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und Tag matt 'M -» >s «H Erscheint jeden Wochentag Abend» o llhr für den 1 andern Tag. Prei« viertZiShrltch 2 Mit 2ü Pf., zweimonackich 1 M bv «Hwnatl. 7d Pf. Sonntag, den 13. Juni. Milttärbeamte» de» kirchenpolitischen Bor- WWWWWWWWWWWAM»»< anderweite Klaffeneintheilung der ReichsheereS »nd der Marine. chaster Göschen in Konstantinopel erlebte, dem Einstuffe xS russischen Botschafter- zuschrttben. Ohne solchen Ein- luß, meint man, würde der Sultan nicht gewagt haben, >en Engländer so ablaufen zu lassen. — In kurzer Zeit ind drei bedeutende Eisenbahnunglücke in Deutsch- and einander gefolgt — Halle, Blumenberg, Ludwig-Hafen. Bisher galten die deutschen Bahnen al- die sichersten, und die Statistik gab in Bezug auf die geringe Zahl der Tödtungen vor allen fremden Ländern Deutschland, und in ihm Sachsen, Baiern und Preußen die Palme für ichere Betriebsführung. ES ist zu hoffen, daß man in eingehender Weise den Ursachen der Unfälle näher tritt und sich bemüht, dem deutschen Reiche seinen schönen und fumanen Ruf zu erhalten. In Oesterreich suchen jetzt die föderalistischen Heer- -aufen, unterstützt vom Kabinet Taaffe, sich der festen Punkte zu bemächtigen, welche noch t« Besitzt der Ver- äffungspartei find. Diesem Zwecke dient auch die soge nannte Wahlreform-Vorlage, welche im böhmischen Landtage eingebracht worden ist. Würde dieser Entwurf Gesetz, so wäre den Czechen, wie auf dep ersten Blick Kar ist, für alle Zetten die Majorität im Großgrundbesitze «nd damit im böhmischen Landtage gesichert. -Die- ist auch der unver kennbare Zweck der Vorlage; denn von allen 7V Mandaten will dieselbe den Deutschltberalen nur 17, höchstens 26 lassen, den Czechen dagegen 44 sichern, die sich bi- auf 53 ver mehren können. Damit wären die Czechen einer unerschütter lichen Zwetdrittel-Majotttät nahe gerückt. Von einer An nahme dieser Wahlreform kann wohl selbstverständlich keine Rede sein, da bis jetzt die VerfaffungSpartei eine starke Zweidrittelmehrheit in Händen hat. Warum brachte also die Regierung dieses Gesetz überhaupt ei»?. Entweder um ihr verpfändetes Wort einzulösen, di« Sechen mit einem Köder, den sie ihnen hinwirst, zu amüstren «nd dann ihre Hände in Unschuld zu waschen? Kaum! Oder um einen plausiblen Vorwand für die LandtagSauflösung zu finden, nachdem sie die VerfaffungSpartei, die „auch nicht das ge ringste Opfer bringen will", scheinbar in- Unrecht gesetzt? Das schon viel eher! Die italienische Deputirtenkammer hat die Kom mission für die Wahlreform-Vorlage der Regierung gewählt. Dieselbe ist auf 19 Artikel zurückgeführt, enthält im Ueb- rigen die wesentlichen Bestimmungen des alten Depretis'- schen Entwurfs. Der Zensus von 40 Lire Steuer wird beibe halten, ebenso die Listenabstimmung. Der BildungSzensuS ist etwas ermäßigt. Vom fünften Jahre der Geltung des Gesetzes ab soll allerdings von jedem Wähler verlangt werden, daß er diejenigen Elemeutarkenntniffe besitze, welche die Prüfung der „vierte« Klaffe" vorau-setzt; innerhalb der ersten fünf Jahre nach der VerküMgung des Gesetzes aber sollen auch Diejenigen zugelaffen werden, die ein ge ringeres, im Unterrichtsgesetz von 1877 vorgeschriebenes Maß von Wissen und Fertigkeit haben. Ein Artikel des Gesetzes ermächtigt die Regierung, mit Zuziehung einer Kommission von drei Senatoren, drei Abgeordneten und drei StaatSrichtern die Ueberganz sb estimmungen zu treffen. In Frankreich erregte neben er Duellmanie die Angelegenheit des Herzogs von Padua viel Interesse, den man am liebsten als Wahlfälscher ehrlos machen möchte. Die Deputirtenkammer ermächtigte bereits mit großer Majorität die Regierung zur gerichtlichen Verfolgung diese- Mannes. Da der Herzog keineswegs zur selben Zeit, son dern mehr als ein Jahr darauf in einem Bezirke, wo er auch begütert ist, noch einmal gewählt hat, so ist die doppelte Wahlausübung nur ein verzeihlicher Jrrthum, aber . die Republikaner suchen krankhaft alle Hebel in Bewegung > zu setzen, um ihre Gegner zu diskreditiren. In Rußland drängten die Trauerfeierlichkeiten für die verstorbene Kaiserin alles politische Jnterreff« i« de» Hintergrund. — König Georg von Griechenland befindet sich augenblicklich in London, um auch das englische Kabinet für eine Erweiterung der griechischen Grenzen zu gewinne«, nachdem ihm dies in Pari- gelungen sein soll. — I« Nordamerika ist General Grant mit seiner Präsident schafts-Kandidatur durchgefallen «nd Senator A. Garfield aus Ohio als solcher aufgestellt worden. Tribüne: „Die Ent- das Zentrum gegeben; Amtsblatt für dir königliche» M stiidtifche» Behörde» zu Freiberg uub Braud. Bensttwortlicher Rrdaktam vr«» I» Fretter». Vie Woche. Run ist die schöne Zeit wiedergekommen, da die Zei tungen in der Aufmerksamkeit des lieben Publikum» etwas zurücktreten und wo man sich um die Lösung der orien talischen Frage weit weniger kümmert, als um die em- pfehlenSwerthesten Rundreise-BilletS. In den Bädern ruht die Menschheit aus von den Strapazen des Winters. Sie hat es auch wirklich nöthig! Wenn man die Anpreisungen von Badeorten gegen allerhand Leiden und Gebrechen liest, so gestehen wir, keinen einzigen in dieser langen Reihe ver missen zu können. Ruhe verheißt uns der eine Ort, und in der That, Ruhe, viel Ruhe bedarf der Mensch in den heutigen Zeitläufen, besonders wenn ihm die alljährlich an wachsenden Steuerzettel präsentirt werden. Hebung aller Magenletden verspricht der andere Ort, »nd frei lich, in einer Zeit, in welcher man so Vieles im Magen hat, find solche Bäder entschieden von Nöthen. Stärkung der Nerven wird uns im dritten Ort in Aussicht gestellt — wie viel ist unseren Nerven nicht seit dem letzten Som mer zugemuthet worden l Wer zählt all' die anderen Leiden auf, an denen die Menschheit krankt! Wohl Manchem wäre zu wünschen, daß er wieder auf die Beine käme, frei athme, vom Schwindel befreit werde, Kar sehen lerne, die Galle ihm nie überlaufe und kein Druck auf'S Gehirn seine Handlungsweise beeinflusse. Und wo alle diese Ge brechen fehlen, dann wäre wenigstens Vielen zu gönnen, sich einmal — von dem und jenem reinzuwaschen. Die Welt will in die Bäder; sie ist der Poltttk müde; aber Frau Klio macht noch keine Miene, den Griffel aus der Hand zu Argen. In Berlin ist der preußische Land tag noch beisammen, die Kirchenvorlage läßt die Semüther nicht zur Ruhe kommen und schafft eine nichts weniger als angenehme Temperatur. Fürst Bismarck hat den National- liberalen wieder einmal den Text lesen lassen und dabei die Absicht ausgedrückt, allem Verdruß und allen Nieder lagen aus dem Wege gehen und sich auf die auswärtigen Angelegenheiten beschränken zu wollen. Eine Aenderung in der Stellung der Parteien hat diese Eröffnung nicht zu Stande gebracht ; im Gegentheil würde ein recht we sentlicher Theil der Liberalen in der Selbstbeschränkung des Reichskanzlers auf die auswärtigen Angelegenheiten sogar einen Gewinn erblicken. Die Kirchenkommission kehrte sich nicht an die Drohung des Reichskanzlers, denn sie lehnte am Donnerstage mit 13 gegen 8 Stimmen das ganze Gesetz ab. Die Stadt Magdeburg feierte die 200jährige Wieder kehr des Tages ihrer Vereinigung mit der preußischen Mo narchie durch ein schönes und gelungenes Fest, an welchem der Kaffer und der deutsche Kronprinz theilnahmen. Einigermaßen beeinträchtigt wurde die Festfeier allerdings durch die Nach richt von dem Tode der Kaiserin von Rußland, welche die frühere Abreise des Kaisers von Magdeburg zur Folge hatte. Den Trauerfeierlichkeiten in Petersburg wohnte der deutsche Kronprinz bei, der bei dieser Gelegenheit auch wohl politische Angelegenheiten erledigt hat. Darauf deutet wenigstens der Umstand, daß der Kronprinz vor seiner Abreise noch eine lange Konferenz mit dem Fürsten Bismarck hatte. ES wäre ja recht wünschenswerth, wenn mit der Kaiserin von Rußland auch der Haß gegen Deutschland begraben worden wäre. Auf der Nachkonfe- renz in Berlin, zu welcher jetzt die Einladungen erlassen worden sind, wird sich ja wohl schon zeigen, wie Rußland fich jetzt zu Deutschland und Oesterreich stellt. Den eng lischen Lockungen scheint man in Petersburg bisher kein aufmerksames Gehör geschenkt zu haben, wenigstens wollen Mele den glänzenden „Abfall", welchen der englische Bot- Jnserate werden bi» Bormittag» 11 Uhr angenom- » M 11880. In Betreff der Ablehnung der läge in der Kommission äußert die scheidung in der Kommission hat ob eS diese Entscheidung tm Plenum wiederholt" "dafür wird in letzter Linie wohl das Verhalten der Regierung maßgebend sein. Was die Haltung der nationalliberalen Mitglieder den anstößigsten Stellen veS Entwurfs, nament lich dem „Bischofsparagraphen" gegenüber belangt, so dürfen wir erwarten, daß dieselbe eine feste, unverrückbare ist." — Bei der gestrigen Ersatzwahl im 5. Berliner Reichstagswahl- kreise wurde Rechtsawalt Träger (Fortschritt) mit 4266 von 4571 abgegebenen Stimmen zum Reichstagsabgeord neten gewählt. — Als Sekretär der Berliner Konferenz wird Geheimrath Busch fungtren. — Das preußische Herren haus erledigte gestern die Berathung des Verwaltun--» organisationsgesetzes bis 8 40 nach den Kommtssion-an- Tagesschau. Freiberg, 12. Juni. Zwei gute Diplomaten einigen fich schwer, aber wenn sie ein Uebereinkommen erzielen, so ist das Geschaffen» besser als ein Werk der Stümper. Da- diplomatisch» Genie des Papstes Leo scheidet ihn scharf von seinem un versöhnlichen Vorgänger PtuS und über die diplomatisch» Befähigung des Fürsten BtSmarck Worte zu verliebe», hieße Wasser in'- Meer tragen. So gewinnt den» die überraschende Nachricht, daß der zerrissene Faden zwischen Rom und Berlin wieder angeknüpft werden soll, eine hohe politische Bedeutung. ES wäre kleinlich, wollte man da neue Entgegenkommen des Vatikans nicht freudig begrüße»; denn es ist nicht nur damit bei der römischen Kutte der gesunde Gedanke zum Durchbruch gekommen, daß eS nicht gut ist, den Bogen zu straff zu spannen, sondern auch dem wahren und tiefen FriedenSbedürfniß Ausdruck gegeben. In einer Ueberzeugung find Fürst Bismarck und Papst Leo, die deutsche Nation und die katholische Kirche, die Frei- finnigen und Ultramontanen einig, nämlich darin, daß fich der Kulturkampf überlebt hat. Ist da- aber der Fall, so muß auch der Geist, der lebendig macht, den Buchstabe«, der tödtet, überwinden, so muß auch die richtige Form für den Kulturfrieden zu finden sein. Wohl uns, daß die Kirche nicht abermals ihr mittelalterliches Rüstzeug in einen neuen Kampf zu führen gedenkt, wohl den Katholiken, daß der Staat nicht zu neuen und härteren Maßregeln der Ab wehr, wie man sie bereits in Aussicht stellte, getrieben wird! In der am 10. d. M. unter dem Vorsitze des StaatS- ministerS Hofmann abgehaltenen Plenarsitzung de- BundeSrathS gelangte der tm Reichseisenbahnamte auS- gearbeitete Entwurf einer Aenderung und Ergänzung der auf die Bahnhof-Abschluß-Signale bezüglichen Bestimmungen im Abschnitt llb. der Signal-Ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands vom 4. Januar 1875 zur Berathung. Von der königlich sächsischen Regierung war ein von dem Ent wurf abweichendes System in Vorschlag gebracht. Den Bericht erstattete der hanseatische Ministerrefident, vr. Krüger, Namens der Ausschüsse für Landheer und Festungen, für das Seewesen und für Handel und Verkehr. Auf om Antrag des stellvertretenden Vorsitzenden des ReichS-Äsen- bahn-AmteS, Geheimen Ober-RegierungS-Rath Körte, wurde der Entwurf mit einer dem sächsischen Vorschlag sich an nähernden Modifikation festgestellt. Die neuen Bestim mungen sollen am 1. Oktober d. I. in Kraft treten. So dann genehmigte die Versammlung auf den Bottrag de- grobherzoglich hessischen Bevollmächtigten, Staat-rath- vr. Neidhardt, dem Anträge der zuständigen Ausschüsse ent sprechend, den Entwurf einer Verordnung betreffend die