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von Ruderitz, Kürbitz, Unterlosa und Zwoschwitz (zwei Fundstellen) scheiden näm lich bis auf die erstgenannten, deren Fundumstände zudem ebenfalls aus dem übli chen Rahmen fallen, als erheblich jünger - späthallstättisch - aus bzw. sind nicht näher datiert. Die Bruchstücke des großen Vorratsgefäßes von Ruderitz (Ot. von Krebes) stam men aus dem Geröll am Eingang einer kleinen Spaltenhöhle, die 1937 nahe dem südlichen Ende des langen felsigen Rückens auf dem Ruderitzberg, „dicht unter dem Gipfel“, entdeckt worden ist (Taf. 6). Eine Nachuntersuchung seitens des Plauener Museums (A. Haase) ergab weitere Scherben desselben Gefäßes und eine verkohlte Erbse. Die weit abseits des engeren Siedlungsraumes in ungewöhnlicher Höhe (ca. 560 m NN) gelegene Fundstelle (Richter 1958, S. 56) kann keineswegs als regulärer Siedlungsnachweis gelten, wie bisher dargestellt (Coblenz 1950, S. 44; 1954 a, S. 386; Billig 1954, S. 55; Billig et al. 1957, Anm. 3; zuletzt Lappe 1982, S. 61; 1986 a, Abb. 24; Coblenz 1986 a, S. 105). Vielmehr handelt es sich um einen weithin isolierten Höhlenfund, auch wenn der Topf „nicht in der Spalte, sondern in deren Nähe gestanden [hat] oder zerschlagen worden“ ist; 120 Das Gefäßober teil verkörpert die in den Siedlungen von Taltitz und Dobeneck reichlich bezeugte Form mit Tupfenleiste am Halsansatz und scharf ausgelegtem Rand (Billig 1954, Abb. 29; Coblenz 1954 a, S. 286, Anm. 5) und damit einen Typ, der die vogtländi sche Jungbronzezeit wieder mit der älteren Urnenfelderzeit böhmisch-bayerischer Prägung verbindet (Billig 1954, S. 47 ff.; zuletzt Simon 1989). Die einzelnen senk rechten Fingerstrichbahnen auf dem schlickgerauhten Hals kehren nächstens auf dem Vorratstopf aus Fund 11 von Dobeneck, Nasser Acker, wieder (Coblenz 1954 a, Abb. 12,6, 21), den wir für relativ alt halten. Aus der Reihe der jungbronzezeitlichen Wohnplätze muß vorerst auch die viel- zitierte „Höhensiedlung“ auf dem Kulmberg von Zwoschwitz (Haase 1941 - Zitate; zuletzt Lappe 1982, S. 62; Coblenz 1986 a, S. 105; Billig/Wißuwa 1987, S. 11) gestrichen werden (Simon 1969, S. 258, Anm. 34-35). Nicht nur, daß sich die Da tierung der angeblich 120 X 120 m, unter Einschluß der Randzone 250 X 350 m großen Anlage lediglich auf „zwei kleine unverzierte Bauchscherben ... spätestens der jüngeren Bronzezeit“ stützt. Auch die „Wall- und Palisadensicherung“ (Coblenz 1954 a, S. 386, 388; 1986 a, S. 105), welche die flache, weitläufige Kuppe (Haase 1941, Abb.) ringförmig umgeben haben soll, ist reichlich suspekt. Zwar soll auf der Südwestseite „ein kleiner Graben mit Wall vorhanden“ gewesen sein (heute ver ändert), und „Feststellungsschürfe deckten Pfostenlöcher (Flechtzaun?) auf“, doch hatte selbst der Entdecker der Siedlung, A. Haase, Bedenken: „Die steilen Bö schungen im SW, zweifellos künstlich, können auch lediglich durch Anlage des We ges bewirkt sein!!“ 121 Notwendig erscheint noch der Hinweis auf die späthallstät- 120 Fundbericht von A. Haase vom 21. 8. 1937 (OAD); Haase 1937 b. 121 Begehungsbericht von A. Haase und B. Schmidt, Plauen, vom 18. 5. 1942 (OAD). Ausdrück liche Bestätigung durch Herrn Prof. Dr. sc. G. Billig, Dresden. Haase schreibt in einem Zusatz (am 18. 12.) zu einem Brief an G. Bierbaum vom 16. 12. 1941 (OAD), daß „zwei Stellen, die viele Pfostenlöcher aufweisen“, beim Ackern entdeckt worden seien; der „Flechtzaun?“ dürfte also mehr gedanklich erschlossen als tatsächlich belegt sein.