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Bei einigen Teeröfen ist die Benutzung über längere Zeit mit mehrmaligen Er neuerungen nachweisbar. Der Ofen von Uhyst, Fundplatz 14, wurde wahrscheinlich gegen Ende des 13. Jh. erbaut und um die Wende zum 14. Jh. erneuert, wie aus zwei Gefäßen im Abfluß zu schlußfolgern ist, während in Krsn dolina in einem Fall eine mindestens siebenmalige (Pleiner 1970, Abb. 10) und in Weißenborn eine fünfmalige Erneuerung (Möbes 1981, S. 10 f.) nachgewiesen werden konnte. Es wurde bereits darauf verwiesen, daß bei den meisten Teeröfen und den dazu gehörigen Herden eine spezielle technische Keramik, als Schmierenbrennerware be zeichnet, auftritt. 34 Der Habitus dieser besonderen Gefäße resultiert aus den für die Pechsiederei notwendigen Anforderungen, ähnlich wie beispielsweise auch für die Glasherstellung (vgl. Gühne 1983, Lappe 1983). In den Pechsiedegefäßen - mit dieser Bezeichnung dürfte der Hauptverwendungszweck erfaßt sein - wurde der aus den Teeröfen fließende Teer aufgefangen und in den Herden anschließend zu Pech verarbeitet. Die Meinung von G. Möbes (1981, S. 10), daß cs sich bei dieser Ke ramik nur „um Schmelzgefäße für Kiefernharz“ handelt und daß sie bei den Teer- öfen nicht bekannt wären, ist mehrfach durch entsprechende Ausgrabungen wider legt. Letztendlich treten sie ja auch in Thüringen bei Teeröfen auf, was ihre Ver wendung als Harzschmelzgefäße natürlich nicht ausschließt. Die Teersiedekeramik umfaßt größere Gefäße, deren Oberfläche durch Einschnitte vergrößert worden war (vgl. Endres/Fischer 1982, S. 31). G. Neumann (1936, S. 14) sah den Zweck dieser Aufrauhung der Oberfläche in der Möglichkeit, diese besser in den Lehm boden des Pechofens einbetten zu können. Für diese Verwendungsweise, auf die im Zusammenhang mit den Pechöfen eingegangen wird, konnte bisher kein archäolo gischer Nachweis erbracht werden. Sehr abwegig ist die Meinung von H. Protz (1965/66, S. 160), der den Sinn dieser Oberflächenstruktur darin sieht, daß die Topfe den Pechsiedern auf Grund ihres schmierigen Inhaltes nicht aus den Fingern rutschen sollten. Diese Deutung ergibt sich aus der ungenauen Bezeichnung der Pechsiedekeramik als Schmierenbrennerware. Wäre in den Töpfen wirklich Schmiere hergestellt worden, könnte dies ein Grund gewesen sein, aber da sie hauptsächlich der Herstellung von eher klebrigem Teer und Pech dienten, bleibt diese Deutung fraglich. Die Aufrauhung der Oberfläche durch Einschnitte zielte auf eine Verstei fung des Gefäßes und eine Oberflächenvergrößerung zum besseren Wärmeaustausch; letztlich dienten diese Strukturen dazu, ein Zerspringen der Gefäße bei plötzlicher Temperaturänderung zu verhindern (vgl. Frenzel 1925, S. 121; Barthel 1967, S. 200). Diese technisch bedingten Merkmale der Pechsiedekeramik treten in regio nalen Varianten auf. In Thüringen ist die Oberfläche mit querovalen oder quadrati schen Einstichen versehen; darüber hinaus sind auf die Gefäße gekniffene Leisten aufgesetzt, die sowohl der Stabilität als auch der besseren Handhabung dienten (Neumann 1936, S. 14; Barthel 1967, S. 200). Die Ränder der Pechsiedegefäße sind meist Halsränder, oder sie weisen Lippenprofile auf (Barthel 1967, S. 4). 34 Die Bezeichnung Schmierenbrennerware ist historisch gewachsen, sie wird aber dem Verwendungs zweck dieser Gefäße nicht gerecht. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, daß in ihnen nicht auch Schmiere erzeugt wurde. Diese Nutzung ist aber sekundär.