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Abb. 8. Wahren, Rittergut. Glasbecherfragment (1) und Bruchstück eines Eisensporns (2) aus der Schlammschicht von Schnitt 2 sowie Spinnwirtel aus der grauen, lehmigen Schicht von Schnitt 1 (3). 1:2. Das Fundmaterial, besonders die Keramik, erlaubt eine ausreichende Datierung der im Graben abgesetzten Schlammschicht. Die Reste der Standbodengefäße - darum handelt es sich fast ausschließlich (das Randstück Abb. 1,10, ist wohl der einzige Beleg eines Wölbebodengefäßes) - zeigen sämtlich Böden, die von der Drehscheibe abgeschnitten wurden. Sind auch einige nicht sicher beurteilbar, so fehlt doch jeder Hinweis auf die älteren, abgehobenen Böden. Abgeschnittene Bö den sind ab um 1300, zunächst gemeinsam mit abgehobenen, bezeugt (Stoll 1985, S. 29; für Leipzig Winkler/Küas 1980, S. 214 f.; vgl. aber auch Schwabenicky 1982, S. 340 f., 348 u. 367, mit Hinweisen auf ein früheres Auftreten dieses Herstellungs merkmals bei Näpfchen). Unser Fundmaterial setzt damit frühestens in der ersten Hälfte des 14. Jh. ein. Weitere Merkmale der geborgenen blaugrauen Keramik widersprechen nicht der Zeitstellung in einen späten Abschnitt dieser Ware (vgl. z. B. die Vergleichsstücke aus Leipzig bei Küas 1966), die bis ins 15. Jh. verbrei tet war (als Massenware z. B. im Mutzschener Gebiet noch im 1. Viertel des 15. Jh. in Gebrauch - Baumann 1978, S. 44 f.). Scherben der die blaugraue Ware ablö senden, oxydierend gebrannten Keramik fehlen im Fundkomplex. Dem ausgehenden 14. oder beginnenden 15. Jh. gehören zwei Scherben eines Kruges (Abb. 7,6) an, die aufgrund der Materialbeschaffenheit und Oberflächen farbe als frühes sächsisches Steinzeug aus Waldenburg anzusprechen sind (vgl. z. B. Mechelk 1968, Abb. 7,4), während die andersartige Wandungsscherbe eines wei teren Steinzeuggefäßes (Abb. 7,8) vermutlich jünger ist, aber keine sichere Datie rung zuläßt. 20 Der fragmentarisch erhaltene Glasbecher von leicht konischer Form mit schrägen Rillen unterhalb des Randstreifens (Abb. 8,7) findet gute Entsprechungen in zylin drischen und konischen Bechern des 15. Jh. (Rademacher 1933, Taf. 23 a u. c, 24 c), die häufig auch mit Korbmuster auftreten (z. B. Rademacher 1933, Taf. 23 d; Bremen 1964, Nr. 68). Derartige formgeblasene Becher sind in der Gotik weit verbreitet und reichen zeitlich von Stücken, die wahrscheinlich der ersten Hälfte 20 Für ergänzende Auskünfte zu den Steinzeugscherben sei Herrn Dr. H. W. Mechelk, Landcsmuscum für Vorgeschichte Dresden, gedankt