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Die apotropäische Funktion von Beilen und Äxten als Blitzschutz, Krankheits abwehr u. ä. während der letzten Jahrhunderte ist gut untersucht. 16 Da man sie nachweislich auch „zum Schutz der Saaten im Acker vergraben oder über das Feld geworfen“ hat, 17 ferner mit zufälligen Verschleppungen (etwa mit dem Dung) zu rechnen ist (Mildenberger 1959, S. 84 f.; 1969, S. 10), können selbst Funde aus freier Feldflur nicht als unumstößliche Primärzeugnisse gelten. Kompliziert wird die Situation dadurch, daß Steingeräte neolithischer Art gelegentlich auch in späte ren urgeschichtlichen Perioden noch benutzt worden sind. Das gilt insbesondere für die im Vogtland gut belegte jüngere Bronze- und ältere Eisenzeit (Richter 1982). Wie ein neuer eindrucksvoller Befund aus der Nachbarschaft - zwei benachbarte späthallstattzeitliche Hausgruben von Gera mit Bruchstücken von nicht weniger als acht Fels- sowie vier Silexartefakten (Simon 1985 d, S. 184, Abb. 16) - vor Augen führt, wird man für ihr wiederholtes Auftreten in derart jungem Zusammenhang nicht ausschließlich „kultisch-religiöse Gründe“ (so Mildenberger 1969, S. 6) ver antwortlich machen können, sondern vielmehr immer noch (oder wieder?) einen praktischen Gebrauch für möglich halten, wenn nicht gar „zumindest in beschränk tem Umfang eine jüngere Herstellung auch solcher Formen in Erwägung“ ziehen (Coblenz 1979/80, S. 49). 18 Dennoch hieße es, das Kind mit dem Bade auszuschütten, wollte man „alle Stein geräte so ... deuten“ (Mildenberger 1959, S. 84). 19 Entgegen der Erwartung, die eine Frequenz entsprechend dem Vorkommen in den Altsiedelräumen voraussetzt (ebenda, S. 78, 82; 1969, S. 11), lassen sich nämlich wie anderenorts (z. B. Rad datz 1972, S. 21; Winghart 1986, S. 102 ff., 124) selbst in unserer kleinen vogtlän dischen Fundserie gewisse zeitliche und räumliche Schwerpunkte erkennen, die eher auf primäre - neolithische - Zusammenhänge hindeuten (ausführlich Gühne/ Simon i. V.). Freilich ist im Einzelfall kaum Sicherheit zu gewinnen, weder bezüg lich der Fundumstände noch hinsichtlich des Alters, und für nicht wenige Stücke entfällt jedwede nähere Bestimmung. Spätes Früh- und frühes Mittelneolithikum Eine erste Häufung bilden Felsgeräte des donauländischen Kreises (Billig 1954, S. 33, 112, Abb. 13-14). Soweit genauer datierbar, gelten sie durchweg als cha rakteristisch für den späten Abschnitt und das Ende des Frühneolithikums (jün- 16 Bes. Mildenberger 1959, S. 83 ff.; 1969, S. 3 ff.; für Vogtland und Erzgebirge vgl. auch Leistner 1967, S. 59 f.; Christl 1985, S. 49 ff.; Geupel 1987. 17 Besonders instruktiv ist der Befund von Aue. In ehemaligem Ackerland fand sich 0,5 m tief ein neolithischer Axthammer in einer „kleinen Höhlung“ „nestartig" zusammen mit Scherben und „etwas wie verfaultes Leder“ (Sieber 1935; 1941, S. 21). 18 Allerdings gründet sich diese Auffassung nicht zuletzt auf Funde von abgelegenen Siedelplätzen wie dem Pfaffenstein in der Sächsischen Schweiz (zuletzt Coblenz 1986 b, S. 107, Abb. 2,7-5), dem Gegenbeispiele gegenüberstehen - z. B. der Schafberg bei Löbau, auf dem bei mehrjährigen Grabungen in der dicht besiedelten Innenfläche kein einziges Steinbeil gefunden wurde. 19 Vgl. kritische Stellungnahmen wie Kaufmann 1963, Anm. 153; Maier 1964, Anm. 285; Raddatz 1972, S. 18 ff.; zuletzt Geupel 1978, S. 40; Coblenz 1979/80, S. 49; Christl 1985, S. 49; Müller 1980 b, S. 69; 1982/83, S. 274 f.; 1985, bes. S. 54; Winghart 1986, S. 131.