Abb. 16. Ausschnitt aus der Planumszeichnung M. 1:20 in 60 cm Tiefe mit den Verfärbungsspuren des Baumsarges, Fundkat. Nr. 12. Eine dieser Besonderheiten stellt die im überregionalen schnurkeramischen Kontext ungewöhnliche Nord-Süd-Haupt orientierung der Gräber der Lausitzer Regionalgruppe dar 44 . Hinsichtlich der Überlieferung ist einschränkend zu bemerken, daß sich nicht nur auf dem Schafberg, sondern fast nirgendwo in den Lausitzen Skelettreste der Körperbestattungen erhal ten haben und somit genaugenommen nur eine Orientierung der Grabgruben vorliegt. Allerdings weiß man aus anderen schnurkeramischen Regionalgruppen mit besserer Skeletter haltung, daß Grabgruben- und Körperorientierung weitgehend miteinander korrelieren. Weiterhin ist herauszustellen, daß es sich bei dieser Orientierung nur um eine Hauptrichtungs angabe handelt. Selbst bei den schnurkeramischen Gräbern auf dem Niederkainaer Schafberg variieren die eigentlichen Orientierungen von Südwest-Nordost bis Südost-Nordwest, wenn man dies bei den schwierigen Beobachtungsbedingun gen überhaupt so beurteilen kann. Daneben gibt es auch Fälle, die man eher einer West-Ost-Hauptorientierung zurech nen möchte (z. B. Fundkat. Nr. 33). Im Bezug auf die Bestattungssitten sind drei weitere wichtige Punkte herauszustellen. Zunächst ist dies der erste gesicherte Nachweis eines Baumsarges für eine schnurkera mische Grablege der Oberlausitz (Fundkat. Nr. 12). Dieser Befund ergibt sich nicht nur durch die eindeutigen Verfär bungsspuren zwischen 60 und 75 cm Tiefe, sondern auch über die für Lausitzer Verhältnisse ungewöhnliche läng lich-ovale Form der nordnordwest-südsüdost-ausgerich- teten Grabgrube mit einer Maximalausdehnung von 280x 90-140 cm (Abb. 16). Beim Vergleich mit den unten noch her auszustellenden „normaleren“, mehr rechteckigen Grabgru ben wird dies noch offensichtlicher. Der Baumsarg scheint bei einer Länge von 240 cm einen Durchmesser von etwa 60-70 cm besessen zu haben. Von ihm haben sich nur die Umrißverfärbungen erhalten. Neben diesen zeigen auch die Positionen der drei Gefäßbeigaben klar den ursprünglichen Baumstamm an, da sie an den beiden gegenüberliegenden Enden innerhalb der schmalen Verfärbung aufgestellt waren und zentral einen freien Raum von noch 80-90x50 cm frei ließen, in dem nur ein Kind oder eine extreme und vielleicht geschnürte Hockerbestattung niedergelegt werden konnte. Für geräumigere Grabgruben, die in Niederkaina in Grö ßen bis 270 cm und Tiefen bis fast 100 cm vorliegen, nehmen E. Schmidt und V. Weber Mehrfachbestattungen an 45 . Doch muß dies offenbleiben, solange nicht eindeutige Belege wie verdoppelte Beigaben-/Mitgabenausstattungen oder klar zuweisbare geschlechtsspezifische Gegenstände zur Beurteilung vorhanden sind. Auch das Argument, daß viele unterschiedliche Beigabengefäße auf Mehrfachbestattungen schließen lassen, kann hier abgewiesen werden, da es - wie bereits von Buchvaldek beschrieben - ein Charakteristikum der Lausitzer Schnurkeramik ist, relativ viele Grabgefäße mitzureichen 46 . 44 Coblenz (Anm. 25) 100 ff.; V. Weber, Zur Schnurkeramik im öst lichen Mitteldeutschland und in der Oberlausitz. In: H. Behrens/ F. Schlette (Hrsg.), Die neolithischen Becherkulturen im Gebiet der DDR und ihre europäischen Beziehungen. Vorträge der Tagung 1967 (Berlin 1969) 29-37 bes. 33 ff.; W. Coblenz/V. Weber, Zur Oberlausit zer Gruppe der Schnurkeramik. Jahresschr. Mitteldeutsche Vorgesch. 60, 1976, 253-261 bes. 255ff.; Buchvaldek (Anm. 28) 77ff.; Knaack/Wetzel (Anm. 37) 77ff.; Wetzel (Anm. 38) 47ff.; Böhnisch (Anm. 38) 54-58. 45 Schmidt/Weber (Anm. 25) 69 f. 46 Buchvaldek (Anm. 28) 77; 134.