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zente Parallelen in Australien (Feustel 1973, S. 178) weisen auf den Werkzeugcharakter dieser Ge räte hin, die wahrscheinlich als Hobel dienten (Schuldt 1956, S. 20 ff.; 1961, S. 140 ff.; Gramsch 1973, S. 33). Auch die Schäftung von Beilen, wie in Svaerdborg, ist für das Mesolithikum belegt (Feustel 1973, S. 149). Birkcnteerklumpen aus Duvensee und Pechtafeln aus Star Carr (Feustel 1973, S. 205) zeigen, daß Harzprodukte bevorratet wurden. Ob sie auch als Tauschobjekte dienten (Feustel 1973, S. 205) bleibt fraglich/* Im Neolithikum setzte sich die Verwendung von Harz und seinen Verarbeitungsstufen fort. Aus Bad Frankenhausen, Kr. Artern, ist der Rest eines bandkeramischen Erntegerätes bekannt, das aus einem größeren Stück Harz oder Pech besteht, an dem beiderseits Abdrücke von Holz erkennbar sind. In das Harz ist eine Klinge eingelassen, der Abdruck einer weiteren ist sichtbar (Behm-Blancke 1962/ 63, S. 105; vgl. auch Feustel/Bach/Gall/Teichert 1966, S. 101). Feuersteingeräte mit Abnutzungsspuren und möglicherweise Resten von Pech zur Schäftung, die der Linienbandkeramik zuzuordnen sind, stammen aus Leipzig-Wiederitzsch. Sie werden ebenfalls als Erntegeräte gedeutet (Albert/Rudolph 1982, S. 12 ff.; vgl. Feustel 1973, S. 127). Auch im Neolithikum bleibt die Schäftung von Pfeilspitzen mit Pech üblich, wie Funde aus einem Grab in der Dölauer Heide bei Halle (Kaufmann/Brömme 1972, S. 54) und von anderen Orten belegen. Ähnlich wurden auch Feuersteinmesser, wie in Großörner, Kr. Hettstedt, geschäftet (Preuß 1966, S. 29; Kaufmann/Brömme 1972, S. 54). In einem schnurkeramischen Grab von Bottendorf, Kr. Artern, lag unterhalb des Toten ein zerbröckclter Harzklumpen von 13,6 g Gewicht und eine Flintklinge (Matthias 1974, S. 56). Wahrscheinlich diente auch hier das Harz oder Pech als Schäf- tungsmaterial. D. Kaufmann und A. Brömme (1972, S. 54) machten darauf aufmerksam, daß in band keramischen Siedlungsgruben relativ oft Harz- oder Pechbröckchen auftreten (vgl. auch Kaufmann 1969, S. 272). Aus der VR Polen gibt es Fundstellen der Trichterbecherkultur - Dodow, pow. Praszowice, - bzw. der Schnurkeramik - Mierzanowice -, wo Harz- oder Pechbrocken zusammen mit Feuersteinabschlägen und -beilen geborgen wurden. Sie haben nach W. Hensel (1974, S. 49, 86) den Charakter von Hortfunden, auf alle Fälle waren es Vorräte. Auch in der Bronzezeit wird Pech zum Kitten von Metallgegenständen und weiterhin zur Schäftung von Geräten verwendet. Als Beispiel soll hier nur ein Bronzepfriem von Kirchmöser, Kr. Branden burg, genannt werden, der in einem hölzernen Griff eingeklcbt war (Stimming 1919/20, S. 167). Auch die Griffangel des Nierenknaufschwertes von Demker, Kr. Stendal, war mit Pech in den Griff ge klebt. 4 5 S. Müller (1897, S. 388, 450) erwähnt die Schäftung von Lanzen, die Füllung von Gußlöchern und die Reparatur von Bronzen mit Pech, allerdings auch hier ohne Angaben von Fundplätzen. Da neben weisen bronzezeitliche Feuersteinpfeilspitzen Reste von Schäftungspech auf, wie Fundstücke aus Slate, Kr. Parchim (Schubert 1956, S. 66 f.), und Neuhaldensleben, Kr. Haldensleben (Krause 1898, S. 602), bestätigen. Für die Lausitzer Kultur ist die Schäftung langhalsiger Knochenpfeilspitzen mit Pech beispielsweise auf der Heidenschanze von Dresden-Coschütz nachgewiesen (Dengler 1941). Seit dem Neolithikum und damit seit dem Auftreten von Keramik gibt es den Nachweis der Reparatur beschädigter Gefäße mit Pech (vgl. Butschkow 1935, S. 62). J. Schranil (1928, S. 48) beschreibt zersprungene Gefäße aus Cerny Vül, CSSR, die mit Pech geklebt waren. In die Scherben hatte man zusätzliche Flicklöcher eingepickt, durch die eine Schnur gebunden wurde. Die anschlie ßende Abdichtung dieser Löcher mit Pech ist wahrscheinlich. Auch in der Bronzezeit war diese Art der Erhaltung von Keramik gebräuchlich, wie Funde aus Schöpsdorf, Kr. Hoyerswerda (Wetzel 1981 a, S. 304), oder Raduhn, Kr. Parchim (Brandt 1982, S. 21 f.), demonstrieren. Eine größere Anzahl geklebter Keramik liegt von Fundstellen der Eisenzeit vor. Hier differenziert sich die Ver wendung des Pechs zur Verstärkung dünner Stellen, wie in Sopron, Ungarische Volksrepublik (Persy 1967, S. 22 ff.; Sauter 1967, S. 25 ff.), oder zur Reparatur zerbrochener Gefäße, wie in Glienecke und Gollwitz, Kr. Brandenburg (Stimming 1919/20, S. 167), und Bollersdorf, Kr. Straußberg. Bei dem Fund von Bollersdorf handelt es sich um eine Randscherbe, bei der auf einem der Brüche von beiden Seiten ein 0,6-0,8 cm breiter Pechstreifen aufgeklebt ist (Vogt 1975, S. 144). Mit Pech ge klebte Keramik aus Lanz, Kr. Ludwigslust, wurde durch E. Schwarze analysiert, der in allen Fällen 4 Die Gewinnung von Harz aus Holz war an jeder Stelle möglich, wo entsprechende Holzarten vor kamen. Es scheint wenig wahrscheinlich, daß Harz oder Pech ausgetauscht wurde. Eher ist eine Bevorratung anzunehmen. 5 G. Billig, der seinerzeit das Schwert von Demker im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle bearbeitet hat, wies mich auf dieses Stück hin. 229