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Fürst Bismarck soll mehreren Reichstagsabgeordneten gegen über geäußert haben, daß „die Sache ohne ihn ja viel bester ginge," und in der That sind die Berathungcn der Etats niemals glatter und schneller erledigt worden, als in dieser Session, immerhin erscheint es aber wenig rathsam, in so überzeugungsvoller Art auf seine Ent behrlichkeit hinzuwetsen. Wollten die Abgeordneten die Versäumniß ihrer Pflicht ebenso mit ihrer Ent behrlichkeit entschuldigen, dann würde das Präsidium des Reichstages bald genug vor leeren Bänken sitzen. Zu dem lasten die Nachwirkungen solcher Hinweise selten lang auf sich warten, und eines der Bismarcktreusten Preßorgane, die „Magdeburgische Zeitung", gelangt schon jetzt zu dem Schluß, daß es das Erfolgreichste wäre, die Thätigkeit des Reichskanzlers auf das ihm eigenste Feld der äußeren Politik zu konzentriren. Noch bildet aber die Steuerreform mit ihrer Krönung, dem Tabaksmonopol, einen integrirenden Theil des Bismarck'schen Programms, und was das Mili tär- und Sozialistengesetz nicht vermochte, wird vielleicht die Stempelsteuervorlage fertig bringen. Man erwartet nämlich in gewissen Abgeordnetenkreisen mit Bestimmtheit, daß bei Berathung derselben Fürst Bismarck im Reichstage erscheinen werde, um seinen Steuer- und Finanzreformplan des Weiteren zu entwickeln. Nach einer andern Lesart wird der Kanzler diese Gelegenheit benutzen, um seinen Klagen über die Mißstände im Bundesrath und über die drohende Durchkreuzung der geplanten Reform desselben Zehör zu verschaffen. Kommt der Reichskanzler nun wirk- ich in die Sitzung und betheiligt sich an der Debatte, so wird er wahrscheinlich beides mit einander verbinden, um nach gewohnter Weise zwei Fliegen mit einer Klappe zu chlagen. In Oesterreich erörtert man ohne übertriebene Be- örgnisse die Folgen der Gladstone'schen Politik. Man be lachtet den Balkanbund, angeblich ein Bollwerk gegen Ruß land, als einen Versuch, Oesterreich aus der Türket überhaupt zu verdrängen, indem man es aus seinem Okkupationsgebiet herauskomplimentiren möchte. Das Projekt des wahr scheinlich zum Premier bestimmten englischen Staatsmannes entfc sielt im Orient wieder den Kampf Aller gegen Alle, schädigt den Berliner Vertrag und macht die orientalische Frage wieder zum Ausgangspunkt europäischer Verwicklungen. Die Oesterreich im Hintergründe gegen „den bösen Bismarck" zugesagte Unterstützung erregt in Wien Heiterkeit, und offi ziöse Stimmen erklären, daß Deutschland denn doch ein zuverlässigerer und nützlicherer Bundesgenosse sei als der englische Liberalismus, weshalb auch die deutsch-österreichische Entente nicht nur das Kabinet Gladstone, sondern noch andere Wendungen des englischen Parteilebens überdauern werde. — Was die Wiener Ministerkrifis anlangt, so bleibt das Kabinet Taaffe bis nach Beendigung der Budgetdebatte im Abgeordnetenhause zusammen, um sodann seine Gesammt- demifsion einzureichen. Welchen weiteren Verlauf die Dinge dann nehmen werden, entzieht sich heute noch aller Ver- muthung und hängt zum Theil wohl auch noch von den ferneren Ereignissen im Abgeordnetenhause ab, dessen Auf lösung, wenn irgend möglich, vermieden werden soll. Der Grund hierfür liegt nahe. Die Berufung eines Ministers der Rechten ist aus Gründen, die hier nicht weiter erörtert werden mögen und welche in der Abstimmung über den Dispositionsfond nur eine Verstärkung erfahren haben, für die nächste und vermuthlich auch für eine fernere Zeit aus geschlossen. Dagegen kann es auf der andern Seite nicht recht beliebt werden, die Rechte an die Wand zu drücken, und man befürchtet, daß bet der Leitung der Neuwahlen durch ein verfassungstreues Ministerium von Temperament etwas Derartiges sich ereignen möchte. Den Radikalen Italiens ist es gelungen, Oesterreich als den absichtlichen Störenfried der kaum wieder herge stellten guten Beziehungen durch die Ausweisung des De- putirten Cavalotti aus Triest anzuklagen. Obgleich die österreichische Regierung ihre Theilnahme an der Maßregel in Abrede stellt, versichert Cavalotti: Man habe ihn in eine Falle gelockt, um einem italienischen Deputirten einen Schimpf anzuthun, denn seit Monatsfrist sei der Polizei direktor durch Cavalotti's Freunde von dessen Absicht un terrichtet gewesen und habe ihnen wiederholt versichert, daß seinem Besuche nichts im Wege stehe. Ihm habe der Di- - '—' , .. »2. Aahr,«,,. Sonntag, den 25. April Das neue Wehrgesetz Dem Bundesrathe ist der Entwurf des neuen Wehr- x gesetzes in folgender Fassung zugegangen: § 1. Wehrpflichtige haben, soweit sie der gesetzlichen Dienst pflicht im stehenden Heere, in der Flotte, der Landwehr ober der Seewehr i. Klasse nicht genügen, eine Steuer nach den , Vorschriften dieses Gesetzes zu entrichten. Der Steuer sind »j! insbesondere unterworfen Wehrpflichtige, welche 1) vom Dienst j; im Heere, ober Der Marine ausgeschlossen oder ausgemustert, 2s der Ersatzreserve i. oder n. Klasse oder Seewehr n. Klasse' Vie Woche.*) Der Reichstag hat in dieser Woche fleißig gearbeitet und wichtigen Regierungsvorlagen mit mehr oder weniger Abänderungen beigestimmt, worüber sich unser Reichstags- Korrespondent in nächster Nummer des Weiteren verbreiten wird. Von besonderem Interesse war bei der zweiten Be rathung des Wuch ergesetz es ein Antrag des Grafen Wilhelm Bismarck auf Einführung von Zinstaxen, höchstens 8 Prozent für Hypothekendarlehns und 15 Prozent für alle übrigen. Der Antrag fiel sowohl in der Kommission wie im Hause, ein Ereigniß, welches der Antragsteller sicher lich vorausgesehen hat. Aus der Stellungnahme des Grafen Bismarck einen Schluß auf die Ansichten des Reichskanzlers über Ztnstoxen zu ziehen, halten wir nicht für gerechtfer tigt. Der junge Parlamentarier versuchte sich jedenfalls ganz unabhängig auf einem Gebiete, wo ihm die Nieder lage keinen wesentlichen Schaden einbringen konnte. Auch gegen die Beschränkung der Wechselfähigkeit verhielt sich die Kommission abwehrend. Allerdings ging der vorgelegte Antrag recht weit. Er wollte den aktiven Militärs, vom Gemeinen bis zum Feldmarschall, allen Reichs- und Staatsbeamten rc. die Wechselfähigkeit ent ziehen. Nun hat überhaupt die ganze Wucherfrage, wie jedes Ding, zwei Seiten, und es kommt wesentlich darauf an, von welcher Seite man sie betrachtet. Die Verächtlich keit des wucherischen Gewerbes, sein Raffinement, das yn- heil, das es gestiftet hat und trotz aller Gesetze noch stifwn wird, seine Lockmittel, seine gleißenden Versprechungen und betrügerischen Erpressungen bilden stets eine unversiegbare Quelle moralischer Entrüstung; sie veranlassen ehrliche und wohlmeinende Menschen zu scharfer Verurtheilung eines gemeingefährlichen Treibens und zeitigen Vorschläge zur Beseitigung des Wuchers, aber die thatsächlichen Verhält nisse nöthigen doch immer und immer wieder, auch den leidenden Theil, die vom Wucher Geschädigten, als Mit schuldige zu betrachten. Ganz besonders tritt dies in der Armee hervor. Werden wirklich an den „Stand" der Offiziere zu hohe gesellschaftliche Ansprüche gestellt, so liegt vielleicht das beste Heilmittel des Wuchers in der Armee, welcher alle Jahre eine Reihe jugendlicher Kräfte als Opfer verschlingt, darin, diese Ansprüche zu vermindern. Nicht das Aufsteigen in bessere Gehaltsverhälniffe, sondern die Erbschaft, die Hilfe der Verwandten, die „reiche Heirath" gelten als landläufige Rettung aus bitterer Verlegenheit. Aber zur Ehre der Armee muß gesagt werden, daß ein großer Theil der Offiziere haushälterisch und zurückgezogen lebt, daß nicht gerade die unbemittelten Offiziere den Dienst quittiren, sondem mehr die reicheren, verschwen derischen, daß es vor allen Dingen ganz gut möglich ist, „auszukommen". Der Feldmarschall Steinmetz hat bewiesen, daß es möglich ist, von dem geringen Gehalt zu leben und noch seine Mutter zu unterstützen, dabei doch die höchsten Ehrenstellen in der Armee zu erringen. Es ist für unsern Staat bei der Höhe der Ausgaben für den Militäretat kaum möglich, die allerdings knapp be messenen Besoldungen der unteren Chargen zu erhöhen, es ist ferner schwierig, durch Kreditoperationen innerhalb der Armee den unbemittelte« Offizieren so lange Darlehen zu geben, bis fie in höhere Stellen aufrücken, um alte Schulden tilgen zu können — mit einem Wort: es gtebt vor dem Wucher in der Armee nur eine Rettung, nämlich die, daß die jungen Offiziere gleich andern zahlreichen Kameraden sich nach der Decke strecken, Einschränkung für richtiger und ehrenhafter erkennen als Verschwendung, und Entsagung in Allem, was nicht mit den eigenen Mitteln zu erreichen ist. Keineswegs angenehm überrascht das völlige Fernbleiben des Reichskanzler« von den Verhandlungen des Reichstags. Er wurde bestimmt am Donnerstag oder Freitage im Hause erwartet, um an den Debatten über die Samoa-Vorlage theilzunehmen, doch ist er nicht erschienen. Ob diese auf fällige Zurückhaltung wirklich in dem leidenden Gesundheits zustand des Reichskanzlers, über den jetzt nichts Bestimmteres verlautet, ob in einer jener räthselhaften Entschließungen, um nicht zu sagen „Launen" des großen Staatsmannes begründet ist, muß dahin gestellt bleiben, jedenfalls trägt *) Unter obiger Ueberschrift soll in jeder Sonntags-Nummer unseres Blattes ein Bild über die politische Weltlage für diejenigen Leser gegeben werden, welche im Lause der Woche mehr oder weniger behindert sind, den täglichen Ereig- uissen mit Aufmerksamkeit zu folgen. Selbstverständlich werden Ar in diesem knappen Rahmen oft Dinge berühren müssen, die dem Politiker bereits bekannt sind. Die Redaktion. rektor erklärt, sich seit einem Jahre im Besitze der mini steriellen Ausweisungsordre zu befinden! Ja, der selbe habe ihm gedroht, seine Freunde in Triest zu schädi gen, wenn er dort noch drei Tage bis zur Entscheidung eines eventuellen Rekurses verweile! Wie es nun auch um diese Behauptung stehen mag, sehr wirksam ist jeden falls der Gegensatz, auf den Cavalotti hinweist: wie volv ständig unangefochten in Italien die hochgeborenen und ultramontanen Herren herumreisen, die nicht nur in Oester reich fortwährend predigen, der „Räuberstaat" müsse zer schlagen werden; sondern im Vatikan zu Rom selber an der Spitze von PeterSpfenntg-Deputattonen, wie moderne Kreuzfahrer, sich in den pöbelhaftesten Insulten gegen Italien und seinen König ergehen. Das ist selbstverständ lich wieder Wasser auf die Mühle der Jrredenten. In Frankreich ist seit dem 20. d. der parlamentarisch« Apparat wieder in Thätigkeit. Die erste Sitzung des Senats erhielt einiges Interesse durch die Verwerfung der vom Präsidenten angesuchten Demission. Beide Kammern haben in erster Linie das Budget für das Jahr 1881 zu votiren. Die Budgetkommission der Kammer unter ihrs« Präsidenten Brisson hat während der abgelaufenen Ferien tüchtig vorgearbeitet, und so dürste es der Kammer er möglicht werden, die Budget-DtSkussion bald zu beginnen. Im Senate dürften sich in der ersten Zeit die Paladin« der Jesuiten durch Anfragen, Interpellationen und Ein bringung von gegen die Kongregations-Gesetze vom29. März gerichteten Protesten und Petitionen bemerkbar machen. Da indeß diese ganze gegen die Wirksamkeit der Gesetz« gerichtete Agitation auch die Partei Dufaure gegen sich hat„ so dürfte der klerikale Ansturm gegen die Regierung nicht nur keine besonderen Resultate zu Tage fördern, sondern sogar zur Festigung der Position des Kabinet Freyctnet beitragen. Dagegen scheint der französischen Republik von anderer Seit« eine Gefahr zu drohen. Graf Chambord sucht eine An leihe von 20 Millionen. Da sich auch der Graf von Paris derzeit bei ihm befindet, so kann doch kein Zweifel darüber bestehen, daß mit diesen zwanzig Millionen ein legitimistisch-orleanistischer Feldzug gegen die französische Republik gerüstet werden soll — außer der „Roy" brauchte das Geld blos für sich selbst. Jedenfalls aber wäre da ein lohnendes, ein, wenn auch nicht auf Erden, so doch im Himmel lohnendes Geschäft für die Gründer katholischer Banken zu machen. Auch die aus Frankreich ausgewiesenen Jesuiten könnten da ihre Kapitalien prächtig placiren. Alle Nachrichten aus Rußland stimmen darin überein,! daß Graf Loris-Melikoff der richtige Mann war, auf den zur Beseitigung der nihilistischen Revolution nur die Wahl des Kaisers fallen konnte. Es soll im Plane des Diktator- liegen, die Verwaltung umzuge,kalten und eine Art von konstitutioneller Verfassung, eine Kontrole der Regierung durch Volksdelegirte zu schaffen. Es wird weiter behauptet, daß eine Abänderung der Statuten der Universitäten und Gymnasien beabsichtigt sei, daß fernerhin die Ausschließung einzelner Studirender ihren Lebensgang nicht mehr wie bisher vollkommen zerstören solle. Man hat hierbei zu bedenken, daß ein von einer Lehranstalt verwiesener Student jetzt an keinem anderen Institut im russischen Reiche mehr Aufnahme findet, so daß ihm die revolutionäre Gesinnung durch die Vernichtung seiner Existenz förmlich aufgezwungen wird. Die Mehrzahl der bestraften und verhafteten Nihi listen besteht in der That auch aus relegirten Studirenden, Gymnasiasten und anderen unreifen Köpfen. Man darf wohl annehmen, daß, wenn dem Diktator nicht hindernd in den Weg getreten wird, derselbe vielleicht im Stand« wäre, Rußland den Frieden zu schaffen, da der unver besserlich kommunistische Theil der Nihilisten eine ver schwindende Minderheit der Partei bildet, der alle Kraft einbüßt, sobald nur erst die Forderungen der größeren Mehrzahl befriedigt sind, welche nichts weiter wünschen, als unbiegsames Recht und Antheilnahme des Volkes an der Gesetzgebung und an der Kontrole der Verwaltung. und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen and städtischen Behörden za Freiberg and Brand Verantwortlicher Redaltem Jaltas Braun in Freiberg. u. ffnet ich». ». blich ttag r