AFD Arbeits- u. Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 33, 1989 S. 289-308 ARCHÄOLOGISCHE ASPEKTE ZUR GESCHICHTE VON WAHREN BEI LEIPZIG IM MITTELALTER Von Armin Rudolph Die Bearbeitung einer kleineren Ausgrabung im Wahrener Rittergut war Anlaß für eine Beschäftigung mit der älteren Geschichte dieses Leipziger Vorortes aus archäo logischer Sicht. Verschiedene der dabei zu wichtigen Teilfragen der Entwicklung Wahrens im Mittelalter gewonnenen Ergebnisse rechtfertigen eine Vorlage in dieser Form. Da bislang nur vom Kirchberg und aus dem Rittergutsbereich mittelalter liche Funde vorliegen, ergibt sich eine weitgehende Beschränkung auf diese beiden Lokalitäten und die mit ihnen zusammenhängenden vielfältigen Probleme. Es ist nicht möglich, in diesem Rahmen einen Gesamtüberblick über die Geschichte des Ortes im Mittelalter zu geben. In bezug auf die archäologischen Quellen ist anzumerken, daß nicht so sehr die Funde und Befunde an sich, sondern vielmehr ihre Aussagen zur Thematik des Bei trags interessieren. Die Notwendigkeit einer recht ausführlichen Behandlung der schriftlichen Überlieferung ergibt sich aus der Tatsache, daß die älteste Geschichte Wahrens in der ortsgeschichtlichen Literatur (Küstermann 1891; Franke 1906; be sonders Kohlmann 1920; 1946; o. J.; Haustein 1983) nur am Rande oder sehr fehlerhaft dargestellt wird, während die zahlreichen historischen Arbeiten, die be stimmte Aspekte der Ortsentwicklung behandeln, sehr schwer einen Überblick ver mitteln und außerdem einer kritischen Zusammenfassung bedürfen. Der Behandlung von Kirchberg und Rittergutsbereich wird ein Abschnitt voran gestellt, der sich mit der ersten Erwähnung des Ortes befaßt, für die gesonderte Erläuterungen notwendig sind. 1 Wahren als Ausstellungsort einer Königsurkunde von 1004 Im Februar 1004 unternahm Heinrich II. von Merseburg aus, wo er sich noch am 6. Februar aufhielt, einen Feldzug ins Milzienerland (die spätere Oberlausitz), der wegen des schlechten Wetters vorzeitig abgebrochen wurde (Thietmar 1957, S. 243 u. 245). Der König kehrte nach Merseburg zurück (Thietmar 1957, S. 245) und ist 1 Zuvor sei an dieser Stelle allen gedankt, die die Bearbeitung der vielfältigen Thematik unterstütz ten. 19 Sächs. Bodendenkmalpflege 33 289