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BESPRECHUNG Rosemarie MüLLER, Die Grabfunde der Jastorf- und Latenezcit an unterer Saale und Mittelelbe. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle, Band 38, herausgegeben von Dieter Kaufmann. VEB Deutscher Verlag der Wissen schaften, Berlin 1985. 316 Seiten mit 27 Textabbildungen und 113 Tafeln. Die Autorin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bereich Ur- und Frühgeschichte der Universität Halle-Wittenberg, legt mit der genannten Schrift ihre Doktorarbeit vor, die in etwas anderer Form an der dortigen alma mater verteidigt worden war (Prom. [A] Halle 1981: Martin-Luther-Universität, Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät: Die Latenezeit im Mittelelbe-Saalc-Gebiet aufgrund der Grabfunde, von R. Müller [Halle/S.], in: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 24, 1983, S. 707-711). Das gedruckte Werk bietet nunmehr eine ausgereifte Fassung. Mit den Begriffen Jastorf und Latene enthält das Thema Hinweise auf jene Trieb kräfte, die in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des letzten Jahrtausends v. u. Z. vorrangig wirksam gewesen sind. An Saale und Elbe formten sie auf heimischer Grundlage jene Ausgleichszone zwischen germanischen Einflüssen von Norden und der keltisch geprägten Welt des Südens, wie für das Gebiet jenseits der Mittel gebirgsschwelle weithin typisch. Altsachen, welche auf einzeln oder felderweise an getroffene Gräber zurückgehen, stellen dabei die größte wie aussagekräftigste Fund art. Räumlich umfaßt die Arbeit den Unterlauf der Saale und das anschließende Mittelelbegcbiet, ein Territorium, das verwaltungsmäßig den gesamten Bezirk Halle und den Süden des angrenzenden Magdeburger Distrikts ausmacht. Damit wird eine empfindliche Lücke geschlossen, die hier bislang für die vorrömische Eisenzeit bestanden hatte. Unter ,Forschungsgeschichte‘ verlautet, daß die Fundbestände in zahlreichen Publikationen, einsetzend bereits 1685, ihren Niederschlag gefunden haben. Eine Anzahl hervorragender Fachvertreter, mehrere Diplomarbeiten und weitere Autoren haben entsprechenden Fundstoff vorgelegt und analysiert. Als beachtlich wird auch die Vorlage des nahezu vollständig freigelegten Gräberfeldes von Gräfenhainichen (G. und S. Gustavs) bewertet, woran sich weitere Bestattungsplätze fügen. Nur an geschnittene Friedhöfe oder einzeln geborgene Grabanlagen sowie entsprechende