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Grobkeramik wirkt jünger als die mittelurnenfelderzeitliche. - Dieselbe Doppel- gesichtigkeit deuten selbst die wenigen Scherben aus Siedlungsgruben von Oetters dorf im Schleizer Oberland an, die bisher in die mittlere Urnenfelderzeit eingestuft worden sind (Lappe 1982, S. 96, Taf. LXXXVII,18; 1986 a, Abb. 19, 25). Neben einer Schale mit innenfacettierter Randlippe steht wieder ein Gefäß mit anschei nend waagerecht geriefter Schulter (Simon 1989, Anm. 14/Abb. 3,7-2). - Endlich ist auf bereits vor 1836 gehobene „Urnenscherben nebst Knochenfragmenten“ aus Zeulenroda zu verweisen, von denen - vielleicht als Rest des Leichenbrandbehäl ters - allerdings nur das Randstück eines graphitierten Kegelhalstrichterrandtopfes überkommen ist (Simon 1972, S. 12, Taf. 1,77). Im Gegensatz zu den geschlossenen Lebensräumen an Orla und oberer Saale ist der kulturelle Fremdimpuls, dessen Bindung an befestigte Bergsiedlungen mit einem gewissen räumlich-zeitlichen Gefälle möglicherweise seinen kolonisatorischen Hinter grund erahnen läßt (zuletzt Simon 1984, S. 33, 37), im gebirgsnahen Vogtland fast ohne Nachfolge geblieben. Die auf den Ruinen der ersten Befestigung errichtete zweite Eisenbergsiedlung hat jedenfalls keine nachhaltige Besiedlung des Umlan des ausgelöst und ist nach ihrer Gründung bald wieder aufgegeben worden. Aus dem folgenden mittleren Abschnitt der Hallstattzeit liegen überhaupt keine Funde vor. Die herrschende Auffassung, „daß zumindest von der Stufe der Urnenfelder an eine durchgehende Entwicklung nachgewiesen werden kann“ und auch „anschlie ßend der Besiedlungsnachweis nicht etwa ab[reißt]“ (Coblenz 1954 a, S. 387), läßt sich demnach nicht bestätigen. Da wir die lokale kulturelle Entwicklung in natur räumlich begünstigten Nachbargebieten wie der Orlasenke lückenlos im Detail ver folgen können (Simon 1976; vgl. 1977, S. 652), etwa in der Belegung des Gräber feldes Dreitzsch (Simon 1972, Taf. 9-27), dürfte das Vogtland in dieser Zeit ver lassen gewesen sein. Späthallstatt- und Frühlatenezeit Spätestens seit Entdeckung des reichen Kriegergrabes von Liebau aus der Stufe LA im Jahre 1943 ist offenbar, daß das Vogtland in der älteren Eisenzeit wieder besie delt gewesen ist. Mit bemerkenswert sicherem Spürsinn für die Beurteilung selbst geringfügiger Scherben haben dem G. Bierbaum, A. Haase und andere ihrerzeit be reits voll Rechnung getragen. Leider sind diese Erkenntnisse später unter der Faszi nation der imponierenden Jungbronzezeitfunde etwas in den Hintergrund getreten, so daß es zu Fehldatierungen kam und bis in jüngste Zeit der Eindruck entsteht, Liebau bildete - räumlich isoliert - „einen weit in östliche Richtung vorgeschobenen Posten“ der im Orlagau reich vertretenen Latenekultur (so Kaufmann 1987, S. 18, Abb. 2; 1988 b, S. 231). Freilich liegen aus dem Vogtland ansonsten durchweg kleine, verhältnismäßig unscheinbare Fundkomplexe aus dieser Zeit vor. Chronologisch an den Beginn des ältereisenzeitlichen Besiedlungsabschnitts sind die Gefäßreste von Plauen-Unterlosa und Voigtsgrün (Ot. von Neuensalz) zu stel len. Die 1936 beim Autobahnbau sowie 1937 erneut bei einem Manöver angeschnit-