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schäft anstrebten. Bis zur Mitte des 13. Jh. gelingt es den Herren v. Kamenz, einen umfassenden Allodial- und Lehngüterkomplex aufzubauen, über den sie alle grund- herrlichen Rechte ausübten (Knothe 1866, S. 101 ff.; Jänecke 1923, S. 73). Die erstmalige urkundliche Erwähnung der Kamenzer Burg erfolgte historisch sehr spät, 1318 (CDS 11,7,11). Aus mehreren Urkunden von 1220/12214 geht die Nennung eines Herrensitzes hervor, Bernhard II., Konrad und Volrad unterzeich nen darin als „Gebrüder von Kamenz“. 4 5 Somit ergibt sich zwar keine direkte, aber zumindest eine indirekte Erwähnung der Burg seit 1220. Allerdings kann man ver muten, daß die Errichtung der Burg auf den Vater, Bernhard v. Vesta, zurückgeht, wofür schriftliche Quellen fehlen. W. Frenzel (1923, Nr. 150, 152, 153, 154, 160; 1931, S. 28 ff.), der 1923 den Schloßberg (Abb. 1,2) archäologisch untersuchte, erbrachte nach glaubhaften Aus wertungen einen Nachweis für den Bau der Burg um 1200 (vgl. auch Corpus 1985, 106/6, S. 116). 6 7 Der Bau der Burganlage auf dem Schloßberg wurde vor allem von militärstrate gischen Gesichtspunkten bestimmt? Kamenz liegt am Rande des Altsiedelgebietes des Gaues Milska und im Bereich der alten West-Ost-Verbindung, der späteren Hohen Straße. Die sogenannte Oberlausitzcr Grenzurkunde von 1241 enthält den Passus „in antiquum vadum trans Alestram“ (vgl. Meiche 1908, S. 215 ff.; Jecht 1919, S. 63 ff.; Jänecke 1923, S. 25 ff.), woraus sich ergibt, daß im Umfeld von Kamenz eine bedeutende Furt über die Elster lag, die mit großer Wahrscheinlich keit seit dem 11. Jh. benutzt wurde. Zum jetzigen Zeitpunkt muß eine exakte Lo kalisation der „antiquum vadum“ offen bleiben, man sollte sie aber zwischen dem Spittel (nördlichster Punkt) und dem Ort Wiesa (südlichster Punkt, Waldhufen dorf zwischen Kamenz und Prietitz) suchen (vgl. Herzog 1986, S. 44 ff.). Ein wei terer wichtiger Zusammenhang für die Entstehung der Burg ergibt sich aus einer Urkunde von 1225 (CDS 11,7,1), die uns u. a. durch die Umschreibung des Ka menzer Kirchensprengels den Stand der Kolonisation verdeutlicht. 16 Dörfer ge hörten 1225 zum Pfarrsprengel, vor allem Rodungsdörfer, und die als geistliche 4 1220 (Dobenecker II, 1895) verkauften die Söhne Bernhards v. Vesta ihr Erbgut in Lastau bei Colditz an das Kloster Buch. Dieser Verkauf wird auf zwei Landdingen beurkundet: 1. 1220 vom Markgrafen von Meißen (CDS 1,3,275; Dobenecker II, 1909), 2. 1221 vom Bischof von Meißen (CDS 1,3,292; Dobenecker II, 1988). 1221 leistet die Schwester Kunigunde vor dem „iudex pro- vencialis" des Pleißenlandes, dem Bischof Engelhardt von Naumburg, Verzicht (CDS 1,3,248 - 1218; Dobenecker II, 1962-1221; vgl. dazu Schieckei 1960, Reg. 274). 5 Zur Erwähnung der Burg in den schriftlichen Quellen und der Bedeutung des Nachweises eines Herrensitzes als indirekte Erwähnung der Burg kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden (vgl. Schieckei 1956, S. 7 ff.; Blaschke 1967, S. III; Buchner 1982, S. 73 ff.; Billig 1985, S. 377 ff.). 6 Eine Überprüfung der Fundmaterialien in ihrer Gesamtheit ist heute nicht mehr möglich, da der Hauptteil der Funde vom Schloßberg gegenwärtig als verschollen gilt. Kleine Reste befinden sich in der Ausstellung des Museums der Westlausitz, allerdings ermöglichen die wenigen Fundstücke kaum neue Erkenntnisse. 7 östlich vom Stadtkern, über dem linken Felsufer des Langen Wassers, westlich der Einmündung in die Schwarze Elster befindet sich die mittelalterliche Wehranlage in hervorragender Spornlage (Schloßberg). Die Wehranlage ist verebnet und mit Häusern überbaut. Eine Abschnittsbefestigung ist nicht auszuschließen (Mbl. 4750 Kamenz, N 12,8; O 18,2; Flurstück Nr. 668).