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Die übrigen Scherben dieses Fundkomplexes bestätigen eine solche Einordnung, obwohl sich auch für sie schon Entsprechungen etwa seit BA2/B1 finden ließen. Der Unterteiltest eines Miniaturgefäßes mit Standring und geknickt-bauchigem Körper (früh z. B. Moucha/Trnka 1959, Abb. 231,7; Koschik 1975, Abb. 1,10, 14,3; vgl. Hochstetter 1980, S. 81) erinnert aufgrund seiner fast bis zum Boden rei chenden Schrägkannelur (Abb. 19,4) am ehesten an die „gerieften Amphoren“ aus dem Übergangshorizont zur Knovizer Kultur (Plesl 1965, S. 486 ff., 511, z. B. Abb. 12,2; Benes 1959, Abb. 35,2, 36,2), deren Derivate vereinzelt auch am Westrand des Lausitzer Kreises auftreten (Peschel 1972, S. 227, Anm. 23, Abb. 13,7/2 /), ebenfalls aber an gewisse Tassen der Lausitzer Fremdgruppenzeit (Coblenz 1952, S. 85 f., Taf. 13,7, 59,7). Auch der Schulterdekor aus senkrechten Rillengruppen (Abb. 19,7) ist in BD-zeitlichem Zusammenhang geläufig (z. B. Hundt 1964, Taf. 15,70, 61,7), und selbst für den oberen Abschluß durch eine um laufende Leiste 100 sind Parallelen nachweisbar (z. B. Koschik 1981, Taf. 10,37). Das Randstück eines weitmündigen Vorratsgefäßes mit eingezogenem Steilhals und leicht ausgelegtem, außen quergekerbtem Rand, von dem (noch) eine senk rechte Leiste zu der am Halsansatz umlaufenden Leiste gleicher Art läuft (Abb. 19,2), weist zwar ebenfalls ein langlebiges Muster auf; 101 kantiges Rand profil und bis zum Rand reichende Rauhung passen indessen wieder gut in unseren Zusammenhang (Hochstetter 1980, S. 92, 99; z. B. Hennig 1970, Taf. 60,73, 68,2, 74,7, 76,2). Nur wenig jünger einzustufen ist m. E. Fund 85. Außer Scherben eines ähnlichen Vorratsgefäßes, dessen gezipfelter Rand allerdings schräggekerbt und dessen Hals ansatzleiste getupft waren, hat er u. a. Reste zweier Tassen überliefert, die nach lausitzischem Maßstab in die Fremdgruppenzeit gesetzt werden können (Coblenz 1954 a, Abb. 29). Die Trichterrandtasse findet in Chrieschwitz mehrere Parallelen (ebenda, Abb. 1,2, 2,7). Das andere Stück wird vor allem durch die umlaufende Kerbleiste am unteren Henkelansatz und die Unterteilrauhung als alt ausgewiesen (Grünberg 1943, S. 15 f., 18 f., z. B. Taf. 2,2; Coblenz 1952, S. 82) und hat bereits in der älteren Hügelgräberkultur Entsprechungen (Hochstetter 1980, Taf. 97,9). Mit den vorgestellten Funden von Oelsnitz, Chrieschwitz und Taltitz, die bisher als älterbronzezeitlich angesehen bzw. dem jungbronzezeitlichen Hauptbesiedlungs abschnitt zugewiesen worden sind, wird im sächsischen Vogtland erstmals ein regel rechter Besiedlungshorizont an der Wende von der Hügelgräber- zur Urnenfelder- zeit faßbar. Dazu tritt im thüringischen Anteil des Vogtlandes das schon lange be kannte Messer von Neundorf, Kr. Lobenstein.102 Dieser auffällig isolierte Einzel fund vertritt als wichtige Brücke zwischen Süd und Nord einen weit streuenden Typus der ausgehenden Hügelgräberbronzezeit (zuletzt Lappe 1982, S. 58; 1985, 100 Nach der Aufnahme von H. Dengler (Fundkartei im LfV Dresden) findet sich über der Rillen verzierung „eine kaum merklich vertiefte Fläche von deutlich sich abhebender gelbgrauer Farbe; es sieht aus, als sei hier eine Leiste abgeplatzt“. 101 Beispiele BA2/B1: Hundt 1957, S. 39 f., Abb. 5; Berger 1984, S. 55, Taf. 44,6, vgl. auch 63,8; HA2-HB?: Hennig 1970, Taf. 49,6; Saldovä 1981, Abb. 12,25. 102 Bisher unter „Lobenstein“; zur Fundstelle vgl. Simon 1989, Anm. 13.