In der Reihe der drei ersten Leiter unserer sächsischen prähistorischen Museums- abteilung trug er zweifellos die schwerste und undankbarste Last. B. Geinitz als Mineraloge und Geologe hatte zwar auch für das Museum als jüngste Stufe der Entwicklung der Erde der Geschichte des Menschen und der Arbeit einen beson deren Platz erkämpft und vor mehr als 120 Jahren eine prähistorische Abteilung gegründet und aufgebaut, J. V. Deichmüller hatte in 46jähriger Tätigkeit die Spe zialisierung und fachliche Abkopplung von der Mineralogie und Geologie auch personell erreicht, dazu zur Jahrhundertwende das Archiv urgeschichtlicher Funde aus Sachsen geschaffen und damit das Fundament für die staatliche Bodendenk malpflege in Sachsen gelegt; aber das alles geschah in einer relativ friedlichen Zeit und in einem vom ersten Weltkrieg als direkten Schauplatz nicht erfaßten Lande unter weitgehend gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen. Georg Bierbaum da gegen mußte in der Inflation starten, durchlebte die wenigen (3-4) „goldenen zwan ziger Jahre“ im Kampf um die Erhaltung des nationalen Kulturerbes, das gerade damals durch unvorhergesehen viele Fabrik- und Wohnbauten, z. T. auch auf histo rischem Boden, erhöht gefährdet war und auch zerstört wurde, ohne daß dagegen gesetzliche Handhaben erlassen waren. Es ist deshalb wohl kaum ein Zufall, daß 1925 der Kampf um ein Gesetz zum Schutz der Kunst-, Kultur- und Naturdenk male verstärkt einsetzte und bald auch demonstrativ zu einer Massenbewegung aus geweitet werden konnte, so daß die lange Verzögerung der Gesetzesverkündung le diglich eine Folge der ständigen Landtagsauflösungen war. Als Vorlage hatte das Gesetz jedenfalls mindestens in erster Lesung das „hohe Haus“ mehrfach passiert; Die Weltwirtschaftskrise mit den Notverordnungen störte den Aufbau dann eben so, wie später die faschistische Diktatur die relative Freiheit der Wissenschaft emp findlich beschnitt. Krieg und Zerstörung der Heimatstadt und der Dienststellen waren das Ende. Sie traten für Georg Bierbaum zu dem Lebensabschnitt ein, in dem in friedlichen Zeiten der Mann beginnt, wenigstens einen Teil der Ernte seines vorangegangenen Schaffens einzubringen. Das war ihm nur in bescheidenstem Maße möglich, und die Tragik gipfelte noch im weitgehenden Verlust seiner Ge sundheit. Was er erarbeitete und erreichte, diente seinem Fach, seinem Institut und seinen Mitarbeitern, er selbst hat kaum im vollen Maße den ihm gebührenden Dank erfahren. Die Erfüllung seiner Pflichten bedeutete ihm Lebensglück und Genug tuung; so konnte er vor sich selbst und seiner Umwelt stets bestehen. Aber zu schnell und gedankenlos wird auch heute vielfach besonders das im Stillen und in erster Linie für die Nachkommenden Vollbrachte vergessen. Auf dem von Georg Bierbaum geschaffenen Fundament konnte nun schon fast vier Jahrzehnte wieder aufgebaut werden, nicht zuletzt wohl auch als innere Ver pflichtung, als Anerkennung und Dank für seine hingebungsvolle Arbeit.