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Nähe des Depots liegender Findling (Abb. 2) offensichtlich in ritueller Absicht mit eingeschabten Dellen übersät wurde, läßt sich jedoch nicht genauer eingrenzen. Nach jetzigem Kenntnisstand fehlen am Schafberg Gräber der älteren mittleren Bronzezeit. Erst am Übergang zur frühen Urnenfelderzeit verdichten sich die Belege für die Anlage eines Brandgräberfriedhofes, der von einer Bestattungsgemeinschaft bis in die späte Hallstattzeit kontinuierlich genutzt wurde. Die Gräber dieses Bestattungsplatzes streuten von der Kuppe des Berges zu beiden Seiten etwa 100 m über die östliche und westliche Fläche und mindestens 400 m nach Süden. Die Grenzen des Gräberfeldes dürften etwa mit der 195-m-Höhen- linie (Abb. 2) identisch gewesen sein I, * * * 5 6 . Die Beziehungen des Gräberfeldes zu seinem Umland las sen sich anhand von Abb. 1, einer Umzeichnung der topo graphischen Karte mit den bekannten Fundstellen der jünge ren Bronze- bis älteren Eisenzeit, erläutern, wobei die dort gerasterten Flächen in der geologischen Karte als Auelehm und im sächsischen Meilenblatt von 1805 als Feuchtwiesen ausgewiesen sind. Der sich etwa einen Kilometer zwischen Niederkaina (Delnja Kina) und Nadelwitz (Nadzanecy) erstreckende Schafberg ist eine charakteristische Formation der durch ein engmaschiges Erosionsnetz zergliederten Plat ten- und Hügellandschaft des Oberlausitzer Lößgefildes 7 . Der 201,6 m hohe, aus fluvialem Sand und Kies bestehende Hügel körper ist asymmetrisch erodiert, mit einem Steilhang im Westen und sanft aufsteigender Ostflanke. Sie wird von dem in einem breiten, mit Auelehm gefüllten Tal sich schlängeln den Albrechtsbach im Westen und Norden umflossen. Ledig lich an der Nord- und Südspitze des Berges wird der Bach durch Dioritschwellen in ein enges Bett gezwungen. Im Süden sperrt die breite Talaue des Wuischker Wassers den Zugang zum Berg, und der sanft abfallende, mit bis zu über einem Meter Löß bedeckte Osthang des Hügels läuft in einer Teu felsgraben genannten, versumpften Niederung aus. Das etwa 2,5 x 1,5 km große SW-NO-ziehende Schafbergareal ist somit lediglich durch einen 700 m breiten Korridor im Südosten trockenen Fußes zu betreten. Diese Landschaftskammer ist einer der für das Gefilde bei Bautzen typischen kleinen, natür lich definierten Räume, welche die Grundlage der anthropo genen Gliederung dieses Hügellandes bildeten. Bis auf das in einem Ablösungsverhältnis stehende Bautzner Höhensied lungspaar (8,11 u. 12) sind Hinweise für spätbronze- bis frühei senzeitliche Siedlungen in der Bautzner Umgebung dürftig. Ihre Verteilungsmuster fallen als Nachweis für Siedlungs kammerbildung aus. Vermutlich wird sowohl der Forschungs stand als auch das Fehlen von größeren, kompakten dörfli chen Strukturen in der bronze- und früheisenzeitlichen Kultur landschaft der Oberlausitz durch diesen Negativbefund reflek tiert. Es läßt sich aber die spätbronze- und früheisenzeitliche Ritualtopographie der Bautzner Umgebung durch die Kartie rung der Friedhöfe nachvollziehen, die als Reflex der anthropomorphen Territorialgliederung gedeutet werden kann. Langlebige Gräberfelder werden an beherrschenden Stellen, gern auf Kuppen bzw. am Rande der Lößplatten, in den durch versumpfte Niederungsgebiete abgegrenzten Landschafts kammern angelegt. Die mit gleichlanglebigen Gräberfeldern bekrönten und durch die Albrechtsbachauen getrennten Hügel Niederkainaer Schafberg (25, 26) und Burker Berg (15-17) dominieren das östliche Vorfeld von Bautzen. Zumindest in der Hallstattzeit wurden gleichzeitig auf den drei Gräberfel dern des Bautzner Südostens (19, 21,27), aber auch auf dem zur Ortenburger Höhensiedlung gehörenden Friedhof (10) Brandgräber angelegt. Es handelt sich um Bestattungsplätze, die den Fokus in den durch versumpfte Erosionsrinnen abge trennten Landschaftskammern bildeten. Ein agonales Ver hältnis der Bestattungsgemeinschaften der Gräberfelder zuein ander läßt sich nicht nur anhand der an benachbarten Kuppen angelegten Burker und Niederkainaer Gräberfelder postulieren. Die enge räumliche Nachbarschaft der durch die versumpf ten Spittelwiesen getrennten Gräberfelder beim Bautzener Bahnhof (19 u. 21) oder aber durch die am Rand der Spree skalen im unmittelbaren Sichtkontakt zueinander angelegten Gräberfelder (5, 6 u. 13) könnten ebenfalls eine konkurrie rende Interaktion zwischen den benachbarten Bestattungs gemeinschaften begünstigt haben. Diese landschaftliche Glie derung bildete nicht nur das Grundmuster für die menschli che Inbesitznahme der Landschaft, sie strukturierte ebenfalls die Kommunikations- und Transportwege. Die wenigen flach geböschten Talverengungen bündelten den Verkehr und kanalisierten den Kommunikationsfluß. 6 W. Coblenz, Bemalte Keramik der frühen Eisenzeit nun auch im Kr. Bautzen. Germania 30, 1952, 294. - W. Coblenz, Tonplastiken von der Heidenschanze Dresden-Coschütz. Arbeits- u. Forschber. sächs. Bodendenkmalpfl. 5,1956, 225ff. -W. Coblenz, Niederkaina, Kreis Bautzen. Bezirk Dresden Sachsen Deutschland, Skelettflach grab (III, 39; III, 8; II, 4; I, 30; III, 53; III, 39). Inv. Arch. D 58-60, 68-70 (Berlin 1958).-W. Coblenz, Niederkaina, Kreis Bautzen. Bezirk Dres den Sachsen Deutschland, Urnenflachgrab (I, 62; I, 14; Illa, 7; II, 5; I, 19). Inv. Arch. D 71-75 (Berlin 1961).-W. Coblenz, Beispiele für das Ringwulstverfahren bei der Keramikherstellung. Arbeits- u. Forsch ¬ ber. sächs. Bodendenkmalpfl. 10, 1962, 68 ff. - W. Coblenz, Ein rei ¬ ches Billendorfer Grab vom Schafberg Niederkaina, Kr. Bautzen. Ausgr. u. Funde 9, 1964, 90ff. - W. Coblenz, Ein reich ausgestattetes Grab mit Klapperpuppe aus der Zeit der Billendorfer Kultur vom Schafberg Niederkaina, Kr. Bautzen. Ausgr. u. Funde 13, 1968, 71 ff. - W. Coblenz, Billendorfer Mehrfachbestattung mit Tierfigur aus Nie derkaina, Kr. Bautzen. Ausgr. u. Funde 15,1970, 75ff.-W. Coblenz, Zu den bronzenen Teilbeigaben, Bronzeersatz und Miniaturen in Spät lausitzer Gräbern Sachsens. Ausgr. u. Funde 35, 1990, 2ff. - G. Löwe/W. Coblenz, Beobachtungen an einigen bronzezeitlichen Gefäßen Sachsens. Arbeits- u. Forschber. sächs. Bodendenkmalpfl. 5, 1956, 153ff. - E. Schmidt, Verkohlte Nahrungsreste vom Schaf berg Niederkaina/Nadelwitz, Kr. Bautzen. Ausgr. u. Funde 8, 1963, 86ff. - O. Seewald/M. Kloiber, Grabfunde der Billendorfer Kultur in Wiener Sammlungen. Sachsens Vorzeit 3, 1939, 60 ff. 7 K. Mannsfeld, Oberlausitzer Gefilde, Sächs. Heimatbl. 5, 1986, 196ff. T. Schütze, Um Bautzen und Schirringswalde. Werte der deut schen Heimat 12 (Berlin 1967) 1 ff.