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zu dem Schluß kam, daß es sich bei dem Klebemittel um Pech, in einem Fall um Nadelholzpech, han delt (Keiling 1962, S. 25 f.). Die reparierten Gefäße aus Gräbern sind als Haushaltkeramik anzu sprechen, die extra geklebt wurde, um sie noch für die Bestattung zu nutzen oder die bereits so im Haushalt verwendet worden war (Keiling 1962, S. 25 f.; Kaufmann/Brömme 1972, S. 54). Im Kunsthandwerk diente Pech als Kitt zur Befestigung von Steineinlagen in Fibeln (Driehaus 1972, S. 394; Knaack 1983, S. 153 f.; Seyer 1983, S. 178 ff.). So sind beispielsweise die farbigen Einlagen einer latenezeitlichen (?) Fibel von Schwabsburg, Kr. Mainz, mit Pech befestigt worden (Olshausen 1888, S. 140 ff.). Auch zum Aufkleben von Applikationen auf Keramik war Pech nutz bar (Persy 1967, S. 22). Beispiele dafür sind seit der Bronzezeit belegt, wie in Schwennenz und Staf felde, Kr. Pasewalk, wo die Ornamente von Gefäßen aus mit Pech befestigten Muschelschalen bestan den (Olshausen 1897, S. 180 ff.). In der Schweiz gibt es von Fundstellen der vorrömischen Eisenzeit Keramik mit aufgeklebten Metallapplikationen, wie z. B. Zinnfäden (Olshausen 1883, S. 101). Verschiedentlich, besonders in Nordeuropa, wurde an Stelle der Feuervergoldung eine Paste aus flüssigem Pech und Goldstaub auf das Werkstück aufgetragen. Beim Erhitzen verbrannte bzw. ver dunstete das Pech weitgehend, und es blieb ein Überzug aus Gold zurück, der aber vergleichsweise wenig haltbar war (Arrhenius/Holmquist/Lindberg/Lundström 1968, S. 236; Behm-Blancke 1973, S. 97; Seyer 1983, S. 179). Pech und Teer hatten große Bedeutung für die Abdichtung von Holz-, Rinden- und Bastgefäßen (Sandcrmann 1965, S. 58 f.; Sauter 1967, S. 25). Beispiele dieser Art sind besonders für die vorrömi sche Eisenzeit in Schweden belegt (Almgren/Nerman 1914, S. 11, 22 f.; Nylen 1955, S. 526). Von diesen Gefäßen hat sich meist nur das Dichtungsmittel erhalten, aber Abdrücke von Nähten und vom Material lassen Art und Form der Behältnisse erkennen. Ein besonders gut erhaltenes Stück dieser Art aus Bläsnungs in Schweden mit einem Durchmesser von ca. 35 cm beschreibt E. Nylen (1955, S. 53). Seit der Kaiserzeit, wahrscheinlich aber schon früher, wurden auch Spantenbootc mit Pech bzw. Teer abgedichtet (Knaack 1983, S. 153). Die Herstellung einer Abdichtmasse aus pflanzlichen Fasern und Teer bzw. Pech ist bereits seit dem Neolithikum belegt. In der Pfahlbausiedlung im Öberöster reichischen Mondsee befand sich in einem bandkeramischen Gefäß eine Mischung aus Moosblättchen, wenigen Tannennadeln und einem Harzprodukt (Hoffmann 1927, S. 96; Morgan 1983, S. 51). Harze sind bis heute Grundbestandteile vieler Farben und Lacke. Die Verwendung von Harzpro dukten für diesen Zweck hat eine lange Tradition, die bis in das Mesolithikum zurückreicht. In Ho hen Viecheln, Kr. Wismar, konnte im Material der mesolithischen Fundstelle unter anderem ein frag mentarisch erhaltener Lochstab festgestellt werden, der reiche Verzierungen aufwies, die mit dunk lem Harz inkrustiert waren, um die optische Wirkung des Ornaments zu unterstützen (Schuldt 1961, S. 136 f„ Taf. 61, 133; Heidelk-Schacht 1984, S. 15). In größerem Maße zeigt sich die Verwendung von Pech als Lack bzw. Farbe seit dem Neolithikum (Butschkow 1935, S. 62).° In Böhmen gibt es pechverzierte Gefäße der Linearbandkeramik (Schranil 1928, S. 42; vgl. Plesl/Pleslovä-Stikovä 1981, S. 31). Ein interessanter Fund, der an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben darf, stammt aus Prag-Podbaba. Hier lag ein auf der Oberfläche pechverzier tes Gefäß der Bandkeramik in unmittelbarer Nähe einer Verfärbung, in der sich ein zum Teil mit Pech gefülltes Gefäß, ein weiteres mit rostbrauner Farbe und einige rotgefärbte und abgenutzte Reibe steine befanden. Es ist zu vermuten, daß es sich in diesem Fall um eine Produktionsstätte zur Bema lung von Keramik mit Pechfarbe handelt. Pech war auch ohne Farbbeimischungen gebräuchlich (Jira 1911, S. 238 f.; vgl. Behrens 1960). 6 7 Ein besonders reich verzierter Kumpf der Linienbandkeramik stammt aus Königsaue, Kr. Aschersleben, der außer einer Bandverzierung unterhalb der Mündung einen umlaufenden Streifen aus Pech aufwies, der die Bandverzierung teilweise überschnitt. Außer dem waren auf die Oberfläche einige Pechtüpfel mit Durchmessern bis zu 2,5 cm aufgetragen (Kauf mann 1969, S. 272). Für die Bronzezeit ist diese Art der. Pech Verwendung in Butzow, Kr. Brandenburg, belegt (Stim- ming 1919/20, S. 167). Hier ist es eine Kanne mit Rillenverzierungen, die teilweise mit Harz oder Pech inkrustiert ist. Für die Nordische Bronzezeit verweist S. Müller (1897, S. 292 f.) auf die Ver- 6 Es ist nicht möglich, die zahlreichen Hinweise zur Verwendung von Pech als Farbe bzw. Lack hier vollständig zu erfassen. Es wäre anstrebenswert, wenn eine Untersuchung aller entsprechen den Fundstücke durchgeführt würde. 7 Auf die Beherrschung der Harz- und Farbengewinnung bei den Bewohnern der ältestlinienband keramischen Siedlung von Eilsleben, Kr. Wanzleben, verweist D. Kaufmann (1985, S. 32).