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Oettel 1983, S. 40). Sie sind in gewisser Weise eine Weiterentwicklung der Herd anlagen. Im Fichtelgebirge erfolgte die Pechherstellung in kleinen Holzhütten, in denen drei Kessel von etwa 0,5 m Höhe und 0,35 m Durchmesser eingemauert waren. Der Heizraum war so gestaltet, daß die Wärme um die eingemauerten Kessel strich. Am tiefsten Punkt waren die Kessel mit einem Rohr bzw. einer Abflußrinne verbun den, in die durch ein Sieb das geschmolzene Pech abtropfte (Seidl 1927, S. 25 f.). Dieser Ofentyp wurde in der Forstwirtschaftsliteratur des 18. Jh. mehrmals be schrieben (Moser 1757, S. 753; Beckmann 1777, S. 265; Moser 1799, S. 213 f.). Er bestand aus einem würfel- oder quaderförmigen Ofenraum, in dessen Boden auf zwei Sockeln Gefäße mit Löchern im Boden eingelassen waren. Zwischen den Sockeln brannte ein Feuer. In die Gefäße kam ein Sieb, meist aus Stroh oder Reisig, und darauf das Harz. Durch das Erhitzen schmolz das Harz, die flüchtigen Anteile entwichen und das flüssige Pech tropfte in eine Rinne ab, floß dann in ein Gefäß. Eine zweite Variante bestand darin, daß die Gefäße keine Löcher aufwiesen. Das geschmolzene Pech sammelte sich in den Töpfen. Bis sie gefüllt waren, mußte immer wieder Harz zugegeben werden (Hase 1939, S. 23).30 Die Verwendung solcher Öfen im Mittelalter ist nicht ausgeschlossen, es fehlen aber bislang entsprechende Funde. Wahrscheinlich ist der Ofentyp auf den frän kisch-thüringischen Raum beschränkt. Zwischen diesen Öfen und einfachen Kesseln, in denen Harz zu Pech verarbeitet wurde, besteht eine enge Verbindung. Mögli cherweise haben sich die Pechöfen aus den einfachen Kesseln entwickelt. Letztere waren besonders im Vogtland und Westerzgebirge verbreitet. Sonstiges Neben den eindeutigen Fundstellen von Teer- und Pechproduktionsanlagen gibt es eine ganze Vielzahl von Fundstellen, bei denen zwar an der Keramik Teer- oder Pechkrusten nachgewiesen sind, aber alle Hinweise auf Produktionsanlagen fehlen. Es sei an dieser Stelle nur auf die pechverkrustete Keramik der Sukower Gruppe von Dambeck, Kr. Röbel (Schoknecht/Schwarze 1967, S. 205), pechverkrustete Gefäße vom Prager Typ aus Chocovice und Nebanice bei Cheb, CSSR (Hejna 1968, S. 368), oder eine pechverkrustete Scherbe der Kohrener Gruppe aus Ossa, Kr. Geithain (Vogt 1968, S. 410), verwiesen (Oettel 1983, S. 53 f.). In ähnlichem Sinne müssen auch verkrustete Scherben aus Großburgk, Ot. von Freital, aus dem 9. Jh. gedeu tet werden (Jacob 1982, S. 89). Eine Konzentration solcher Fundstellen ist um Plauen im Vogtland zu beobach ten. Im Kleinfriesener Wald wurden 1954 zahlreiche pechverkrustete spätslawische Scherben gefunden (Richter 1956). Die daraufhin eingeleitete Ausgrabung erbrachte keine aussagefähigen Befunde. Im Jahre 1983 führte Verfasser eine Nachunter- 36 Es ist nicht ausgeschlossen, daß in Schöpsdorf auch eine solche Anlage freigelegt wurde (Fpl. N 3,4/ W 4,8 cm; Kat.-Nr. 33).