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Die Aufnahme der Fundstellen, besonders die der Anlagen im Wermsdorfer Forst, Kr. Oschatz, hat darüber hinaus ergeben, daß bei den Slawen weitere Technolo gien angewandt worden sind, besonders einfache Herdanlagen (Oettel 1983, S. 15 ff., 34 ff.). Für diesen Typ der Produktionsanlagen gibt es bisher nur wenige Fundstellen, die vor allem in den nördlichen Bezirken verbreitet sind. Die zur Zeit wohl am besten bearbeiteten Fundkomplexe, die auf die Anwen dung von Herdanlagen verweisen, sind Wermsdorf, Kr. Oschatz (Helbig/Baumann 1968; Oettel 1983; 1987), und Rossow, Kr. Pasewalk (Voß 1986). 27 In letzterem Fall konnten in der Gemarkung Rossow und in der benachbarten Gemarkung Gor kow mehrere Fundstellen erschlossen werden, die neben datierender Haushaltkera mik einige Randscherben von Pechsiedegefäßen erbrachten. Diese Scherben, die sich teilweise zu größeren Gefäßoberteilen rekonstruieren ließen, stammen von dickwandigen, bauchigen bzw. mehr konischen Gefäßen mit einziehenden Rändern. Die Wandstärken betrugen bis etwa 1,5 cm, die Mündungsdurchmesser zwischen 15 und 20 cm, die größten Weiten lagen zwischen 30 und 40 cm (Schoknecht 1981, S. 384,355; 1982, S. 382; Voß 1986, S. 36 ff.). Von den eigentlichen Herdanlagen war außer kohlig verfärbten Gruben nichts erhalten. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, daß sich die Fundstellen von Rossow und Gorkow - bisher sind es zehn — alle um ein größeres Torflager in der Randow-Niederung gruppieren. Weitere Scherben von Pechsiedegefäßen mit einziehenden Rändern stammen aus Groß Roghan, Kr. Schwerin (Keiling 1973, S. 309), Röbel, Kr. Röbel (Corpus 2, 58/60, Abb. 4), Sarnow, Kr. Anklam (Schoknecht 1974, S. 445 f.; Corpus 2, 49/ 155). Alle diese Fundstellen lassen sich durch Keramik in das 10. bis 12. Jh. ein ordnen, wobei das 11./12. Jh. dominiert. Leider war es in keinem Fall möglich, die Pechsiedegefäße vollständig zu rekonstruieren (vgl. Schoknecht 1981, S. 389). Auf den meisten dieser Gefäße hafteten Pechkrusten. Eine ähnliche Zeitstellung wie die Mecklenburger Fundstellen haben die Pech siedereien im Wermsdorfer Forst, Kr. Oschatz. Auch hier gibt es im Fundmaterial dickwandige Scherben von Pechsiedegefäßen (Abb. 12, 13) mit mehr oder weniger einziehenden Rändern (Oettel 1983, S. 17 f.). In den Jahren 1963 (Helbig/Bau mann 1968), 1974, 1981 und 1982 konnten durch das Landesmuseum für Vorge schichte Dresden und den Wissenschaftsbereich Ältere Geschichte der Pädagogi schen Hochschule Dresden sieben Fundstellen untersucht werden, die mit der Pech siederei in Verbindung standen. Darüber hinaus gelang es, in der Forstabteilung 90 ein größeres Gebiet mit pechverkrusteter Keramik auf der Oberfläche einzugren zen. Besonders aussagekräftig sind die fünf Fundstellen in der Forstabteilung 89. Hier lagen in einem kleinen Bachtal jeweils zwei Fundstellen am Bach und an der Hangkante. Die fünfte Stelle befand sich auf dem westlichen Bachufer und ver mittelte zu den Oberflächenfunden in der Forstabteilung 90, wo zwar nur die 27 Für Informationen über die Fundstellen um Rossow bin ich den Herren K. Schleicher, Rossow, Dr. U. Schoknecht und R. Voß, Museum für Ur- und Frühgeschichte Schwerin, zu Dank verpflich tet.