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25 m Durchmesser und 2,5 m Höhe zur letzten Ruhe gebettet worden. Bei dessen Anlage hatte man eine natürliche Diabasklippe weitgehend ausgenutzt, denn sie reichte unter einem nur wenige Dezimeter starken Schuttmantel stellenweise bis an die Oberfläche. Die Sohle der Grabgrube lag deshalb über dem Niveau der Hügel basis. Zu den Beigaben zählen, abgesehen von der zweiteiligen Gürtelschließe und zwei profilierten Knöpfen einer bronzenen Riemengarnitur, drei Waffen - ein Eisenschwert mit .anthropoidem“ Holzgriff, Bronzeblechscheide und zwei profilier ten Bronzeringen in Armringgröße, die nach ihrer Lage am Schwertgriff als Teile des Wehrgehänges (Schwertringe) gedeutet werden, ferner ein eisernes Hiebmesser mit Bronzerahmengriff und eine kurze Lanze (Eisenspitze und -schuh). Außerdem fanden sich eine schmale Pinzette und „Nadelreste“ aus Bronze, die zu einem Toi lettebesteck in Tradition der hallstättischen Garnituren gehört zu haben scheinen, Reste eines weiteren Eisenmessers, ein Wetzstein aus Sandstein und nicht zuletzt eine Gefäßgruppe aus vier großen Töpfen, vier Schüsseln und einem Schälchen, die wohl nicht in einer nischenartigen „Erweiterung an der Nordwestecke“ der Grab- grube (Coblenz 1956 a, S. 297), sondern der Haaseschen Grabungsgrubc aufge deckt worden sind. 208 Da fast die Hälfte am Grunde der Kammer bereits durch die ältere Kesselung zerstört war (trichterförmige Grube von 1,2-1,4 m Durchmesser), wird das Grab- inventar gewiß nicht vollständig erfaßt sein. Seine Vielfalt, insbesondere die im westkeltischen „Early Style“ reich verzierte Schwertscheide und der durchbrochene Gürtelhaken, 209 gestatten eine verläßliche Datierung in die Stufe LA. W. Coblenz (1956, S. 342; 1956 b, S. 140) und nach ihm alle anderen (zuletzt Richter 1986, S. 40; Billig/Wißuwa 1987, S. 11; Kaufmann 1987, S. 13 f.; 1988 b, S. 231) stell ten das Grab eher schon „ans Ende des 5. vorchristlichen Jahrhunderts“. 210 Will man nicht von vornherein eine verzögerte Übernahme des vollen Latenestils an der nördlichen Peripherie der keltischen Welt in Rechnung setzen, erscheint angesichts der starken späthallstättischen Anklänge - nicht nur in der Keramik, sondern auch bei den Metallsachen (Schwertgriff, Hiebmesserklinge, Toilettegerät) - u. E. be reits ein Ansatz seit Mitte des 5. Jh. diskutabel. Der „Knorrs Pöhl“ bezeichnet in jedem Falle das Ende der ältereisenzeitlichen Besiedlung im Vogtland, jedoch dürf ten sich unter den oft geringfügigen Keramikproben der übrigen Fundstellen ebenso junge Belege verbergen. Einige der hallstättisch anmutenden Beigefäße von Liebau (Coblenz 1956 a, bes. Abb. 14-16, 19, 21) wären als Einzelstücke sicher älter ein gestuft worden. OAD). Das bestätigt auch der an der Ausgrabung beteiligte H. Lehninger (Brief an G. Billig vom 6. 3. 1956 - OAD). 208 Vgl. Anm. 207. Nach H. Lehninger fanden sich „alle Scherben... an einer Stelle, und zwar etwa 30-35 cm rechts vom (vermeintlichen) rechten Fußende der Bestattung“. 209 An neueren Stellungnahmen vgl. Osterhaus 1969, S. 137, 144, Anm. 11; de Navarro 1972, pas sim; Schwappach 1973, S. 71, 80, 96 f., 102; Coblenz 1976, S. 641; Joachim 1984, S. 399. 210 Unter Hinweis auf die damals herrschende Auffassung, daß im östlichen Latenekreis „eine Tren nung zwischen Latene A und B nicht möglich scheint, da sich dort eine eigene Stufe B bisher nicht ausscheiden ließ, sondern A weitergelebt haben soll“ (Coblenz 1956 a, S. 342).