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MlN'sL I.'ni.'st: ri^ NÜ-I-IWL- U (<> ÜN.7 .-,7'snst-' '! Inserate werden bi» BonntttogS ll Uhr angeküin- men und Der englische Premier. Herr Gladstone trug unter einem unglücklichen Stern die Wahlsiege davon, die ihn an Lord Beaconsfield'S Stelle brachten, denn mehr Unannehmlichkeiten hat wohl selten ein englischer Premier vor ihm auf jedem politischen Felde begegnen müssen. Aber Herr Gladstone ist nicht sehr empfindlich, er beginnt immer erst zu spät zu fühlen, wie schlimm die Verhältnisse hier und dort unter ihm ge worden. So fängt auch die irische Frage erst jetzt an, ! ihm ein wenig unbequem zu. werden, weshalb er alsbald eine irische Bill auf die parlamentarische Tagesordnung setzen will. Er hat dieselbe bereits fertig in seinem Pulte liegen. In seiner sanguinischen Erregtheit scheint er dies mal auf einen besseren Erfolg zu rechnen, als jener des Forstcr'schen Gesetzes gewesen ist. Seine Freunde im liberalen Lager sind weniger zuversichtlich. Die liberalen Führer vom radikalen Flügel stehen übrigens gerade in dieser Frage, in der sie die Politik des gesundm Menschenverstandes vertreten, ziemlich ver einzelt. Ein gut Theil ihrer sonst allezeit getreuen An hänger betrachtet Gladstone's Ideen über Reformen in Irland als die purste Ketzerei. Daß die Grundablösung , — selbstverständlich gegen eine billige Entschädigung — für Irland an der Zeit ist, das wollen die liberalsten unter den Liberalen nicht einsehen, das haben ihnen John Bright und Gladstone nutzlos gepredigt. „Auf dem Kon- tinente war dies möglich, bei uns aber nicht" — so lautet I die gewöhnliche Antwort. Als ob es einem österreichischen, I preußischen, oder russischen Großgrundbesitzer minder I schwer gefallen wäre, auf ein ererbtes Recht zu verzichten I und sich in Verhältnisse zu finden, die allen seinen An tz schaumigen und Gewohnheiten zuwider liefen. ß Zwischen kontinentale» Großgrundbesitzern und irischen I Landlords ist übrigens denn doch ein Unterschied zu machen. IDer Pachtzins ist nämlich in Irland so hoch, daß für Iden Eigenthümer de« BodenS eine königliche Rente abfällt, linsolange sic ihm überhaupt bezahlt wird. Und eine solche Miente entbehrt man schwerer als eine bürgerliche. Der Irische Pächter kann der ihm auserlegten Verpflichtung Inicht nachkommen, ohne daß er das gepachtete Feld von Idcr Frau, den Kinder« und den Großeltern bearbeiten maßt und sich selbst im Tagelohn verdingt. Wird seine »Arbeit »icht gebraucht, wie dies in den letzten Jahren der »Fall war, dann ist es für ihn eine Unmöglichkeit, die «Rente zu zahlen. Bleibt er damit ein Jahr im Rück- I stände, dann hat der Agent des Landlords das Recht, lihn von Hau« und Hof zu vertreiben, ihn und seine I Familie auf die Straße zu stellen, ohne eine Entschädigung I sür die dem Boden gewidmete Arbeit, für gekauften I Dünger, errichtete Bewässerungsanlagen, Umzäunungen tz und Gebäude zu gewähren. Dies alles ist Eigenthum I des Pächters, denn der Landlord verpachtet nur das nackte, I steinige Feld. Die Pflicht zu einer solchen Entschädigung oder Ablösung ist aber in dem seit Jahrhunderten in un- tat LL. OVita. LrnmwMstch« -ttickte« Jstlfuß vr,»» b» Freiberg. 32. Satz»»»«. unterbrochener Ausübung befindlichen BolkSrecht begründet, da- vor elf Jahren, allein für die nördliche Provinz Ulster, auch gesetzlich anerkannt wurde. Der Ausdehnung dieses Gesetzes auf das ganze Land haben sich die Lords widersetzt. Gladstone scheint nun girleigt zu sein, die vollständige Lösung der irischen Bodensrage aus sich zu nehmen. Aber, wie schon erwähnt, sind die liberalen Landlords ärger noch als di« konservativen; von ihnen ist die Zu stimmung zu einer Reform, wie sie nun schon unver meidlich geworden, niemals zu erwarten. Nur eine kon servative Mehrheit im Unterhause könnte die staatliche Grundablösung für Irland beschließen, nur bei dem Be stehen einer solchen wäre das Mißtrauen der Grundbesitzer gegen die Maßregel zu beseitigen, nur ein toristisches Kabinet könnte die irische Krage ganz und vollständig lösen- Es bietet sich also jetzt für Disraeli das einzig sichere Mittel dar, , seine» Nachfolger zu. stürzen. Bemächtigt sich der Führer der Konservativen der irischen Frage in dem Sinne, daß er die staatliche Grundablösung nach konti nentalem Muster anstrebt, 'sö^ entzieht er damit den Liberalen den irischen Heerbann, dem allein sie ihren letzten großen Wahlsieg zu danken haben. Der Sturz Gladstone's wäre keineswegs ein Unglück für das Land. Wir haben uns gewundert, daß der englische Stolz es ertragen hat, als Gladstone an der Spitze der Regierung gezwungen wurde, Oesterreich gegenüber förmlich Abbitte zu leisten für die Beleidigungen, die er diesem Lande während seiner Wahlkampagne zufügte. Wir glauben, daß die unübersehbaren Schwierigkeiten, in die England durch die Fehler Gladstones im Orient und Irland gestürzt ist, den Engländern über kurz oder lang die Augen öffnen und sie veranlassen wird, ihm die Mittel zu entziehen, dem eigenen Lande und der ganzen Welt noch fernerhin zu schaden. Aber dies und vieles Andere ist Sache der Engländer, die ein Recht dazu haben, nach ihrer eigenen Fa?on glücklich zu werden. R,ve«»er mW Lerewher wer»« »>« sidmwUich« PvsttmstMte» »te »» »er «trrzeichwet« Gtztzettttm, «G »e» tetzamt« A«-- ,»testeile» t» KreiBerz vr«», Logemm, H-lstrücke, L«»,hemiertt«rs «» Settz«t»r» M» Preise »« 1 Ml. 5» V. iuqetzwM»«. kxpcksMmi - '"r'-L "r -'t Tagesschau. Freiberg, 22. Oktober. Kaiser Wilhelm hat gestern Vormittag Frankfurt wieder verlassen und sich zunächst zum Besuch des Land grafen und der Landgräfin von Hessen mit Extrazug bis Hanau und von dort zu Wagen nach Philipsrub begeben, wo er bis Nachmittag 12 Uhr 40 Min. verblieb. Als dann erfolgte die Rückreise nach Berlin von Hanau auS ebenfalls mittels Extrazuges über Bebra zunächst bis Dietendorf, woselbst der Kaiser nach '/,6 Uhr eintraf und dort während eines etwa einstündigen Aufenthaltes dinirte. Nach Aufhebung der Tafel wurde die Rückreise »ach Ber lin über Halle fortgesetzt. Die Ankunft in Berlin erfolgte um 11'/. Uhr Nachts. — Der 19.Bolkswirthschafts- Kongreß wurde gestern Vormittag zu Berlin im vürgersaalc des Rathhauses eröffnet. Anwesend waren zirka 200 Theilnehmer. Der Oberbürgermeister v. Forcken- beck begrüßte den Kongreß namens der städtischen Be hörden und der Bürgerschaft Berlius, Kommerzicnrath Eonrad namens der Kaufmannschaft. Justizrath Braun gab einen längeren Ueberblick über die Thätiakeit des Kongresses. Der Kongreß nahm einstimmig folgenden Antrag Barth's-Bremen an: „Der Kongreß erklärt die Uebertragung der sartsis sotrsxot auf Deutschland für einen Schaden der nationalen Wirthschastspolitik." Bei der Berathung über die internationale Edelmctallbcwcaung wurde der Antrag des Professors Wagner, vor der Auf hebung oder Sistirung der Süberverkäufe sei eine Enquete darüber wünschenswerth, ob der im Münzgcsetze beschrittene Weg zu Ende geführt oder ein anderer Weg beschritten werden solle, abgelehnt. Die Thesen Hertzka's (Wien), welche jeden Rückschritt von der reinen Goldwährung zur Silber- oder Doppelwährung für unthunlich, die Sistirung der deutschen Silbervcrkäufe als Gefahr für das Geldwesen und das Bankwesen Deutschlands be -!« Der Kaiser von Oesterreich traf vorgestern Abend in Troppau ein und empfing dort den zu seiner Begrüßung aus Neisse gekommenen preußischen Gencrallieutenant Grafen v. Brandenburg. — Das gemeinsame Budget, welches dieser Tage den in Nest versammelten Delegationen vorgclegt wurde, wird vielfach diskutirt. Allgemein be dauert man. daß wiederum eine Erhöhung der Ausgaben stattfinde, aber trotz der nicht günstigen Finanzlage wird doch auch anerkannt, daß der jetzige Augenblick kern nor maler sei, und daß gegenwärtig von Sparen gerade bei Ausgaben für die Heeresmacht nicht gut die Rede sein könne. Die für Befestigungs-Arbeiten in Krakau und Przemysl, dann in Polen und in Südtyrol von der Kricgsleitung geforderten sehr bedeutenden Beträge (im Ganzen über 12 Millionen, als erste Rate pro 1881 ca. 3 Millionen Gulden) finden begreiflicher Weise die größte Beachtung und wcrdm nach Verdienst gewürdigt. Sie bilden auch vielfach den Ausgangspunkt zu Erörterungen über die auswärtige Situation. Nach allen Berichten auS Pest ist Aussicht vorhanden, daß das Budget ziemlich anstands los bewilligt werden wird. Die Delegationen werden ebm die Lage nicht ignoriren können und somit dafür sorgen müssen, daß die Monarchie für alle Eventualitäten vorbereitet sei. — Der Czechcnführer vr. Rieger weilt gegenwärtig in Ungarn, um, wie man glaubt, die Magyaren für die czechischen Großmachtsträume zu gewinnen. Ob Rieger für sich oder sür Clam-viartinitz dieser Aufgabe sich unter zogen hat, darüber läßt sich Näheres noch nicht sagen. zeichnen, wurden mit großer Majorität angenommen. Prinz Wilhelm von Preußen traf voraestern Abent Straßburg ein, dinirte bei dem Staatssekretär H und setzte alsdann die Reise nach England über Retz fort. — Bei der geselligen Zusammenkunft des in Straß, bürg versammelten elfaß-lothringischen Lehrertage», woran etwa 850 Lehrer und Lehrerinnen, größtenteils Elsässer, theilnahmen, wurden Toaste aus den Kaiser und den Statthalter ausgebracht, welche von der Versammlung mit Begeisterung ausgenommen wurden. Lehrer S aus Mülhausen, ein geborener Elsässer, trank auf da» Wohl des Mannes, der seine Heimath verlassen, um El sässer zu werden und das aus seinen politischen Band« hcrausgerissene Land nicht mit dem Arme des Sieger-, sondern mit Milde und Nachficht einer ruhigen inneren Entwickelung, sowie einer gesetzlichen Selbständigkeit ent gegenzuführen und die Eroberung der Herzen mtt unvev- droffener Arbeit zu vollziehen. Redner schloß mit dem Wunsche, daß dem treuen Stellvertreter unseres gnädigen Kaisers der schöne Lohn werden möge, die Verwirklichung seiner Ideen recht bald zu schauen. — Der General Auditeur der preußischen Armee, Geheimer Oehlschläger, ist aus^Süddeutschland nach Berl gekehrt, wo er mit den Kriegsministerien, beziehungsweise Regierungen von Württemberg und Baiern über eine neue Mil-itär-Strafprozeß-Ordnung Verhand lungen geführt hat. Von allen Seiten wird bestätigt, daß in Baiern eine unbedingte Abneigung obwaltet, die Ocffentlichkeit des Verfahrens im Militärstrafprozeß auf- zugebcn, auf die Militärschwurgerichte zu verzichten und die Rechte der Vertheidiguna einzuschränken. Der „Bairische Kourier" will wissen, Oehlschläger habe ein definitive- Ergcbniß in Bezug auf den Erlaß einer allgemeinen deutschen Militär-Strafprozeßordnung nicht erzielt. I« Baiern haben die Befürchtungen einer Abänderung der jetzt dort bestehenden Vorschriften eine förmliche Bewegun hervorgerufen. „Von allen Seiten", sagt die Augsburg „Allgem. Ztg ", „wird konstatirt, daß man lieber bei dem, Bestehenden bleiben und von dem neuen Entwurf, soweit darüber Verlautbarung in die Ocffentlichkeit dring, Nicht wissen will." Der erwähnte Korrespondent fügt dem hin zu: „Ich meinerseits kann nur die Thatsache wiederholt konstatiren, daß m dieser Frage die vollste Einmüthigkeit und gleiche Gesinnung in Baiern bei Allen ohne Unter schied der Parteifarbe besteht. Auch die beiden preußischen Deleairten, die Herren Generalauditcur Oehlschläger und Obcrstlieutenant Ziegler, werden durch die bei ihrem Aufent halte dahier gemachten Wahrnehmungen die Uebcrzeugung hiervon gewonnen haben." Darnach ist es mehr al- zweifelhaft, ob der Entwurf einer Militär-Strafprozeß- ordnung dem Reichstage in seiner nächsten Session wird vorgelegt werden können. -MchdeLeLsllte»— 7 nil7. u l0 : MMM U! .H II !? .7 !' ' 7 - .! !'7,7>v !! -pk-rrnsü rlt.-M'Hi'prim-.-kM '-is mü> ei ' - zu Freiberg md Bnmd. uNs-ni-k'-tz