Volltext Seite (XML)
der Größe der Grubenunterteile, in denen die Töpfe standen. Das Volumen der wenigen vollständig erhaltenen Teersiedetöpfe beträgt etwa 1,0-3,5 1. Die für die Durchführung des Siedens notwendigen Löcher im Boden waren bei verschiedenen Funden auch unterschiedlich angeordnet. Meist war es ein zen trales Loch. In Mecklenburg, besonders im Bezirk Neubrandenburg, gibt es Bö den mit zwei Löchern, wie in Brüssow, Kr. Pasewalk (Schoknecht 1971, S. 340; Corpus 2, 52/32), oder mit dreien, wie in Schwennenz, Kr. Pasewalk (Schoknecht/ Schwarze 1967). Zwei Löcher weist auch ein Gefäß aus Welzin, Kr. Wolgast (Lampe 1971, S. 213), auf; allerdings fehlt hier der Nachweis, daß es sich um ein Teersiedegefäß handelt. 22 In Presenchen betrug die Zahl der Löcher drei bis sechs. Allgemein liegen die Durchmesser der Löcher, die meist rund, teilweise auch oval waren, im Bereich von 0,5 bis 2,5 cm. Es ist anzunehmen, daß die Zahl der Löcher im Boden bzw. ihre Größe von technologischer Bedeutung waren. Der leider nicht näher datierbare Boden von Brüssow wies darüber hinaus noch eine Besonderheit auf, die diese Ansicht stützt. Von den beiden Löchern war eines, und zwar das, welches nicht in der Bodenmitte eingepickt war, mit einem herausnehmbaren Lehm pfropfen verschlossen. Die Löcher wurden nach dem Brand eingepickt, wobei oft, wie in Eulenau, der Achsabdruck als dünnste Stelle des Bodens genutzt wurde. Ob diese Gefäße vor der Durchlochung noch zu anderen Zwecken verwandt wur den, bleibt fraglich. Im Unterschied dazu sind die Gefäße von Priborn und Sielow direkt als Teersiedegefäße hergestellt worden, da die Löcher bereits vor dem Bren nen vorhanden waren. Im 12. Jh. gab es Teergruben, die bereits eine Weiterentwicklung darstellten, wie in Jastrz^bska Stare, pow. Nowy Tomysl (VR Polen), wo in einem Graben gleich mehrere Teersiedegefäße standen (Dymaczewski 1951/52, S. 123; Rajew ski 1970, S. 50). In Mlodzikowa, pow. Sroda, kamen Teergruben mit einem Durch messer von 1,9 m und einer Tiefe von 1,6 m zutage (Leciejewicz 1951/52), deren Datierung sehr widersprüchlich ist. Sie reicht vom 10. Jh. (ebenda, S. 420 ff.) über das 11./12. Jh. (Pleiner 1970, S. 507) bis in das 13./14. Jh. (Rajewski 1970, S. 49), wobei letztere Datierung am wahrscheinlichsten ist. Als Teergruben können wahrscheinlich auch spätslawische Anlagen aus Zehlen dorf in Westberlin bezeichnet werden, die aus einer Siedlung des 12./13. Jh. stam men. Eine dieser Gruben enthielt spätslawische Keramik (Corpus 3, 0/43; Gehrke/ Müller 1970, S. 153). Zusammenfassend ergibt sich für den Typus der Teergrube eine Verwendung vom 6./7. Jh. bis ins 11./12. Jh., wobei jüngere Teergruben keinesfalls ausgeschlos sen sind. In Rußland hat dieses Verfahren der Teererzeugung bis in das 20. Jh. überlebt (Zelenin 1937, S. 141). Hier stellte man in eine längliche Grube einige 22 Dutchlochte Gefäße ohne Teerkrusten sind unter Umständen auch zu anderen Zwecken verwen det worden. Es sei nur an die oben erwähnten konischen Schüsseln erinnert, die wahrscheinlich als Trichter und Filter benutzt wurden. Für ein durchlochtes Gefäß ohne Krusten hält H. W. Me- chelk eine Verwendung als Wachsschmelzgefäß für möglich. Für diese Information über ein Fund stück aus Magdeborn gilt Herrn Dr. H. W. Mechelk, Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden, mein Dank.