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und die Auseinandersetzung zwischen den gesellschaftlichen Komponenten Burg, Stadt und Straße zeigen sich an verschiedenen Kernpunkten der Gesellschaftsfor mation Feudalismus. Das untersuchte Verhältnis spiegelt sich nicht in den verschie denartigen Quellen wider, es ist ein Ergebnis der Betrachtungsweise der Geschichts wissenschaft und muß somit alle zwischen den Komponenten bestehenden sozial ökonomischen, politischen, rechtlichen und baulich-topographischen Beziehungen in ihrer Dialektik und dynamischen Entwicklung beinhalten. Im folgenden soll die hier theoretisch aufgezeigte Problemstellung anhand der Städte Kamenz (Abb. 1) und Königsbrück (Abb. 2) beispielhaft untersucht werden. Kamenz - Burg und Siedlung Die Lande Bautzen und Görlitz widerspiegelten geographisch und geschichtlich ihre hervorragende Stellung als Durchgangsland im Mittelalter. Als Markengebiet war die Oberlausitz ursprünglich Reichslehn, diesen Charakter hat sie auch im Hoch mittelalter im wesentlichen bcibchalten. Im politischen Geschehen wechselte aller dings die territorial-politische Zugehörigkeit mehrmals (Helbig 1956; Reuther 1961; Kavka 1978). Der Auftakt der Siedelbewegung in die Oberlausitz vollzog sich gegenüber den westlichen Nachbargebieten zeitlich verschoben in den letzten Jahrzehnten des 12. Jh. Wir können auch hier ein Wechselverhältnis bäuerlicher Besiedlung und städtischer Entwicklung erkennen, wobei die Hohe Straße als Siedelbahn in diesem Prozeß eine wichtige Rolle einimmt. Zur Zeit des intensiven Landesausbaus bzw. der bäuerlichen Landnahme war die Oberlausitz im Besitz der Premysliden. Die böhmischen Könige, ebenso der Bischof von Meißen, förderten die Ansiedlung breiter Teile des deutschen Adels. Nach M. Reuther (1961, S. 83 f.) entwickelten sich die verschiedenen Gruppen - Kirche, Herrschaftsbesitzer, Städte und niederer Adel - zu siegelführenden Rechts- und Amtsträgern, erreichten innen- und außenpolitisch nahezu Selbstverwaltung und standen nur lose unter landesherrlicher Oberaufsicht. Kann der derzeitige For schungsstand zur von 1158 bis 1253 währenden ersten böhmischen Periode nicht be friedigen, so sind die o. g. Faktoren, ebenso wie die kirchliche Zugehörigkeit zum Bistum Meißen (Zittau - Bistum Prag), für die weitere Entwicklung der Oberlau sitz von wesentlicher Bedeutung. Abb. 1 (nebenstehend). Grundriß der Stadt Kamenz von 1804 (StA Dresden, KA VI/2). A Fst. Kirch- gasse 12, B Fst. Elstraer Straße, 1 Reinhardsberg, 2 Schloßberg, 3 Jacobsberg, 4 Strohhof, 5 Holzhof, 6 Spittel, 7 Franziskanerkloster (Klosterkirche), 8 Hauptkirche, 9 Katechismuskirche, 10 Straße von Königsbrück, 11 Wallstraße, 12 Hintere Gasse, 13 Saumarkt, 14 Breite Straße, 15 großer Steinweg, 16 Töpfergasse, 17 Elstraer Straße, 18 Am Schloßberg, 19 Schwarze Elster, 20 Langes Wasser, 21 Her rental, 22 Uferstraße, 23 Straße nach Pulsnitz, 24 Eulenberg, 25 Königsbrücker Tor, 26 Pulsnitzer Tor, 27 Bautzener Tor, 28 Marktplatz, 29 Rathaus, 30 Topf- und Salzmarkt, 31 Mönchsgasse, 32 Kloster gasse, 33 Königsbrückergasse, 34 Tuchmachergasse, 35 Pulsnitzgasse, 36 Herrengasse, 37 Kirchgasse, 38 Anger, 39 Schustergasse, 40 Bautzenergasse, 41 Fleischbänke, 42 Damm-Teich.