsblatt für die kömglichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Brauu iu Freiberg. - — ' , 38. Jahrgang. » Erscheint jeden Wochentag Abends S Uhr für den . Inserate iverden bis Vormittags 11 Uhr angenom- - ^S258. Tonnrrstaq, dm 4. November. 188(>. — ' - > -wu-e e.. u.iun, Nachbestellungen vtf de» fiir die Wo«ale November und Dezember »erde» von sämmUiche« Postanstalteu wie Sou der «tterjeichuelea Expedition und de« belanuteu AuS- ßebestelles tu Freiberg, Vnmd, Lauge««», Halsbrücke, LinrgheanerSdarf «ud Wettzenborn zum Preise bou 1 Ml. 50 Pf. aageuomme«. LxpSklition üv8 „ffoidsngsl- ^nrsigvi' untt IrtgsdisN". Das Ärdeilerverficherungr-Projekt -es Reichskanzlers. Seitdem es bekannt geworden, daß Fürst Bismarck die Arbeiternersichcrungsfragc definitiv zu lösen entschlossen ist, dreht sich das Tagesgespräch fast ausschließlich um diese Angelegenheit, deren Wichtigkeit für den Staat, für die Gesellschaft und für die Herstellung des sozialen Friedens außer jedem Zweifel steht. Schwieriger beantwortet sich ! die Frage, in welcher Weise man sich die allseitig be- ! friedigende gesetzliche Regelung des Arbcitcrversicherungs- wcscns denkt. Darüber herrschen in politischen Kreisen noch Meinungsverschiedenheiten. Wie man in unterrichteten Kreisen wissen will, haben »die großen Erfolge der preußischen Knappschaftskassen den I Reichskanzler ganz besonders veranlaßt, die Arbcitcrver- jsichcrung in ähnlicher Weise auszubilden, wie jene Kassen, »welche sich so sehr bewährt haben. Dieselben erthcilcn I nämlich nicht nur Krankengelder und Sterbegelder, sondern Isie gewähren auch eine Alterspcnsion, eine Wittwenpension Sund eine Pension für die Kinder bis zum 14. Lebensjahre; les sind über 500000, welche an den Knappschaftstasscn Mich bethciligen und das Kapital, welches dieselben jährlich Ifür die Pensionen und Entschädigungsgclder zusammcn- Ibringen, beträgt etwa 20 Millionen Mark, welche zur »Hälfte von den Arbeitern und zur Hälfte von den Arbeit sgebern aufgebracht werden. Jährlich wird ein kleiner lUcberschuß erzielt, so daß schon jetzt die Kassen einen IBcsitz von über 20 Millionen Mark haben. Dabei wird Ivon Seiten der Regierung namentlich hervorgchoben, daß Vic Knappschaftskasscn einen großen moralischen Einfluß lauf die Bergwcrksbevölkcrung ausüben, insofern dieselben Minen hohen korporativen Geist erzeugt und die Arbeiter Drei von allen politischen Agitationen erhalten haben! Wc sozialdemokratischen Bewegungen find bis jetzt in diesen »reisen ohne jeden Erfolg geblieben. Das großartige Beispiel der Knappschafts-Kassen hat M>ie Möglichkeit der Ausführung eines ähnlichen Projekts WMglich bewiesen; cs hat aber auch den Nachweis ge- Dührt, daß diese Kassen nur gedeihen können, wenn eine Dbligatorische Verpflichtung Aller vorliegt, d. h. wenn Die Zwangskassen sind. Nur wenn die Versicherung Mügatorisch ist, werden alle Arbeiter und Arbeitgeber an Derselben thcilnchmen. Daß das Bestehen freier Kassen, Mr welche die Fortschrittspartei plaidirt, nimmermehr diese Wirkung hervorbringcn kann, davon haben uns die Er- Dhrungen, die wir seit Einführung des Hilfskassengesctzcs Demacht, hinreichend überzeugt. Nicht einmal die Vcr- Dicherung für den Krankheitsfall hat überall Eingang bei Den Arbeitern gefunden; wie sollte es bei der Jnvaliditäts- Mersichcrung, die weit größere Opfer erheischt, der Fall Dink Bei den unsere Arbeiter beherrschenden Anschauungen D- und mit diesen haben wir doch zu rechnen — ist gar Dicht daran zu denken, daß sie ohne Zwang solchen Ver sicherungen beitreten werden. Wenn heute die obligatorischen Pensions- und Wittwenkassen für die Beamten aufgehoben würden, wie viele Mitglieder dieses gebildeten Standes meint man wohl, daß sie freiwillig versichern würden? Findet man aber bei der Beamten-Bcrsicherung den Zwang nöthig, wie meint man ohne Zwang bei der Arbciterver- sicherung auskommen zu können? Nur bei der Einführung allgemeiner Zwangskassen können aber auch alle Arbeiter und Arbeitgeber die Kassenbeiträge dauernd und regelmäßig leisten. Setzen wir voraus, daß diese Beiträge in ihrer Höhe je nach der Gcsundhcitsgcfährlichkcit einzelner Gewerbe festgesetzt werden, so werden dann die Produktionskosten der betreffenden Industrie um den Betrag der Kassenleistungcn steigen müssen, d. h. der Arbeitslohn wird sich um diesen Betrag erhöhen. Die elementarsten Gesetze der Volkswirthschaft bedingen diese Steigerung, wenn eben allgemeine Zwangs lassen cingcführt werden. Auf, diese Weise wird zugleich den Arbeitern ein wirklicher Nutzen gewährt. Bei freien Kasfen ist dies nicht der Fall; da würde eine allgemeine Steigerung der Löhne wegen der erforder lichen Kassenbeiträgc nicht absolut cintrctcn müssen, da die leichtfertigen Arbeiter, welche sich an den Kassen nicht be thciligen, ihre Arbeitskraft um die Höhe der Kasscnbci- trägc billiger ablassen können und damit einen Druck auf den Lohn selbst ausübcn. In diesem Falle würden die vorsichtigsten Arbeiter, die der Kasse angehörcn, die Bei träge aus einem niedrigeren Lohn bestreiten müssen, was sie natürlich veranlassen würde, der Kasse den Rücken zu kehren. Somit würde das Problem bei freien Kassen niemals gelöst. Das Prinzip der Zwangskasse setzt aber auch den Arbeiter fortdauernd in den Stand, seine Arbeitskraft überall zu verwerthen; cs bewahrt ihm die Vortheile der Freizügigkeit, des freien Arbeitsvertrags, der Koalitions freiheit. Bei den freien Kassen hingegen verliert der Ar beiter fast immer die erworbenen Ansprüche, sobald er den Ort wechselt. Wenn ihn der Fabrikhcrr aus der Arbeit entläßt, geht er aller an die Werkkasse cingezahltcn Bei träge und jeden Rechts auf Unterstützung verlustig. Er muß an einem anderen Orte vom Neuem einer Kasse bei- tretcn und hgt darnach alle möglichen Nachtheile zu er leiden. Auch hier liegt also der Vortheil der Zwangs kassen auf der Hand. Auch verheißt die Zwangskassc allein der Arbeiter- Versicherung diejenige Sicherheit und Gewähr, welche der Zweck derselben erfordert. Diese Sicherung hängt bekannt lich wesentlich von der Menge der Mitglieder und der Höhe der Beiträge ab. Nur bei den großen Zahlen der Zwangskasse ist es möglich, die richtige statistische Grund lage für jedes Gewerbe zu finden, die Verwaltung einfach und wenig kostspielig zu machen; nur hier lassen sich die Beiträge in genügender Höhe ausbringen. Line hochwichtige Frage bleibt aber noch die, ob diese Kasten mit Staats- oder Kommunalsubvention, oder, wie die Knappschastskassen, nur auf die Beiträge der Arbeiter und Arbeitgeber fundirt sein sollen. Diese Frage ist bis jetzt noch nicht entschieden und die Ansichten darüber gehen sehr auseinander. Indessen kann man annchmen, daß der Reichskanzler, um die Sache möglichst bald lebensfähig und im großen Maßstabe durchzusühren, mehr für eine Staatssubvcntion eingenommen ist, als für die bloße Fundirung durch Beiträge, namentlich aus dem Grunde, weil es ihm darum zu thun ist, den Arbeiter klassen zu zeigen, daß er ein warmes Interesse an ihrem Gedeihen nimmt. Tagesschau. Freiberg, 3. November- Das preußische Abgeordnetenhaus beschäftigte sich in seiner gestrigen Sitzung mit der ersten Bcrathuna des Budgets. Finanzministcr Bitter konstatirte zunächst die erfreuliche Besserung der Einnahmen während des letzten Finanzjahres. Die Mehreinnahmen seien: an direkten Steuern 546000 M., in der Bergwcrksverwaltung 1370000 M., in der Eiscnbahnvcrwaltung 6 650 000 M., darunter 4380000 M. von den verstaatlichten Privat bahnen. Die Mindereinnahmen seien bei den Domänen und Forsten 5664000 M., in der Stempclvcrwaltung 4 529 000 M-, bei den hinterlegten Geldern 1 098 000 M. Bei der Justizverwaltung betragen die Mehrausgaben 5623000 M. Danach verbleibe ein durch eine Anleihe zu deckender Betrag von ca. 5000000 M. Der vorliegende Etatsentwurf schließe in Einnahme und Ausgabe mit 912 341 284 M- und mit 39 557 OM M. an einmaligen Ausgaben ab. Alle dringenden Bedürfnisse hätten hieroei ihre Rechnung gesunden. Die Domänenvcrwaltung schließe mit einer kleinen Mindereinnahme ab, während die Forst verwaltung seit langer Zeit wieder eine Mchreinnahme aufwcise. Das Finanzministerium schließe mit einer Mindereinnahme ab, welche aber lediglich durch den projek- tirten Erlaß der Klaffenficuer von 14 Millionen M. ver anlaßt sei, andernfalls ^würdc das Finanzministerium ein Mehr von über 4 Millionen M. ausweisen. Die Eisen- bahnvcrwaltungscinnahmcn hätten sich gegen das Vorjahr bedeutend vermehrt, ebenso seien beträchtliche Ucberweisungen vom Reich zu erwarten, andererseits seien die Mehraus gaben gegen das Vorjahr bei Betriebsverwaltungen vor handen im Ganzen 112 Millionen. Im Ganzen betragen die Einnahmen 881761 MO, die ordentlichen Ausgaben 872 783 OM M., so daß neben den zu dem Steuererlaß zu verwendenden Geldern noch ein Ucberschuß von fast 9 Millionen M. bleibt, der zur Minderung des Extra- ordinariums zu verwenden sei, falls er nicht durch den Erlaß eines Eisenbahngarantiegesetzcs zum Eisenbahn- rcscrvcfond überwiesen werde. Mit dem Steuererlaß würde cs an sich noch keine Eile gehabt haben, denn cs werde noch 3 bis 4 Jahre wenigstens dauern, bis das Extraordinarium voll aus den laufenden Einnahmen ge deckt werden könne; trotzdem habe die Regierung den Steuererlaß nach dem Sinn und dem Wortlaut des ge setzlich fixirtcn Versprechens, das sie dem Volke gegeben, für nothwcndig gehalten, habe geglaubt, jetzt mit der Steuerreform einen, wenn auch beschränkten, praktischen Ansang zu machen. Es sei dies der erste Schritt nach vorwärts und bei sparsamer Verwaltung werde man in den folgenden Jahren noch zu weiteren Erlassen kommen. Falsch seien aber die vielfach in der Presse aufgetauchten Behauptungen, als habe man ordentliche Ausgaben in daS Extraordinarium gestellt und so einen Ucberschuß erzielt. Der Minister bezeichnet detaillirt die einzelnen Posten des Extraordinariums. Mit der Vollendung der bereits cingeleitetcn großen Bauten werde künftig eine wesentliche Herabminderung des Extraordinariums stattfindcn, er hoffe sogar, cs werde nicht mehr lange dauern, bis es ganz aus dem Etat verschwinde. Der vorliegende Etat enthalte in keiner Weise ein verschleiertes Defizit; der Etat sei höchst vor sichtig aufgestellt, namentlich hinsichtlich der Betriebsver waltungen. Lebhaft werde bedauert, daß noch immer nicht die Gleichstellung der Gehalte der Berwaltungs- beamten mit denen der Justizbeamtcn erreicht sei, übrigens sei allen dringenden Bedürfnissen im Etat abgeholscn. Eine hoffentlich reiche Ernte könne im nächsten Jahre die Verhältnisse noch erheblich bessern. Die finanziellen Re sultate des Eisenbahnankaufs seien durchaus gute und be friedigende, um so mehr, da man hier noch nicht einmal fertige Verhältnisse vor sich habe. Was die große Steuer reform anlange, so zerfalle dieselbe in eine Reform der direkten Steuern in Preußen und in der Frage der Ver wendung der überwiesenen Ueberschüssc vom Reiche. Bei dem Umfang der erstgenannten Materie Haden bis jetzt Vorlagen noch nicht gemacht werden können, doch hoffe er, mit solchen Vorlagen an das Haus kommen zu können- Was den zweiten Theil der Reform, betr. die Reichsüderschüsse, angehe, so reichen die letzteren allein zu der vollen Durch- sührung der Entlastung von den direkten Steuern und der Entlastung der Kommunen noch nicht aus. Die Re gierung bedürfe sehr erhebliche Mittel, um die Steuer-