Die Keramik der drei Plauener Fundstellen macht einen einheitlichen Eindruck (Abb. 27). Als Gefäßform treten vor allem große weitmundige Töpfe mit einfach abgestrichenen Profilen auf. Die aufgewulsteten Gefäße sind im Rand-Schulter- Bereich auf der Töpferscheibe überdreht und tragen als Verzierungen Kerben, Wel lenbänder und Kammstiche. Die Farbe der Gefäße bewegt sich zwischen Ocker, Grau bis Dunkelbraun. Der Brand ist hart. Die wenigen Scherben des Gefäßunter teils sind abgestrichen. Parallelen findet diese Keramik im Material vom Keßling in Rochlitz-Poppitz (Billig 1963 a, S. 355). Anklänge der Kohrener Gruppe, beson ders die Abstrichspuren im unteren Bereich der Gefäße (Vogt 1968), sind unver kennbar. Für die Funde ergibt sich eine Datierung ins ausgehende 11. Jh., vor al lem in das 12. Jh. und eine Zuordnung zur Vogtländischcn Gruppe der spätslawi schen Keramik (Vogt 1979, S. 166 f.). 7.itr Stellung der Teer- und Pechherstellung in der allgemeinen Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse im Mittelalter Die Bearbeitung der Teer- und Pechproduktionsanlagen erfordert neben rein tech nologischen Untersuchungen auch die Einordnung der verschiedenen Verfahren in das gesellschaftliche Umfeld ihrer Zeit. 38 Infolge der steigenden Produktivität der slawischen Landwirtschaft kommt es im Frühmittelalter zu einem größer werden den Mehrprodukt und zu seiner Aneignung durch einen immer kleiner werdenden Personenkreis. Im 7./8. Jh. ist bei den slawischen Stämmen im Arbeitsgebiet mit einer sozialen Differenzierung, der Herausbildung eines lokalen Adels zu rechnen. Damit verbunden ist der Prozeß der beginnenden Durchsetzung der zweiten gesell schaftlichen Arbeitsteilung. Beispielhaft konnte diese Entwicklung in Tornow her ausgearbeitet werden. J. Herrmann (1986, S. 255) vergleicht die Struktur Tornows mit den Grundherrschaften westeuropäischer Prägung. Für die Frage der Pech siederei lassen sich aus den Funden von Tornow, Schönfeld, Sielow, Presenchen und auch Eulenau keine Hinweise auf die Durchsetzung arbeitsteiliger Verhältnisse ab lesen. Vergleicht man aber die Situation mit dem Gebiet der oberen Nitra in der Slowakei, dann ergeben sich hier bemerkenswerte Feststellungen. Im Gebiet Bojnice und Kos bestand eine so große Zahl von Teerschwelen, daß die Grenze der Selbst versorgung überschritten wurde (Chropovsky 1986, S. 178). Wahrscheinlich diente die Produktion der Versorgung eines größeren Fürstenhofes. Ob im Arbeitsgebiet mit ähnlichen Tendenzen zu rechnen ist, bleibt weiteren Untersuchungen Vorbehal ten, fehlen doch in fast allen Fällen die eigentlichen Produktionsanlagen. In der weiteren Entwicklung der materiellen Produktivkräfte zeichnet sich im 11./12. Jh. eine Veränderung ab, die sich vor allem in einer neuen Technologie äußert. Charakteristisch ist die Pechproduktion aus Harz, woraus sich ein größerer 38 Leider konnten die entsprechenden Teile der Dissertation aus Platzgründen nicht in diese Ver öffentlichung aufgenommen werden, so daß diesbezügliche Fragen nur angerissen werden.