Volltext Seite (XML)
rrr, Ä*- r-Werk» t sofott 46S. ; ist per 63S. 80. z» »er. tr.17L. rmmem lge, za «Here Septbr. ZÄH vird w ».L. !v. su l »X. sis» det »« freund- lckt. >orf Slmic, 81^ Ihr an affe. Well- gebenst >ert. Sors. >der. »f dem: rf ei« Finder ite Be« rzel in onntag >et nun- Abends e zum werden »rstaud. rloren. S6,1. ihn zmufik «ost zu bittet yue. hr an lt- und !t :aße. nähme sagen rau. es »ach LebenS- igen Wetter-Prognose für Donnerstag, den 12. August: Ziemlich heiter. Temperatur zunehmend, trocken. »2. S«h»a»»e Douaerstaa. den 12. August. BeMAiy^ und Tageblatt. Amtsblatt für die löniglichm mb -iwtischeu Behörden zu Freiberg mb Brand. Samtvorttich« Redakte« I»N>» Braun in Freiberg Inserate werden bi» Bormiltag» 11 Uhr angenom- . mm und beträgt der Pret» für die gespaltene Zeile 1 D . oder deren Raum 1b Pfennige. Die Streitlust des Vatikans. Wie einst die deutschen Bischöfe von Rom aus den Befehl erhielten, sich den neuen kirchlichen Gesetzen nicht zu fügen, so find jetzt auch die belgischen Priester vom Vatikan zum Widerstande gegen die dortige Regierung angeseuert worden. Wer den Lauf der Geschichte ohne Voreinge nommenheit betrachtet, muh zugeben, daß die Hierarchie immer neue Forderungen erhob und somit endlich einen Staat nach dem anderen vor die Frage stellte: ob denn unter der Dauer dieser Verhältnisse eine Existenz des Staates überhaupt noch möglich sei. Auch Deutschland trat dann erst in das Stadium der Selbstvertheidigung, als es an diesem Punkte angelangt war. Und wer heute noch von einer Unterdrückung der Religionsfreiheit in Deutsch land spricht, der kennt die Welt und ihre Erscheinungen nicht, oder sein geistiger Horizont reicht nicht über den Brot schrank hinaus. Der deutsche Kulturkampf steht nicht isolirt da; er wird in gleicher Weise von den drei wichtigsten katholischen Staaten Europas, von Frankreich, Italien und Belgien geführt. Selbst in Spanien und Portugal, in den bigottesten Staaten des Katholizismus, hat es Perioden dieses Kampfes gegeben. Erinnern wir uns doch, daß die Vertreibung der Jesuiten im Kirchenstaate selbst begann und sofort von Portugal und Spanien fortgesetzt wurde zur selben Zeit, als den Jesuiten von dem protestantischen Friedrich dem Großen eine Zufluchtsstätte in Preußen gewährt wurde. Italien benutzte die Niederlagen Frankreichs, um dem Papste noch sein letztes Erbe, die Hauptstadt Rom, zu entreißen. Sämmtliche Bewohner Italiens sind gute, fromme und gläubige Katholiken, aber die ganze römische Bevölkerung jubelte den Italienern zu, als sie in die Hauptstadt ein zogen und das alte Bollwerk des UltramontanismuS be setzten, dort sogar die Residenz ihres Königs aufschlugen. Der Papst aber residirt ruhig im Vatikan und unterhält ein weit freundlicheres Verhältniß mit dem König von Italien, als mit dem deutschen Kaiser. Die französische Republik vertreibt die Jesuiten sammt allen übrigen Orden und noch kein Bannstrahl aus Rom ist auf Frankreich niedergezückt. Ja der Hauptmoniteur des Vatikans in Deutschland, die „Germania", giebt jetzt den französischen Katholiken den Rath, der Republik sich vollständig und aufrichtig zu unterwerfen. In Belgien aber geschieht das Allerschlimmste; es schickt den päpstlichen Nuntius zurück, ruft seinen Gesandten aus Rom ab und durchschneidet somit alle Beziehungen zum Papste; die bel gische Schule aber wird Staats- und Gemeindeschule, wie in Deutschland. Ja noch mehr! Vor einigen Tagen kün digte der Abgeordnete Wüste — früher Protestant, jetzt Chef der katholischen Partei — in der belgischen Deputtrten- kammer an, daß er noch vor den Nationalfesten die Regierung wegen des Abbruchs der diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan interpelliren wolle. Ein anderer Abgeordneter beantragte, di« Interpellation bis zum 20. d. M., also bis nach den patriotischen Festen, zu vertagen. Frere-Orban, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, erklärte sich hiermit einverstanden und sagte: „Ich erwarte Sie am 20. d. M., um die Handlungen, über welche die Regierung sich beklagt, zu beweisen und ebenfalls die Spitzbüberei des heiligen Stuhles und die Handlungen seines Vertreters (des Ex-Nuntius), der bet uns die Widersetzlichkeit gegen die Regierung unterhielt und den Aufstand im Lande vor bereitete." Der Minister drückte auch sein Erstaunen da ¬ rüber aus, daß es Belgier giebt, die für einen Ausländer gegen die Regierung ihres Landes Partei nehmen. — Nach. >em der enthusiastische Beifall der Linken zu Ende war, protestirte ein Mitglied der Rechten gegen die Ausdrücke „Spitzbüberei" und „Ausländer" als auf den Papst ange wandt, worauf Frsre-Orban erwiederte, daß die existirenden Dokumente ihm das Recht gäben, daS Wort „Spitzbüberei" zu gebrauchen und daß der Papst in politischer Beziehung nichts weiter als ein „Ausländer" sei. DaS geschieht in dem allerkatholischsten Staate Europas! Die Lenker dieser Staaten, die Monarchen, die Minister, die Volksvertreter, die Beamten find doch durchweg gute und gläubige Katholiken, welche selbst die päpstliche Un fehlbarkeit anerkennen! Wir sollten meinen, das gebe doch etwas zum Nachdenken. Und von den Völkern in Frank reich, Italien, Belgien werden die Beschlüsse, Verordnungen und Gesetze der Behörden und der Volksvertretung gebilligt und befolgt. Ja es ist eine nicht wegzuleugnende Erschei nung, Schlag auf Schlag trifft den UltramontaniSmus; ein Land nach dem anderen geht geistig dem Vatikan ver loren, seit Jahrhunderten ist seine Gewalt immer schwächer geworden und damit auch seine Angriffe. Dagegen ruft er, was ihm an Kraft und Stärke noch bleibt, auf zum Kampfe gegen denjenigen Staat, der ihm am weitesten die Hand zum Frieden entgegenstreckt, gegen das protestantische Deutschland. Nun frage man doch: woher jene eigenthümliche Er scheinung des allseitigen Kulturkampfes? Stehen denn die :rsten Minister dieser katholischen Staaten und die Führer in den Volksvertretungen etwa in einer geheimen, gegen die katholische Religion gerichteten Konspiration zu einander? Sind es nicht vielmehr die Uebergriffe des Vatikans und des UltramontaniSmus, die mit den Erfolgen wachsen, wie der Appetit beim Essen? Da die Erscheinung eine all gemeine ist, so muß doch Etwas faul sein im Wesen des Vatikans und in seinen Herrschaftsgelüsten. Zum Spaß wehren sich die katholischen Staaten nicht; auch suchen sie den Krieg nicht, es ist einzig und allein der Vatikan, der sie zum nothwendigen Kampfe aufruft. Im Großen und Ganzen ist es ein und dieselbe Ursache, welche Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, mit einem Worte die ganze gebildete Welt zum Kampfe treibt — die Streitlust des Vatikans! Tagesschau. Freiberg, 11. August. Dir Anthropologie ist eine Wissenschaft neueren Datums, deren Förderung auch in Deutschland mit der unserm Volke eigenthümlichen Gründlichkeit und Wissenschaftlichkeit lebhaft betrieben wird. Der jetzt in Berlin tagende Anthropologen- Kongreß legt dafür Zeugniß ab, und Namen wie Virchow, Schliemann, Humann, Ecker, Fraas, Ratzel, Klopsfleisch, Schaaffhausen u. A. werden auch neben dem berühmten Gaste Rordenskjöld mit Achtung und Anerkennung genannt. Man widmet gegenwärtig den zahlreichen Ueberresten einer vorgeschichtlichen Zeit, dem Inhalt von Steingräbern, Ueberresten von Pfahlbauten, sowie den Einzelfunden in Torfmooren oder Erdschichten, welche Eisenbahnbauten oder andere Anlagen durchschneiden, eine erhöhte Aufmerksamkeit. Ausgrabungen an historisch berühmten Olten erregen die Theil- nahme der ganzen gebildeten Welt. Die nach dem wissen schaftlichen Wirke» der Lyell, Darwin, Huxl-Y, Häckel u. A. gewaltig reformtrten Ansichten über die Urgeschichte der Menschheit und der Erde trieben den anthropologischen Vereinigungen eine Reih« gelehrter Mitglieder zu, welchen daS Studium der Anthropologie und Archäologie wenn nicht eine Lebensaufgabe, so doch eine Lieblingsbeschäftigung wurde. In Deutschland war eS hauptsächlich der universelle Gelehrte Virchow, der die Führung auf dem Gebiete der Urge schichte übernahm und sich durch Studium und seltene Begabung auch auf diesem Gebiete eine Autorität erwarb, an welche heute schon die bedeutendsten Forscher fremder Länder in heiklen Fällen zu appelliren pflegen. Bisher war die Forschung versplittert, allmälig aber traten die empirischen Resultate sich näher und heute krönt sie ein stolzer wissen schaftlicher Bau. Die Museen, voran daS germanische Museum zu Nürnberg, begannen eine neue systematisch« Anordnung ihrer vorgeschichtlichen Schätze; gleichzeitig ent standen immer zahlreichere Privatsammlungen und kleinere Museen, welche sich in kurzer Zeit durch Unterstützung der Gebildeten und Ueberweisung von Funden zu interessanten Lehrstätten für Jung und Alt entwickelt haben. Es giebt kaum anregendere Institute als die Museen für Alterthümer, denn die Zahl der Hilfswissenschaften, welche sie benutze», ist Legion. Die Liebhaberei ist längst vor dem streng wissenschaftlichen Charakter der Anthropologie in den Hinter grund getreten; in dem dunklen Drange, der zu ihrer Förderung anreizt, liegt d'-e Erkenntniß, daß die Geschichte unserer ältesten Vorfahren für die sämmtlichen Wissen schaften von hohem Werthe ist. Mit Freude ist daher der Plan begrüßt worden, ein Reichsmuseum für Anthropologie zu errichten, und sein« rasche Aus führung ist gesichert. — Auf das gestern erwähnte Begrüßungstelegramm der geographischen und anthropolo gischen Gesellschaft sandte König Oskar II. von Schwede» und Norwegen folgende Antwort an Nachtigal und Virchow: „Ich spreche Ihnen freundlichen Dank für Ihr Telegramm und Ihre Anerkennung der Thaten der schwedischen Forscher aus." Gestern Nachmittag 1 Uhr waren Rordenskjöld und Schliemann nebst dem Vorstand und dem Komitee des Anthropologenkongreffes zum deutschen Kronprinzen geladen. — Die „Nordd. Aüg. Ztg." bemerkt über die Freihafen stellung der Hansestädte: Deutschland habe kein Interesse daran, daß Hamburg und Bremen Weltmärkte seien, sondern daran, daß es durch Hamburg und Bremen den Weltmarkt besitze. Nur diesem Ziele, falls dasselbe unter der freiwil ligen Mitarbeit der Hansestädte erreichbar sei, könne das Reich allenfalls auch Opfer bringen, d, h., das Reich könnte für den Fall des Verzichtes Hamburgs und Bremens auf die Freihasrnstellung sich an den Kosten der Erbauung zoll freier Entrepots betheiligen. Die Beibehaltung der Frei hafenstellung und dennoch die Errichtung von Retchsbauten sei aber eine Forderung, die am besten die Einseitigkeit derartiger Ansprüche kennzeichne. — Die „Elsaß Lothring. Zeitung" meldet die Ernennung des Ministers Hofmann zum Staatssekretär für Elsaß-Lothringen. Der Kaiser von Oesterreich hatte sich gestern Vormittag in preußischer Uniform und mit dem Schwarzen Adler orden geschmückt, in Begleitung des deutschen Botschafters, Prinzen Reuß und des General-Adjutanten Monde! nach Obertraun begeben, wo die Ankunft gegen 11'/i Uhr er folgte. Kaiser Wilhelm traf gegen II'/» Uhr von Äusser in Obertraun ein. Franz Josef begab sich alsbald in den Wagen des Kaisers Wilhelm, in welchem sich beide Mo narchen auf daS Herzlichste begrüßten. Nach kurzem Auf enthalt wurde die Reise nach Ischl fortgesetzt, wo die An kunft gegen 12 Uhr erfolgte. Die Kaiserin von Oesterreich erwartete den Kaiser Wilhelm am Bahnhof; von dem trotz heftigen Regens sehr zahlreich versammelten Publikum wurden die allerhöchsten Herrschaften sehr enthusiastisch be grüßt. Der Kaiser Wilhelm begab sich alsbald, von der Kaiserin, dem Kaiser Franz Josef und dem Botschafter Prinzen Reuß geleitet, nach feinem Absteigequartier im Hotel „Kaiserin Elisabeth." Um 2 Uhr fand große Hof- tafel statt, zu welcher auch Fürst Milan von Serbien ge laden war. Der Ausflug nach Strobl und die Rundfahrt auf dem Wolfgang-See mußte des schlechten Wetters wegen aufgegeben werden.