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bisher und wie seine Vorfahren es an ihn gebracht, behalten“ (Krabbo/Winter 1955, S. 744, Nr. 2594; Druck: CDB 2, 1, S. 410 f., Nr. 499). Mit diesem Vergleich hängt eine weitere Erwähnung Wahrens im Jahre 1318 zusammen (Krabbo/Winter 1955, S. 767 f„ Nr. 2639; CDB 3, 3, S. 22, Nr. 22). Der 1317 als Anhänger des Markgrafen Friedrich genannte Thizo (Theodericus) von Wahren ist der letzte An gehörige seines Geschlechts, für den Besitzungen am Stammort bezeugt sind. 1349/50 ist der Herrenhof (curia) Wahren im Besitz des Ritters Johannes Porzcik (Lehnbuch, S. 95, Nr. 53), der 1367 nochmals im Zusammenhang mit dem Ort genannt wird, als er ein Waldstück „hinder deme hofe zcu Warin“ verkauft (CDS 2, 8, S. 41 f., Nr. 69), während 1378 ein Gebehard von Querfurt als Herr zu Wah ren bezeugt ist (CDS 2, 2, S. 170, Nr. 652). Schließlich wird 1423 (?) ein Ditherich Rabil zu Wahren erwähnt (CDS 1, B, 4, S. 209, Nr. 328). Erst ab den siebziger Jahren des 15. Jh. setzt eine reichhaltige schriftliche Überlieferung zum Herrenhof bzw. Rittergut ein, auf die aber nicht eingegangen wird, da die im folgenden vorzu stellenden Funde älter sind. Gibt die Zusammenstellung der historischen Nachrichten zum Herrensitz auch vorwiegend Auskunft über die Besitzverhältnisse, so können doch außerdem einige Hinweise zur Anlage selbst gewonnen werden. Die Bezeichnung castrum (1266), die bedeutenden Herrengeschlechter, die als Besitzer bezeugt sind, und die ver hältnismäßig häufige Nennung in den Quellen sprechen m. E. eindeutig für die An nahme einer - zumindest zeitweise - recht bedeutenden mittelalterlichen Burgan lage. Die archäologischen Untersuchungen konnten - das sei vorweggenommen - zur sicherlich mehrfach veränderten Gestalt und Größe der Anlage, zum Zeitpunkt ihrer Gründung u. a. keine oder fast keine Erkenntnisse erbringen; sie zeigten eher deutlich die Schwierigkeiten, die sich derartigen Unternehmungen aufgrund der ört lichen Gegebenheiten entgegenstellen, und erbrachten erste Befunde zu einer jün geren Phase der Anlage. Während der bereits erwähnten Rekonstruktionsarbeiten an dem um 1750 er bauten Herrenhaus des Ritterguts (Kohlmann 1920, S. 30; Gurlitt 1894, S. 139) wurden 1985 die Fundamente des Gebäudes durch einen ringsum ausgebaggerten Graben von ca. 2 m Tiefe freigelegt. Es zeigte sich, daß das Gelände bis zu diesem Niveau aus Aufschüttungen bestand, aus denen vor allem ein umfangreiches kera misches Fundmaterial des Mittelalters und der frühen Neuzeit geborgen wurde. 17 Auf der Sohle des Baugrabens konnten im August/September 1985 lediglich 4 Sondierungsschnitte angelegt werden (s. o.), und zwar an der Südostseite des Her renhauses (Abb. 1,2, u. Abb. 5). In den Schnitten 2-4 wurden in einer Tiefe von 2,9 bis 3,5 m (bezogen auf Fundamentoberkante) über einem Schwemmsandhori zont die Reste einer mittel- bis schwarzgrauen Schlammschicht angetroffen, die ne ben organischen Materialien ein aussagekräftiges mittelalterliches Fundmaterial ent- 17 Daß die oberen Bereiche des Terrains in der Nachbarschaft des Herrenhauses aufgeschüttet wa ren, hatten bereits frühere Beobachtungen kleinerer Kabelgräben ergeben (Ortsakte Wahren im Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden: Besichtigungen G. Billig am 5. 9. 1964 und M. Wil- helm/L. Herklotz am 24. 9. 1982).