Volltext Seite (XML)
Herkunft aus dem Antiquitätenhandel erworbene kreuzschneidige Kupferhacke von „Plauen“ läßt sich allerdings nicht mehr zweifelsfrei lokalisieren (Billig 1958, S. 149; Kaufmann 1958, mit Abb.), abgesehen davon, daß auf sie die von G. Mildenberger (1969, bes. S. 3, 8) geäußerten fundkritischen Bedenken prinzipiell ebenfalls zu treffen. Aus besiedlungsgeschichtlichen Betrachtungen wird das an sich hochbedeut same Stück deshalb meist ausgeklammert (vgL Kaufmann 1958, Anm. 16; zuletzt Geupel 1978). Wie die weit nordwestwärts streuende Verbreitung der vorliegen den Axtform Jäszladäny zeigt (Driehaus 1952, S. 3 ff., Abb. 5) und Neufunde bestätigen (Mania 1977; vorher Behrens 1969, S. 10 f.), darf indessen durchaus mit einem derartigen Erzeugnis der älteren donauländischen Kupferzeit gerechnet wer den. 28 Als vogtländischer Bodenfund könnte die Axthacke über Mittel- und Nord westböhmen (Driehaus 1957, S. 60 f., Anm. 8; Zapotocky 1958, S. 27 f.), viel leicht sogar auf dem Umweg über Nordostbayern und Südthüringen (Götze 1921, S. 80, Taf. 3,7; zuletzt Neumann 1954, S. 27), vermittelt worden sein. Neben der Oder- und Elblinie würde sie einen weiteren, westlicher gelegenen Ausbreitungsweg bezeugen. Allerdings ließe sie sich wie die Thüringer Funde auch auf einen kulturel len Rückstrom aus dem Mittelelbegebiet (nächstens Großenhain) zurückführen. Den stets einzeln überlieferten nördlichen Vertretern wird zwar ein gewisser zeit licher Spielraum nach oben eingeräumt (Müller-Karpe 1974, S. 196, 207, z. B. Taf. 475,B2; zuletzt Ruttkay 1985, S. 149); auch wird unser Stück als Variante dem südslowakischen Nögradmarcal-Typ zugeschlagen (Schubert 1965, S. 282; Ruttkay 1985, S. 151), der nach P. Patay (1984, S. 92) etwas jünger als die Stammform ist. Dennoch darf man es zusammen mit einigen weiteren Abkömmlingen der Bodrog- keresztur-Kultur zeitlich wohl ebenfalls dem heimischen späten Früh- bzw. dem frü hen Mittelneolithikum (Gatersleben/Jordansmühl bis Baalberge) zuordnen (Behrens 1973, S. 70 f., Kt. IV). Es fällt demnach bereits in die durch die spätdonauländi schen Steingeräte charakterisierte ältere Fundgruppe und bereichert diese durch eine bemerkenswerte südöstliche Komponente. Erst „frühbronzezeitlich“ (Richter 1963, S. 19 ff.) ist die Axthacke keinesfalls. Angefügt sei an dieser Stelle der Hinweis auf die alte (vgl. Neumann 1929 c, S. 114) und von H. Berlekamp (1969, S. 216) erneut vorgetragene Idee, wonach „die steinernen Spitzhauen auf kupferne Großgeräte südöstlicher Provenienz . .. zurückzuführen sind“ (ähnlich Behrens 1973, S. 71; vgl. auch Maier 1964, S. 133; Gramsch 1973, S. 28). Die Geröllgeräte wären danach noch (oder unabhängig da von wieder?) am Ende des hiesigen Frühneolithikums gebräuchlich gewesen. Ex akte Form, sauberer Schliff und Hohlbohrung des Noßwitzer Exemplars paßten durchaus in solche Umgebung. Rechnete man die gepickten Stücke mit Vollbohrung kulturell eher mesolithischen Relikterscheinungen zu, gewönne die Frage nach de ren u. U. spätem Ausklang erneut an Brisanz (Behrens 1973, S. 41 f., 205; für Sach sen zuletzt Coblenz 1979/80, S. 46 ff.; Geupel 1988 b, S. 51). K.-H. Brandt (1976, S. 273) hält die Spitzhauen freilich für noch erheblich jünger. 28 Ähnlich P. Reinecke: „Ist auch das Stück eine sehr seltene Erscheinung, so besteht doch kein Grund, wie ich sehe, den Fund anzuzweifeln“ (Brief an Dr. G. Bierbaum vom 13. 6. 1931 - OAD).