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BkMInMex und Tageblatt. Amtsblatt Mbit königlichen und städtisch« Behörden zu Freiberg und Brand, vermmoorttscher Redakteur In«»« vra», i» Freiberg - , , 31. Jahr«««. > - - 11 — — - i ErNbeint joden Wochenraa Abcndi ö llbr tür den Zlnieratt werden bt« Bormütaat 11 llüranaeuam» t 70.1 I Tomnstag, dm 25. März. I 1880. Abonnements-Einladung. Indem wir das geehrte Publikum zum Abonnement auf da» mit dem 1. April beginnende 2. Quartal d«S „Freiberger Anzeiger «u- Tageblatt" Wichst einzuladen uns erlauben, bitten wir, die Bestellungen auf das Blatt rechtzeitig machen zu wollen, damit wir vollstündige Exemplare liefern können. In Freiberg selbst werden Bestellungen angenommen: in der «xpeÄttta», Rtnnengaffe 96^., und den nach genannten Ausgabestellen: Meißuergaffe, »«tmum«»», Aunabergerstratze, » Ecke der innreren Bahnhofstraße, »«i-i-msiim. Erbischestraße, L Obermarkt, ri»e«s<»r HtSinner, Weiugasse und kleine Borugaffe, UV UVermer, Reugasfe. Auswärts bei: Lvldtx ^o»., Kaufmann in ErbiSdorf, für Brand, ErbiSdorf, Linda, St. Michaelis, Ober- und ' Ntederlangenau. Semeindevorstand in Halsbrücke, für Hals brücke. ConradSdorf, Krummenhennersdorf, Sand und Tuttendorf. Schnittwaarenhändler in Lavg- heunersdorf, für Langhennersdorf und Seifersoorf. Außerdem nehmen sämmtltche kais. Postanstallen Be stellungen an. Der AbonnementspreiS beträgt pro Quartal 2 Mark 25 Pf. Inserate finden durch den „Freiberger Anzeiger und Tageblatt" die weiteste Verbreitung und betragen die Gebühren für die Spaltzetle 15 Pfennige. VieErpe-Mon-es^Freiberger Anzeiger." Vie auswärtige Politik Italiens. Wir haben in den letzten Tagen mehrfach die Verhand lungen wiedergegebrn, welche die italienische Deputirten- kammer über die auswärtige Politik des KabinetS Cairoli führte. Die Debatte hierüber ist nun endlich geschloffen- Der Verlauf und das Ergebniß derselben ist, wenn auch nicht vollständig zufriedenstellend, doch immerhin günstig genug ausgefallen, besser als man erwartete. Die gegen seitigen Beziehungen zwischen Italien und Oesterreich werden sich nun nicht nur offiziell wieder sehr freundlich gestalten, sondern auch die öffentliche Meinung diesseits des Jsonzo und der Veroneser Klause wird sich wieder beruhigen. Es ist von ungeheurem Belang, daß die Jrredenta-Vereinigung und ihr Treiben von allen Fraktionen des italienischen Parlaments — etwa den kleinen Bruchtheil der offenen Republikaner abgerechnet — durch ihre berufenen Wort führer rückhaltlos verdammt und daß dieses Verdammungs- urtheil in weitläufig motivirenden Reden beleuchtet und begründet worden ist. Man darf hierin das untrügliche Wahrzeichen eines gewaltigen Umschwunges der politischen Anschauungen und einer sehr gründlichen Abkühlung der nationalen Romantik im ganzen italienischen Volke erblicken. Der phantastische Zug seiner politischen Ueberzeugungen und Neigungen muß von einer nüchternen Erkenntniß der realen Machtverhält- niffe und Existenzbedingungen des Landes völlig zum Schweigen gebracht worden sein, sonst hätten die Deputtrten gar nicht den Muth gefaßt, öffentlich zu bekennen, wie sie über das tolle Treiben der Jrredenta denken. Vor einem Jahre wäre eine solche Aufrichtigkeit noch eine für die Po pularität des betreffenden Abgeordneten nicht ungefährliche Bethätigung seines politischen Muthes gewesen. Damals kokettirte man noch auf dem Monte Citorio, in den mini steriellen Salons, insbesondere in jenem der Signora Cairoli, ebenso wie auf allen Redaktions-Bureaux und WählermeetingS mit der Jrredenta. Noch im verflossenen Sommer, als in de« „Italic« re," de» Obersten v. Hay merle die erste ernste Warnung vsterreichischerseitS an die unsicheren und unruhigen Nachbarn gerichtet wordeu, konnte man die» allerwärts beobachten. Wie dieser Umschwung, diese Ernüchterung in kaum einem Vierteljahr herbeigeführt wurde, war recht lehrreich zu beobachten. Die Wendung wurde von Oesterreich durch eine maßvoll kluge, am rechten Zeitpunkte und am rechten Orte energische Politik erzielt. Tin gut Theil des Ver dienstes gebührt jenen Organen der öffentlichen Meinung, welche die Jrredenta-Wühlereien Tag für Tag in'S Klare g stellt und der in Oesterreich allgemein sich kundgebenden Entrüstung darüber Ausdruck verliehen. Man lernte schließlich in Italien begreifen, daß die Oesterreicher wenig Lust verspüren, jahraus jahrein sich von den italienischen Nachbaren necken zu lassen; daß das so muthwillig erweckte Mißtrauen und das Gefühl der steten Beunruhigung binnen Kurzem die Sehnsucht hätten erzeugen müssen, dem unge sunden Zustande nöthigenfalls auch mit Gewalt ein Ende zu machen, und daß in einem konstitutionellen Staate zu- Utzt doch der Bolkswtlle über diplomatische Rücksichten und Bedenken obsiegt. Gleichzeitig mußte man erfahren, wie wenig die übrigen Mächte geneigt sind, eine neue revolutionäre Aera in Italien abermals zu begünstigen, wie die von früher her verwöhnten Glückskinder Hesperiens sich geträumt hatten; daß insbe-! sondere der deutsche Reichskanzler an seinem alten Satze: i „meines Freundes Feinde sind meine Feinde" festhalten und nicht gern an die alte Bundesgenoffenschaft mit den Geschlagenen von Lissa und Custozza erinnert werde. Um das psychologische Moment vollends auSreifen zu lassen, erschienen dann noch die österreichischen Bataillone in den vorläufig allerdingS nur auf den papiernen Proklamationen der Jrredenta bedrohten Grenzmarken. DaS sah sich ernster an! Man begriff nun endlich, daß der Spaß ein jähes Ende nehmen, das Nachspiel der Agitationen und Ver schwörungen von ehedem, bet welchen die außer dem Ge setze stehenden Banden dem offiziellen Staate auf seinem Wege zu den Annexionen Pionnterdtenste geleistet, möglichst rasch abgebrochen werden müsse. Das ist nun dieser Tage auf dem Monte Citorio ge schehen, freilich nicht ohne einen kühnen Sprung so mancher Abgeordneten. Für Deutschland ist das Erheiternde in diesem Spiel, daß die Herren Minister und Deputirten, um der öffentlichen Meinung ihre diplomatisch kluge und unleugbar patriotische Bekehrung recht einleuchtend zu machen und dabei ja ihre Popularität zu wahren, sich Alle plötzlich als die wärmsten Lobredner der Freundschaft Oesterreichs gaben: „Oesterreich mit der Schweiz bilde einen unersetzbar werthvollen Wall gegen die unmittelbare Nachbar schaft eines Freundes, den man gern fernab wisse." Deutschland wird sich wohl damit begnügen, darüber zu lächeln. Jedenfalls ist es erfreulich, daß somit die Ver ständigung zwischen Oesterreich und Italien angebahnt worden ist. Mögen nun aber auch den schönen Worten der Italiener die entsprechenden Thaten folgen. Tagesschau. Freiberg, 24. März. In Anwesenheit der Kaiserin, der Großherzogin von Baden und der Erbgroßherzogin von Sachsen-Weimar hielt Ende voriger Woche in Berlin der vaterländische Frauenverein seine 14. Generalversammlung ab. Die Minister von Kamele, Bitter, Friedberg, Lucius, sowie als Vertreter Berlins Oberbürgermeister von Forckenbeck wohnten der Versammlung bei, zu welcher außer den Delegirten der Zweigvereine die Vertreter des bairischen Landesvereins, des sächsischen Albertvereins, des badischen und württem- bergischen Landesvereins, des hessischen Alieevereins und des weimarischen patriotischen Berein» erschienen waren. Daß sowohl um die Einigung, al» um die intensive Thätig- keit dieser Vereine die deutsche Kaiserin hervorragend« Verdienste sich erworben hat, ist bekannt. Der Vorsitzende Minister vr. Friedenthal sprach daher zunächst den Hoh«» Herrschaften den Dank für ihr Erscheinen au» und gab zu gleich der Ueberzeugung Ausdruck, daß diese huldvolle An wesenheit dem deutschen Lande Gewähr dafür leiste, daß es nationale und sittliche Aufgaben find, deren Erfüllung die verkündeten Frauenveretne unter dem erhabenen Schutz der deutscben Kaiserin und der deutschen Fürstinnen anstrebe«. Der Geh. Legationsrath vr. Hepke erstattete hierauf deu Generalbericht. Er hob vor Allem zwei Momente al» be deutungsvoll hervor: die wirkungsvolle Hilfe bet dem ober- schlefischen Nothstand und den reichen Segen von Stiftungen am Tage der goldnen Hochzeit des Kaiserpaare». S» wurden dadurch die deutsche Nationalsttftung „Frauentrost," einhundert und zwanzig Stiftungen in Preußen undNord- deutschland, drei gröbere Stiftungen der süddeutschen LandeS- vereine und die Eltsabethgabe der deutschen Fürstinnen be gründet. Der Berein bat sich in erfreulichster Weise end' wickelt. Dit Zahl der Zweigvereine hat sich um 37, d« der Mitglieder um 6000 vermehrt, so daß zur Zeit da- rothe Kreuz 493 Vereine mit 48000 Mitgliedern umfaßt. Der altbewährte Grundsatz, an erster Stelle für die mit Arbeit verbundene Unterstützung zu sorgen, wurde festge halten ; Staat und Gemeinde wirkten mit dem Verein zu sammen, der zur Linderung der Rvth 430000 Mark a«S» -gegeben hat. Das Gesammtvermögen der Vereine beträgt j 786 000 Mark. Dies« Ziffern bekunden das umfassend« wohlthätige Wirken der Vereine. Der Delegirte Breslau», Kaufmann Molinari, erstattete einen eingehenden und in teressanten Bericht über die Thätigkeit des Ausschusses gegenüber dem oberschlefischen Nothstand. Bon 607 000 M. ffind bis jetzt 385000 Mark verausgabt, so daß noch 222000 Mark zur Beendigung des LiebeSwerkeS übrig bleiben, mit denen Einrichtungen von dauerndem Werth geschaffen werden können. Die Kaiserin ermuthigte di« Vereine durch folgende Worte: „Ich danke dem vater ländischen Frauenverein auch in diesem Jahre im Namen der anwesenden wie der abwesenden deutschen Fürstinnen. Zugleich danke ich persönlich von ganzem Herzen für die allgemeine Theilnahme, die uns in so großartiger Weise zu der Feier ge spendet worden ist, die Golles Gnade dem Kaiser und mir gewährt hat. Insbesondere aber habe ich warm zu danke« für die großartige Hilfe, die die schlesischen Vereine dem Nothstande gegeben haben. Diese Hilfe ist ein Segen der Gegenwart und ein Vorbild für die Zukunft." Mit be sonderer Genugthuung wird es überall in Deutschland be grüßt werden, daß der ganze Bericht Zeugniß adlegte von dem einigen und nationalen Wirken der Vereine, welche ihrem Beinamen einer „vaterländischen" Vereinigung Ehre machen! Der Kaiser empfing gestern die Minister Grafen z« Eulenburg und Lucius. Fürst Orloff machte vorgestern Nachmittag dem Fürsten Bismarck einen längeren Besuch und wurde gestern von dem Kronprinzen in längerer Audienz empfangen. — Im letzten preußischen Minifter- rathe sollen die Linien bereits gezogen worden sein, nach welchen die Regierung bei dem anzubahnenden Frieden mit Rom ihr Verhalten einzurichten gedenkt. Bestätigen sich die darüber gemachten Mittheilungen, so würden die Zu geständnisse der Regierung doch derartige sein, daß die ver söhnlicheren Elemente der katholischen Kirche in Preuße« dadurch befriedigt sein dürften. Die Aufhebung des StaatS- gerichtshofes, so großen Werth die Mtramontanen auch darauf legen, stände nach jenen Auffassungen nicht zu er warten, wohl aber würde diese Institution gegenstandloS werden, weil der Klerus selbst keine Veranlaffung mehr bieten würde, Prozesse gegen ihn anzustrengen. In Be ziehung auf Orden und Kongregationen würde der Staat auf dem Verbote beharren, daS die betreffenden Gesell schaften (Schulbrüder, Cchulschwestern rc) von dem öffent lichen Unterricht ausschließt. Aber er würde gegen die Wiedereinführung jener Orden und Kongregationen nichts etnzuwenden haben, die sich mit der Krankenpflege beschäf tigen. Von der katholischen Kirche wird erwartet, daß sie auf die Gesetze betreffs der Vermögensverwaltung schon deshalb keinen besonderen Werth legt, weil die KaplanS- wirthschast in der Verwaltung zu Unträglichkeiten geführt habe, unter welchen die Kirche selbst zu leiden hatte. Die