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Abb 2. Karte des Schafberges mit schnurkeramischen Grabhügeln (•), Aunjetitzer Steinkisten (■), dem ausgegrabenen Urnengräber feld (gerastert), dem Depot (♦) und dem Schalenstein (A). dieser Kammer in das geographisch begünstigte überregio nale Kommunikationsgefüge, das die ungewöhnlich aufwen dig ausgestatteten Gräber Niederkainas verständlich werden läßt. Die von Werner Coblenz ab 1950 eingeleitete systema tische Ausgrabung des Friedhofes am Schafberg wurde in Ost-West verlaufenden, 10 m breiten Quartierstreifen ge graben (Abb. 3). Der zwischen dem 26. 6. 1950 und 28. 8. 1950 ausgegra bene Ausschnitt von Quartier I (1950, Qu. 1) war die erste und zugleich eine der am dichtesten mit Gräbern belegte Fläche der systematischen Ausgrabungen. Diese Fläche ist 10 m breit und zieht 54 m vom Hügelscheitel nach Westen. Nachdem die zerpflügte Schicht des zwischen 30-40 cm tiefen humifizier ten Lößlehmes entfernt war, wurden die im Planum sichtbaren Verfärbungen im Maßstab 1:50 gezeichnet. Die Grabungen wurden dann per Hand bis in eine Tiefe von ca. 1 m fortge setzt, wobei im Abstand von 2 Metern Profilschnitte angelegt und im Maßstab von 1:20 gezeichnet wurden. Tieferliegende Befunde, meist Gräber, wurden dann im Maßstab 1:10 doku mentiert. In diesen Detailzeichnungen wurde vor allem die Lage der mit Bergungsnummern (BNr.) versehenen Funde sowie der Steine angegeben, Verfärbungsgrenzen wurden aber nicht dokumentiert. Die Beschaffenheit des anstehenden Kies- und Sanduntergrundes wurde im Gegensatz zu späteren Grabun gen nicht festgehalten, jedoch läßt sich aus späteren Beob achtungen eine gebänderte, durch Eisenoxide bisweilen stark verfärbte Struktur erschließen. Vermutlich sind die Verfärbun gen Fundstelle 52, 53, 74 und 93 auf diesem natürlichen Weg entstanden. Ein weiterer Verfärbungskomplex, die Fundstel len 132,146,147 und 150, dürfte nur im weitesten Sinne anthro pogen verursacht sein. Dieser besteht aus einer bis zu einem Meter tief gelegenen lehmigen, mit Holzkohle angereicherten Schicht, die durch von der Kuppe abschwemmtem Lehm über deckt wurde. Ob dieser Erosionsvorgang vor, während oder nach der Gräberfeldbelegung stattfand, ist unklar. Während der Ausgrabung bezeichneten die Ausgräber 69 Befunde als Gräber (Grab 1-70, wobei Grab 57 und 62 dieselbe Bestat tung bezeichnen). Durch die Fundaufnahme und die Autopsie der Dokumentation war es möglich, 14 zusätzliche Komplexe als Gräber anzusprechen. Sie konzentrieren sich entlang des Schützengrabens und der im westlichen Teil des Quartiers lie genden Zone früherer Ausgrabungen. Es ist ferner davon aus zugehen, daß gerade in diesen massiv gestörten Bereichen weitere Gräber vernichtet wurden, so daß wir auf dem 540 m 2 großen Areal von 1950, Quartier I mit ursprünglich ca. 110 Grä bern zu rechnen haben. Die zeitliche Abfolge der Belegung in diesem Abschnitt des Gräberfeldes soll an dieser Stelle nur grob charakterisiert werden. Eine seicht im Boden gelegene schnurkeramische Körperbestattung mit Axt und Geschirrbei gabe, Grab 31, blieb in der Mitte des Quartiers erhalten. Es ist unklar, ob sie ursprünglich im Boden eingetieft oder aber eben erdig angelegt und von einem zur Zeit der Ausgrabung nicht mehr erhaltenen Hügel geschützt wurde. Wahrscheinlich wurde mindestens ein weiteres spätneolithisches Grab südwestlich dieser Bestattung angelegt, da sich vereinzelte neolithische Scherben in der Füllung des hallstattzeitlichen Grabes 49 und unter den umliegenden Streufunden (28-32 m) - (13-18m[-]) und (30-32 m) - (13-18m[-]), aber auch in der Füllung des weiter östlich liegenden Grabes 69 befanden. Ob vereinzelte Silexartefakte an der Peripherie von Grab 31, in der Grabgrube des hallstattzeitlichen Grabes 4 und unter den Streufunden (26-28 m) - (18-23 m[-]) neolithisch oder metallzeitlich sind, ist ebenso unklar wie die Datierung eines unter den Streu funden geborgenen Fragmentes eines Felssteingerätes (8-10 m)- (18-23 m). Die Zeitstellung der weiteren Befunde dieses Quartieres reflektiert dessen Lage im Bereich zwischen den im nord westlichen Teil des Friedhofes gelegenen älteren Abschnitten des Lausitzer Brand-/Flachgräberfeldes und den südöstlich gelegenen hallstattzeitlichen Gräbern. Früh- bis älterurnenfel- derzeitliche Bestattungen (Grab 30, 38, 40b, 46, 60a, 68, 70) liegen im mittleren und östlichen Quartierabschnitt. Funde aus Grabgruben jüngerer Bestattungen (Grab 28, 29, 33, 34,41,44, 51), der Schützengraben (Fst. 59 u. 105 mit größeren Abb. 3 (nebenstehend). Plan der systematischen Ausgrabungen am Schafberg.