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dazu führten. Erst im Ergebnis der Siedelbewegung war eine Kontinuität in der Straßenführung möglich, was nicht nur für den Bereich Königsbrück festzustellen ist, sondern für die Gesamtführung der alten West-Ost-Verbindung zutrifft. Mit Sicherheit kann man sagen, daß während der Expansionen in die Oberlausitz (um 932) und der Polenkriege (Anfang 11. Jh.) zwischen Bautzen und Strehla Teile der späteren Hohen Straße bereits genutzt wurden. Dafür spricht auch die dominie rende Stellung Bautzens im Gau Milska seit dem 10./11. Jh. als Landesburg und frühstädtisches Zentrum. Mit dem sozialökonomischen Wandel der Infrastruktur durch den organisierten Landesausbau tritt die West-Ost-Verbindung in der zweiten Hälfte des 12. Jh. erneut ins Blickfeld. Alte Bahnen wurden wieder benutzt, das Verkehrsnetz erweitert und ausgebaut bis hin zum Festschreiben der exakten Füh rung seit dem 14. Jh. Ein geschlossener Straßenzug hatte sich im 10./11. Jh. noch nicht durchgängig herausgebildct, er entstand später durch das Zusammenfügen älterer Teile. Vor allem für die Strecke zwischen Kamenz und der Elbe würde dies zutreffen, denn gerade dieses Gebiet wurde intensiv im Ergebnis der Kolonisation und Rodung erschlossen. 27 Für das 10. bis 12. Jh. muß ein älterer Verlauf der via regia südlich oder nördlich von Königsbrück, wobei letzteres am überzeugendsten erscheint, angenommen wer den. Eine mögliche südliche Führung wird gleichgesetzt mit der 1241 in der Ober lausitzer Grenzurkunde erwähnten „antiquam stratam“ (Meiche 1908, S. 215 ff.; Helbig 1956, S. 88; Huth 1980, S. 174), die entlang der Grenze zwischen landes herrlichem und bischöflichem Gebiet über Reichenau, nördlich Gräfenhain, zwischen Königsbrück und Laußnitz Richtung Elbe verläuft. Für den Verlauf dieses Straßen stückes spricht die Einheit mit den Flurgrenzen zwischen Lückersdorf, Schwoosdorf, Koitsch im Norden und Gelenau, Bischheim, Häslich und Reichenau im Süden (vgl. Mbl. 4749, Königsbrück; 4750, Kamenz). Ein Teil der Straße würde so auf dem noch heute überlieferten „Marktweg“ - allerdings eine jüngere Namensprägung - entlang führen, der andere Teil, der nach Reichenau weisende, auf der Alten Post straße. Ein Einschwenken der Altstraßenführung von Reichenau in Richtung Kö nigsbrück und nördlich am Ort vorbei wäre sowohl aus geographischen als auch topographischen Gesichtspunkten möglich (Flurname Furthaus und Hohlweg - StA Dresden Flurnamenverzeichnis Königsbrück Nr. 51; Mbl. 4749, Königsbrück N 12,7; W 14,2). Die Variabilität im mittelalterlichen Straßenverlauf zwischen den beiden Städten schließt eine Führung von Kamenz (St. Justkapelle - Wege kapelle, nördlich am Hutberg vorbei), über Schwoosdorf, weiter auf der späteren Kleinen Poststraße und im Bereich der heutigen Königsbrücker Landstraße gleich falls nicht aus. Dafür sprechen vorhandene Altstraßenreste (Hohlenbündel, Mbl. 4749, Königsbrück, N 14,6; O 14,3) zwischen Koitsch und Königsbrück sowie eine Reihe jüngerer Bekenntnisse von Straßenräubereien für das 15./16. Jh. (vgl. Her zog 1986, Anm. 142). 27 Die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der Rekonstruktion mittelalterlicher Straßen und Wege auf Grundlage von Altstraßenresten im Gelände haben zwei Untersuchungen für den Erzgebirgs raum deutlich herausgearbeitet (Aurig/Beulig 1981; Wißuwa 1987).