BEITRÄGE ZUR URGESCHICHTE DES VOGTLANDES I. ARCHÄOLOGISCHE QUELLEN* Von Klaus Simon Seit den grundlegenden Studien von W. Coblenz (1950; 1954 a) und G. Billig (1954) über die Ur- und Frühgeschichte des sächsischen Vogtlandes sind Jahrzehnte ins Land gegangen. Wenngleich seitdem - in größeren Zusammenhängen - mehrere Untersuchungen über bestimmte Fundgruppen oder Zeitabschnitte erfolgt sind, in denen auch das Vogtland berücksichtigt ist, fehlt es doch an einer Bearbeitung, die auf der Grundlage des heutigen Wissensstandes den Ablauf der frühesten Besied lung in diesem Raum, den ihr eigenen Rhythmus, ihre spezifischen Möglichkeiten und seiner Randgebiete in ur- und frühgeschichtlicher Zeit (Gühne/Simon i. V.) schließen. In Vorbereitung einer Studie über die Begehung und Besiedlung des Erzgebirges und seiner Randgebiete in ur- und frühgeschichtlicher Zeit (Gühne/Simon i. V.) machte sich auch eine Durchsicht des archäologischen Fundgutes aus dem Vogtland erforderlich. Angesichts des regelhaften Nachweises bzw. Ausfalls bestimmter Fund horizonte in den gebirgswärts vorgeschobenen Randlandschaften der Altsiedelräume galt es, insbesondere zu engeren Zeitansätzen zu gelangen. 1 In dem an urgeschicht lichen Zeugnissen nicht gerade reichen Vogtland kommt dabei jedem Stück, und seien es nur einzelne Scherben, als archäologische Quelle hoher Wert zu (vgl. Bil lig et al. 1957, S. 6 f.). Die möglichst genaue Einordnung des Fundmaterials sowie unmittelbare siedlungsgeschichtliche Ableitungen sollen deshalb zunächst im Vor dergrund der Betrachtung stehen. Diskutiert werden auch einige bisher kaum aus gewertete, weil an sich magere und zudem schlecht dokumentierte Befunde, denn sie helfen, bestimmte siedlungsgeschichtliche Fragen (wie die einer bereits neolithi schen Begehung oder der Ausbeutung vogtländischer Erze in urgeschichtlicher Zeit) zu beantworten. Abgesehen von drei erfreulichen Neufunden (Liebau, Rupperts- / * Dem Andenken an Amandus Haase (1886-1945) gewidmet. 1 Diese Bemühungen werden nicht als Selbstzweck verstanden, denn jede Art von Geschichte, natürlich auch Kulturgeschichte, steht und fällt mit einer guten Chronologie. Je genauer diese ist, um so detaillierter müssen sich alle Einzelheiten historischer Prozesse erkennen lassen.“ (Hach mann 1977, S. 256) Das gilt nach wie vor trotz der prinzipiell berechtigten Kritik an Überspit zungen und Verselbständigungen herkömmlicher chronologischer Versuche, die den Blick für die Komplexität historischer Zusammenhänge trüben, ja täuschen können (vgl. etwa Pape 1978, S. 1 ff.). Konsequent durchgehaltene Gegenkonzeptionen bergen m. E. ebenso viele Möglich keiten für Irrtümer in sich.