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Gachseu 6365, 10. 3147, 3078, 56, „ Advocat Kugler . . . . „ Kupferschmied Försterling einzelne Stimmen 12,646. Die absolute Majorität beträgt demnach 6324. Herr Stadt« rath Sachße ist daher mit der erforderlichen absoluten Majorität znm Reichstagsabgeordneten für obigen Wahlbezirk gewählt. Freiberg, 14. Febr. Am vorigen Sonntag erlebte unsere Stadt ein seltenes und frohes Fest, die 50 jährige Jubelfeier de- TageS, an welchem Herr Professor l)r. Carl Heinrich Frotscher, emeritirter Rector de« hiesigen Gymnasiums, Ritter des kgl. sächf. Verdienstordens, in sein erstes Schulamt getreten war. Der 8«, bilar, einer der verdientesten der lebenden Schulmänner Sachsen^ ist in einer mehr als 48 jährigen Amtszeit nach einander an fünf höheren Schulen und daneben längere Zeit auch an der Universität des Landes als Lehrer thätig gewesen und hat dreien Gelehrten- Schulen als Rector vorgestanden, während er sich zu gleicher Zeit auch durch viele literarische Arbeiten, unter denen besonders seine Aus gaben von Xenophons Hiero, des SallustiuS, des 10. Buche- von QuintilianS Institutio orstoria, de« Justinus, mehrerer ciceronischer und demosthenischer Reden, vor Allem aber die Ausgabe des Mu ra tu S zu nennen sind, um die philologische Wissenschaft aufs Beste verdient gemacht bat. Geboren deu 6. Mar 1796 zu Weira tei Neustadt an der Orla, gebildet in der Zeitzer Stiftsschule uud auf der Universität zu Leipzig, war Frotscher am 10. Febr. 1817 al» Collaborator an der Thomas sch ule zu Leipzig zuerst in den sächsischen Schuldienst eingetreten und hatte ein Jahr darauf die philosophische Doctor- und Magisterwürde erlangt. Am 29. Oct. 1818 schon ward dem 22 jährigen Jüngling da« Rectorat de- Lh. ceums zu Schneeberg übertragen, doch vertauschte er dasselbe bereits im August 1820 mit dem Amte eines dritten Lehrers au der Nicolaischule zu Leipzig, an welcher er darauf bl- zum Sommer 1828 in der angegebenen Stellung, von da an aber ast Conrector, zusammen aber 15 Jahre lang, in ausgezeichneter er« folgreicher Weise thätig gewesen ist. Mit diesem Schulamte ver band er seit dem September 1822 die Stellung als Bibliothekar der Leipziger Stadtbibliothek, von Michaelis 1828 bi- zu Ende 1831 auch die Functionen eine« Dolmetscher- jüdischer und hebräischer Schriften beim Handelsgericht und, nachdem er sich am 1. April 1826 als Privatdocent an der Universität haMirt, seil dem 31. März 1828 auch die Würde eines außerordentlich«» Professors in der philosophischen Faeultät. Zu Ostern 183b ward ihm das Rectorat des damals neuorganifirten Gymnasiums zu Annaberg, zu Neujahr 1843 aber, bei Auflösung der genannten Anstalt, das erledigte Rectorat de« Gymnasiums zu Freiberg ü'ertragen, welche letztere Schule sich seitdem mehr al- 22 Jahre hindurch, bi« zu Ostern 1865, seiner Leitung zu erfreuen gehabt hat. Zu dem angegebenen Zeitpunkte nöihigte ihn körperliche» Leiden, besonder« eine zunehmende Schwäche der Augen, in den Ruhestand zurückzutreten, der ihm von dem kgl. CultuSministerium unter ausdrücklicher Anerkennung seiner schon im Jahre 1859 von Sr. Majestät dem Könige durch Verleihung des Verdienstorden» geehrten mannichfachen Verdienste um das sächsische Schulwesen, ge währt ward. Wenn sonach dem gewöhnlichen Herkommen ein sogenannter officielles Jubiläum nicht in Aussicht zu stehen schien, so war doch in den Schülern de« verdienten Greises die dankbare und liebevolle Erinnerung an ihren alten Lehrer viel zu lebendig, all daß sie den 50jährigen Gedächtnißtag des Beginns seiner frucht- und segensreichen BerufSthätigkeil ohne Gruß und Feier hätten ! vorübergehen lassen sollen. Die von den Freiberger Frotscherianern gegebene Anregung fand überall im Lande bei den gewesenen Schülern des Jubilar« aus allen Anstalten, an denen derselbe einst gelehrt hatte, den leb haftesten, ja wir möchten sagen, einen begeisterten Anklang', und wenn auch die meisten ihre Theilnahme auf Grüße und Sen dungen aus der Ferne beschränken mußten, so fand sich doch ei« verhältnißmäßig sehr bedeutende Zahl trotz der Jahre-zeit und de» sehr ungünstigen Reisewetters zur Begrüßung ihres geliebten Leh rers persönlich in Freiberg ein, und auf den Festtag selbst lächelte denn auch der Himmel wieder freundlich hernieder. Nachdem früh morgens ein Gesang des Gymnasialchors und eine Morgenmusik den Gefeierten vor seinem Hause begrüßt hatten, erschien zuerst«« Deputation de« Festcomitös bei dem Jubilar, um demselben die Glückwünsche seiner alten Schüler und als Festgaben der selben einen Pelz und einen Lehnstuhl zu überbringen. «» .. Z-br. (Wolffs T.-B.) Ein kgl. Decret verfügt Kammer und beruft die Wahlcollegien zum 10. Ma z. Dee neue Kammer sott den 22. März zusammentreten. Freiberg. Da« Wahlergebniß für den 9. Wahlbezirk ist folgendes: Von 12,646 eingegangenen giltigen Stimmen erhielten: Herr Stadtrath Sachße . . . 6365, muthen nach um ein Abkommen, welche« die Könige Wilhelm und Johann unter sich getroffen hatten, und das erst nachträglich zur Kenntniß der Minister gelangte. Es war die Erfüllung dieses säch sischen Wunsches für König Johann eine Ehrensache, für die er beim König Wilhelm willig Gehör fand. München, 13. Febr. Die wesentlichsten Bestimmungen der neuen Militärverfassung sind folgende: „Jeder Bayer hat seine gesetzliche Militärdienstpflicht persönlich abzuleisten; Stellvertretung, Loosen und Nummertausch werden aufgehoben. Der Eintritt in das Heer erfolgt nach zurückgelegtem 20. Lebensjahre. Die zum aktiven Dienste nicht Brauchbaren können zum Dienst in den Militärcunzleien und Werkstätten herangezogen werden. Ein ein jähriger Freiwilligendienst nach preußischem Muster wird eingeführt. Die Dienstzeit im stehenden Heere beträgt 6 Jahre, darunter 3 Jahre Präsenz bei den Fahnen und 3jährige Reservezeit, wäh rend deren ein ständiger Urlaub ertheilt wird und nur die Ver pflichtung zu einer im Ganzen 3monatlichen UebungSzeit besteht. Durch Verehelichung wird der Uebertritt in die Landwehr be gründet. Nach dem 6jährigen aktiven Dienste folgt ein Legions dienst von 5 Jahren, während dessen jährlich zwei Controlversamm« lungen und 8 UebungStage statifinden; auch können 1 monatliche größere Uebungen angeordnet werden. Bis zur Durchführung der Militärverfassung bei dem stehenden Heere und den Reserve bataillonen bleibt für die Landwehr die bisherige Landwehr-Ord nung bestehen. Wien, 12. Febr. Wie der „Börsenhalle" gemeldet wird, will Frhr. v. Beust, nach Maßgabe der mit Deak gehaltenen Conferenzen, die projectirte Revision der Februar-Verfassung in einem so libe ralen Sinne dirigiren, daß die künftige Constitution der cisleitha- nischen Reichshälfte in Bezug auf Freisinnigkeit vollständig der un garischen Verfassung gleichkomme. — Hier glaubt man, daß noch in diesem Frühjahre für den Orient eine Katastrophe unaufhaltsam Hereinbrechen werde. Man meint, daß das Signal zur Erhebung von Belgrad ausgehen werde, wenn die Pforte sich nicht bi« dahin gutwillig dazu verstanden hat, durch Räumung der serbischen Fe stungen auf den letzten Rest faktischer Oberherrlichkeit zu verzichten. Bis jetzt hat die Pforte dieses Zugeständniß nicht gemacht. Paris, 12. Febr. Der heutige „Moniteur" zeigt an, daß der Kaiser am Donnerstag, Mittags 1 Uhr, im großen Saale des Louvre persönlich die legislative Session von 1867 eröffnen und die Beeidigung der neuen Senatoren und Deputirten vor nehmen werde. — Dasselbe Blatt meldet aus Mexico, daß, laut einem Telegramme aus Veracruz, vom 13. Januar, Kaiser Maxi milian am 5. Januar wieder nach der Haupistadt Mexico zurück gekehrt sei. Die Concentrationsbewegungen der französischen Trup pen vollzögen sich mit größter Ordnung. Die Truppen sollten am 23. Januar zwischen Mexico und dem Meere die Aufstellung eines Echolons einzunehmen haben. Die Truppen begegneten dabet keinem wirklichen Hindernisse. — Durch kaiserl. Decret ist der ehema iqe Handelsminister Bvhic zum Mitglied der Ausstellungs-Commission ernannt worden. — Heute fand auf dem Schlachtfelde von Mont- mirail die Einweihung eines dem Andenken an Napoleon I. ge widmeten Denkmals statt, wobei Graf Nieuwekerque, der den Kaiser repräsentirte, eine begeisterte Rede hielt. — Da« Rundschreiben des Postdirectors ist fortwährend Gegenstand der Besprechung. Die Regierung macht jetzt den Postdirector zum Sündenbock. — Einige Blätter verlangen Auflösung des gesetzgebenden Körpers, weil der selbe den „liberalen" Maßregeln des Kaisers hinderlich sein werde. Die französischen Fabriken fertigen jetzt monatlich 50,000 Hinter- ladungSgewehre an. Bis Ende Februar sollen 600,000 Stück fertig sein. — Aus MonS und Charleroi (Belgien) wird geschrieben, daß die Arbeitseinstellung in den dortigen Kohlenbergwerken wieder be gonnen hat. Die Arbeiter sollen gerufen haben: „Es lebe die An nexion." — In Hofkreisen soll man die Heirath des Herzogs von Flandern mit der hohenzollern'schen Prinzessin nicht gern sehen. London, 12. Febr. In Chester brachen am Montag Abend Unruhen aus, da eine beträchtliche Anzahl Fenier, etwa 1400, mit der Eisenbahn herbeigekommen war. Die Läden wurden geschloffen, die Behörden blieben die ganze Nacht durch auf ihren Posten. Die Fenier hatten es augenscheinlich daraus abgesehen, der im Schlosse liegenden Waffenvorräthe sich zu bemächtigen. Man wartete ängst lich auf Zusendung von Truppen au« London, die auch diesen Morgen eintrafen. Der größte Theil der Fenier ist inzwischen nach Warvington und andern Städten abgezogen. (Den neuesten Nach richten zufolge ist die Ruhe nicht wieder gestört worden.