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Inserate werden bi» Bormittag« 11 Uhr angenom- l - mm und betrügt da Prei« für die gespaltene Zeile 1 ß D ! oder derm Raum 1b Pfennig«. - 32. Albr«« ^ Tomadeild, de« 17. Juli. ' m- Tagedlatt. UMMatt stil die MMm md stSdtischm Behördm zu Freiberg Md Braud. «msttomÄlcher «ed«kt« S«N»s »ra»> i» Freider». In Vertretung: Ernst Mauckisch. Leipzig, 16. Juli, Nuch«. S Ehr. Boransstchtliche WMerung für Sonnabend, den 17. Juli: Keiue wesentliche Aeuderuag tu den bestehende« WitteruagS- verhAtuiffea zu erwarte«. - > Vas französische NaNonalfest. Der 14. Juli 1789 wird al- ErimumugStag der Re volution von nun au in Frankreich offiziell gefeiert, als ein Gedenktag an die Proklamation der Grundsätze: „Frei heit, Gleichheit, Brüderlichkeit!" Der Tag der Erstürmung der Bastille bezeichnete allerdings in der französischen Ge schichte den Bruch mit dem Despotismus, und die junge Republik von heute, welche den innerlich faulen CäsariSmnS der Napoleontden stürzte, hat sicher das Recht, ihr National- fest an eine radikale Umwälzung anzukuüpfe«. Man gönnt allerorts der gemäßigten Republik, den loyalen Bürgern, welche auch in der Republik den Schutz der Sicherheit der Person und des EigeuthumS, den Hort der Ordnung und d«n Schild der Gerechtigkeit erblicken und zu erhalten hoffen, einen weihevollen historischen Tag freudiger Erregung. Lm 14. Juli 1789 hat da- fran zösische Boll die Ketten der Knechtschaft zerbrochen, und am 14. Juli 1880 feiern di« Enkel den Seift her Milde und Versöhnung, der selbst dem Raubmörder und Brandstifter der Kommune großmüthig Verzeihung gewährt. Sie sind amnestirt von Volkes Gnaden, und wenn es ein politischer Fehler ist, die erbittertsten Feinde der öffentlichen Ordnung in die Heimath zurückzuführen, so kann man die Kurzsich tigkeit der Grevy und Gambetta schelten, aber nicht ihr Herz. Eine Republik, eine ganze Nation marktet und mäkelt nicht mit der Gnade; wenn sie einmal verzeiht, verzeiht sie ganz und voll. Die umfassende Amnestie wurde zur Vorbedingung einer allgemeinen Nationalfeier, Paris be durfte derselben, um jedes Mißklanges ledig zu sein. Es prangte in einer unbeschreiblichen Festtoilette, denn die Faoaden aller seiner Häuser verschwanden unter dem Schmucke von Blumen, Fahnen und Lampions. Paris ist Frankreich, denn Hunderitausende von Provinzialen haben die Eisenbahnzüge herbeigeschleppt. Das schönste Wetter begünstigte das Fest. Schon von früh Morgens an be wegten sich Frstzüge mit allegorischen Figuren durch ein zelne Stadttheile. Die Mensö enmenge war eine gewaltige, überall heitere Freude und Lustbarkeit. Die Armee er hielt ihre neuen Fahnen und dieser Glanzunkt der offi ziellen Feier ist darauf berechnet, die Armee und das Volk unter den neuen Staatszuständen zu verbrüdern. Die Fahnenvertheilung und die daran sich anschließende Revue verliefen glanzvoll. Die gestern mitgetheilte Rede des Präsidenten Grövy wurde mit großem Jubel ausgenommen und hat auf alle Schichten der Bevölkerung den günstigsten Eindruck zurückgelaffen. In der Umgebung Grevys be fanden sich neben den Staatswürdenträgern das ganze diplomatische Korps in großer Uniform und sämmtliche Militär-Attaches. Neben dem Kriegsminister hielt der Marschall Canrobert. Der Vorbeimarsch der Truppen war ganz vorzüglich, ebenso das ganze Aussehen der Truppen. Die Theilnahme des Publikums war eine begeisterte; viel fach erschallte der Ruf: Vivs i'srmss! Auch die Illumi nation und das Ende des Festes ist ohne besonderen Zwi schenfall verlaufen. Nirgends, selbst nicht in den unruhigsten Stadtvierteln, find aufrührerische Störungen vorgekommen. Trotz des wahrhaft furchtbaren Treibens in den Straßen ist das Nationalfest in würdiger und die Republik ehrender Weise verlaufen. Von Wichtigkeit hierbei ist besonders, daß Frankreich in vollem Frieden lebt, in reger Arbeit und im Wohl stände. DaS Land ist materiell zufrieden und darum finden politische Umtriebe keinen rechten Boden. Mit Recht befürchtete man anfangs, die Radikalen, die wieder vereinten Kommunard- in Parts würden die Feier durch Sonderagitationen und durch die kühn« Phrase von der röthesten Freiheit und von der sozialen Republik beein trächtigen, doch der „unendliche, unbeschreibliche Jubel" ward nicht unterbrochen, — aber der Katzenjammer für die Rück kehr der Kommunard- wird sich einstellen, vielleicht spät, aber sicher, den« auch eine Rqmbltk kann nicht mit dem Umsturz pakttren. Tagesschau. Freiberg, 16. Juli. Dem deutsche« Kaiser wurde bei einem Besuche der Stadt Konkanz an voriger Mittwoch ein festlicher Em pfang bereitet. Der greise Kaiser, welcher sich des besten Wohlseins erfreut, traf am genannten Tage mit dem Groß- Herzoge, der Großherzogin und der Prinzessin Viktors von Baden nebst Gefolge nach einer Dampfschifffahrt von Mainau au- in Konstanz ein. Die hohen Herrschaften hatten Mainau um 4'/» Uhs Aphmittags auf dem rei< geschmückten Dampfboot „Friedrich" verlaffen, pasfirten di Konstanzer Rheinbrücke, machten eine Rundfahrt auf dem Untersee und hielten dann bei der Insel Reichenau an. Hier wurden Se. Majestät und die Grobherzoglich badischen Herrschaften von der Landbevölkerung auf das Festlichste empfangen, der Bürgermeister hielt eine Anrede an Se. Majestät und wies darauf hin, daß es gerade 400 Jahre leien, seitdem der letzte deutsche Kaiser die Jm'el Reichenau besucht habe. Die Fahrt wurde hierauf nach Radolfzell und sodann weiter nach Konstanz fortgesetzt. Salutschüsse und Glockengeläuts empfingen den Kaiser. Die Stadt Konstanz hatte reichen Festschmuck angelegt, die gelammte Bevölkerung begrüßte Se. Majestät mit enthusiastischen Hochrufen, der Oberbürgermeister hieß Se. Majestät in einer Ansprache willkommen. Der Kaiser und die Großherzoglichen Herr schaften mit dem gesammten Gefolge fuhren, der Ober bürgermeister vorauf, in einer langen Reihe von offenen Wagen durch dir Straßen und öffentlichen Anlagen der Stadt, wo die Feuerwehr und die Gewerke Spalier bilde ten, überall von der Menge mit jubelnden Zurufen be grüßt, und traten dann auf der Landstraße die Rückfahrt nach der Insel Mainau an. Bei der Ankunft an der nach der Insel führenden Brücke hielt der Wagenzug, Gruppen von Soldaten und Reitern in alterthümlicher Tracht stell ten eine von dem Offizierkorps des 114. Regiments unter Leitung des Oberst von Melchior und Premier-Lieutenant Sachs veranstaltete Lagerszene aus „Wallensteins Lager" dar. Se. Majestät der Kaiser war von der sehr gelungenen Darstellung auf das Freudigste überrascht und kehrte dann, von dem Ausfluge hoch befriedigt, nach Mainau zurück. — Die ganze Fahrt war von prachtvollem Wetter begünstigt. — Wie die „Kieler Zeitung" vernimmt, wird sich der deutsche Kronprinz am 26. d. M. auf der kaiserlichen Jacht „Hohenzollern" in Swinemünde einschiffen und das UebungS- geschwader, bestehend aus den Panzerfregatten „Friedrich Karl", „Friedrich der Große", „Preußen", der Panzer- korvette „Sachsen" und dem Aviso „Grille" auf der Höhe von Lrkona inspiziren und sich dann mit dem Geschwader nach Kiel begeben. Während der Fahrt werden Uebungen mit bestimmten Gefechtsideen vorgenommen. Die Anwesen heit des Kronprinzen in Kiel gilt allein der Marine. — Nach dem jetzt bestimmt ausgesprochenen Bundesrathsbe- schluffe wegen Beibehaltung der Reichsgoldwährung wird nun auch der Angelegenheit wegen Einziehung der Thaler stücke näher getreten werden, zumal, nachdem es M gezeigt hat, daß dieselben nach ihrer wiederholt erfolgten Ausgabe zu den Zentralkaffen wiederum zurückströmen. Allerdings können sie jetzt noch nicht entbehrt werden, doch wird durch die Umprägung überflüssiger und im Allgemeinen nicht be liebter Zwanzigpfennigstücke in Markstücke dem Bedürfniß allmälig genügt werden. Die Thalerstücke paffen aber durchaus nicht in das heutige Münzsystem und ihre Um wandlung in Dreimarkstücke wurde zur Zeit grundsätzlich abgelehnt, obschon dieselbe hohe Fürsprecher hatte, vielmehr, gegen die Absicht des Bundesrathes, die Ausprägung der Zweimarkstücke vom Reichstage beschlossen. Merkwürdig ist es übrigens, daß der BundeSrath von der ihm durch Gesetz vom 6. Januar 1876 eingeräumten Befugniß, die Thaler» stücke nicht mehr als kaffenmäßtgeS Geld, sondern al» Scheidemünze gelten zu lassen, noch keinen Gebrauch ge» macht hat, besonders da vor über vier und einem halben Jahre zu dem Erlasse eine- Gesetze- und der Aenderung der darauf bezüglichen Anordnung des MünzgesetzeS doch ei« Bedürfniß vorgelegen haben muß. Die Thaler find übrigen- noch die einzigen vorhandenen früheren Landesmünzen, und erst mit ihrem Verschwinden wird die Münzumwandlung ab geschlossen sein. Die vor 1824 geprägten Thalerstücke sollen von den Behörden eindehalten und nicht mehr wieder in Um lauf gesetzt werden, weil sie mit der Zett am Werthe verloren haben. — Ar - Berlin meldet man, daß der bisherige Präsident des Reichstage-, Graf von Arnim-Boitzeuburg, bestimmt nicht mehr gewillt ist, das Präsidium des Reichstage- wetterzuführen. Es verlautet, daß Graf Arnim näheren und intimen Bekannten über diese seine Absicht keine» Zweifel gelaffen hat. — Bei der am 1b. Juli in Hall« ftattgehabten Wahl eines LandtagSabgevrdneten an Stell« des verstorbenen Abg. Reinecke wurden 363 Stimmen ab gegeben. Hiervon erhielten Sombart (nat.-lib.) 213, Kammerherr von Krosigk (kons.) 75 und Ober-LandgerichtS- rath Bertram in Kqffel (fortschrittlich) 7b Stimmen. Der Erstere ist sonach gewählt. , Das englische Unterhaus setzt« am Mittwoch die Spe- zialberathung der irischen EntschädigungSbill fort. Schließ lich wurde das von der Regierung bekämpfte Amendement Groß, wonach die Bill auf einen Pachtzins bis zu 15 Pfd. Sterling beschränkt werden sollte, mit 231 gegen 154 Stimmen abgelehnt. Im Laufe der Debatte erklärte der Premier Gladstone, daß die Regierung entschlossen sei, die Vorlage aufrecht zu erhalten und sich davon nicht durch die Taktik der Opposition abbringen lassen werde. Die Fort setzung der Berathung wurde auf den folgenden Tag vertagt. Unter den Gesetzentwürfen, welche zwar von der bvls garischeu Nationalversammlung votirt, aber bis zur Stunde noch nicht promulgirt wurden, befindet sich auch jener über die Organisation der Nationalgarde. Wie es heißt, hat der Fürst diesem Gesetze die Sanktion verweigert. Man erzählt sich darüber gar wunderliche Dinge. So wird der „Boh." darüber aus Sofia Folgendes geschrieben: Als Fürst Alexander zur Beisetzung der Leiche der Kaiserin von Ruß land nach Petersburg ging und die provisorische Regierung an Herrn Zankow übertrug, soll er diesem die ausdrücklich« Weisung hinterlassen haben, die Verhandlungen der National versammlung auf die Berathungen des Budgets zu be schränken. Dieser Ordre entgegen brachte die Regierung den Gesetzentwurf über die Nationalgarde ein und derselbe ging mit Glanz durch. Und welch ein Unikum bildet diese- Gesetz, dessen 8 1 lautet: „Alle Bulgaren von 22—40 Jahren werden in die Nationalgarde eingereiht. 8 2. Diejenigen, die ein Handwerk ausüben, haben 50 Tage jährlich Dienst zu thun" rc. Das Kommando, die Leitung dieser be- vaffneten Macht, wird an Zentral- und Distriktskomitees ibertragen, die ebenso wie die Chargen gewählt werden, die Kassa verwalten, unter einander korrespondiren, kurz ganz autonom find, während die Waffen aus Staatsmitteln leigestellt werden. Das ganz« Statut läuft darauf hinaus, neben der Miliz eine zweite Armee für Jnsurrektionszwecke und neben der Regierung eine geheime Nationalregierung, das Zentralkomitee, dessen Vizepräsident laut dem Gesetze „auch ein Ausländer sein kann," zu etabliren. Es muß chon arg kommen, wenn Fürst Alexander sich weigert, dem votirten Gesetze seine Sanktion zu ertheilen. Formell dient ihm als Anhaltspunkt die Bestimmung, daß die Gardt ihre Offiziere selbst zu wählen habe. Eine Anzahl fanatischer Albanese« hat sich nicht halten lassen und ist, wie gemeldet, an der Grenze Montenegros glut geflossen. Der Vertreter Mentenegros in Kon- tantinopel überreichte der Pforte eine Note, welche meldet, daß am 12. Juli der montenegrinische Vorposten bei Zek von den Türken überfallen wurde, welche einen Mann zer- iückeltrn und zehn anderen die Köpfe abschnitten. Monte negro protestirte energisch gegen diesen mörderischen Ueberfall,