Volltext Seite (XML)
. Frühe Bronzezeit Scheiden das Kupferbeil von Treuen, weil vermutlich älter, und der Bronzearmring von Oelsnitz, weil jünger als bisher angenommen, aus, bleibt für den Schluß des Neolithikums (Glockenbecherkultur) und die gesamte ältere Bronzezeit im sächsi schen Vogtland kein einziger sicherer Beleg. Allerdings wird den jüngerneolithi schen Steinbeilen und -äxten „mit metallischer Prägnanz“ vielfach ein jahrhunderte langes Nachleben bis in die volle Bronzezeit zugebilligt (bes. Maier 1964, S. 81, 84 f., 99; zuletzt Winghart 1986, bes. S. 141), wie ja allgemein mit einem länger fristigen Nebeneinander kulturell spätneolithischer und frühbronzezeitlicher Grup pen gerechnet wird (bes. Pape 1978, S. 169 ff., 182 ff.; für unseren Raum zuletzt Fröhlich 1983, S. 73). Das bescheidene Material aus dem Vogtland gibt für eine Klärung dieses Problems nichts her, jedoch verwundert, warum hier so ausschließ lich altertümliches Steingerät verwendet worden sein soll, das in den Aunjetitzer und Straubinger Altsiedelgebieten vielfach schon durch Metallformen ersetzt war. Eindeutige Hinweise auf eine reguläre Besiedlung liegen aus dem Vogtland erst seit Ende der Mittelbronzezeit vor. Entsprechendes gilt etwa für die südlich be nachbarten Siedlungsinseln um Hof und Cheb (Höfner 1962; Plesl 1958; 1972). Ein drastischer Rückgang der Fundfrequenz ist auch in naturräumlich etwas günstiger ausgestatteten Nachbarlandschaften, wie dem Orlagau 02 , nicht zu übersehen, und in Sachsen spart die Aunjetitzer Kultur die Gebirgslagen gänzlich aus (Billig 1958; Behrens 1973, Kt. XIII). 62 63 Immerhin läßt sie während ihres jüngeren bis späten Ab schnitts allgemein eine Ausbreitungstendenz erkennen (Simon 1985 a, S. 75 f., Abb. 19). Im nördlichen Erzgebirgsvorland wird sie mit den Einzelfunden älter- bronzezeitlicher Bronzebeile von Bad Gottleuba, Kr. Pirna (Torke 1982, S. 183, Abb. 2), und Merzdorf (Ot. von Niederlichtenau), Lkr. Karl-Marx-Stadt (Schwa- benicky [1981], S. 6, Anm. 17, Abb. 3), sowie eines späten Silexdolches (Typ VI) von Kertzsch (Ot. von Remse), Kr. Glauchau (Moschkau 1935, S. 8, Abb. 3 li.; Agthe 1989, S. 77), faßbar. An seinem Südabfall haben die Aunjetitzer zumin dest punktuell den Gebirgsrand erschlossen (Pleinerovä 1966, S. 424; 1967, S. 9 f.; Benes 1970, S. 88; Christl 1985, S. 60), und auch vom Saume des Thüringer Wal des sowie vor allem aus dem Harz liegen einzelne Zeugnisse freilich größerer zeit licher Spielbreite vor. 64 Zwei Metallfunde aus dem Ostthüringer Schiefergebirge belegen das gebirgs- 62 Die bei Kaufmann 1963, Abb. 10, erfaßten Belege sind bis auf Köditz und Unterwellenborn un sicher datiert oder jünger. 63 Ein jüngst der entwickelten Aunjetitzer Kultur zugewiesenes Gefäß aus einer Höhle im Elbsand steingebirge (Coblenz 1985 b; 1986 b, S. 97 ff.; 1986 c, S. 19) gehört m. E. eher in die Glocken becherkultur, ist jedenfalls spätneolithisch (vgl. etwa Kytlicovä 1960, S. 458, 472 - mit wei teren Belegen). Das Rosenthaler Gefäß (Coblenz 1974; 1986 b, S. 97 f.; 1986 c) weist fundgeo graphisch schon nach Böhmen; vgl. einen entsprechenden Neufund von 1980 aus einem Abri der Tisovske steny, Gem. Tisä, okr. Üsti n. L. (Okresni Muzeum Teplice 36731). 64 Nowothnig 1958, S. 155; zuletzt Müller 1982/83, S. 270, 273; 1985, S. 54 f. Im Falle des Zap fenbechers von Günthersberge, Kr. Quedlinburg (Grimm 1930, S. 68, 70) vermutete G. Milden berger (1959, S. 79) freilich wieder „Verschleppung oder Fundortfälschung“.