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Vorwort Mit diesem Band liegt der erste Teil der auf mehrere Bände angelegten Publikation des Gräberfeldes von Niederkaina vor. Zwei Autoren - Louis D. Nebelsick und Werner Coblenz - haben ihn verfaßt. Werner Coblenz (t 1995), bis 1982 Direktor des Landes museums für Vorgeschichte Dresden, ist die Erforschung des Niederkainaer Schafberges zu verdanken. Damit spiegelt die ses zu den größten ergrabenen Bestattungsplätzen der Bundesrepublik zählende Gräberfeld mit über 2000 Gräbern gleichsam en miniature die Geschichte der archäologischen Denkmalpflege im Sachsen der Nachkriegszeit. Denn trotz des mühsamen Wiederaufbaues, gegen den Widerstand regio naler und zentraler Kräfte, gelang es Werner Coblenz, die Bedeutung der Erforschung und der Pflege des prähistori schen kulturellen Erbes zu vermitteln und damit die Ressour cen für sein Grabungsvorhaben zu gewinnen. Das Gräberfeld am Schafberg war seit dem 19. Jahrhundert bekannt, Ausdehnung und Belegungszeitraum blieben jedoch aufgrund nur sporadischer Beobachtung des laufenden Kies abbaues undeutlich. Als in Schützengräben, die seit Kriegs ende offen standen, Grabkeramik entdeckt wurde, führte das Stadtmuseum Bautzen 1948/49 eine erste Notgrabung durch und stieß dabei auf intakte Gräber. Werner Coblenz war es, der die Qualität der dabei geborgenen Funde und ihre chronolo gische Streuung von der Schnurkeramik über die Urnenfel derkultur bis hin zur Hallstattzeit erkannte und den visionären Entschluß faßte, die langfristige Freilegung in Angriff zu nehmen. Trotz enormer finanzieller und logistischer Schwierigkeiten organisierte er für das Jahr 1950 eine erste große Grabungs kampagne, die allerdings die Grenzen des Friedhofes bei weitem nicht erreichte. Da der Kiesabbau im Gräberfeldareal nicht eingestellt werden konnte, übernahmen das Landes museum für Vorgeschichte und das Bautzner Museum bis 1960 die Ausgrabungen unter wechselnder örtlicher Regie. Erst 1961 gelang es, mit dem archäologiebegeisterten Ober lausitzer Tischler Erich Schmidt einen ständigen technischen Betreuer für die Grabungen in Niederkaina zu gewinnen, der bis 1971 die jährlichen Kampagnen, die Bergung und Doku mentation der Funde und Befunde fachmännisch betreute. Generationen von Studenten mitteldeutscher Universitäten, aber auch Restauratoren und Zeichner des Dresdner Landesmuseums, allen voran Charlotte Jäger, Hertha Möckel und Arthur Pietzsch, haben an der Bergung und Aufbereitung des Fundmateriales mitgewirkt. Trotz der langjährigen Materialaufbereitung und zahlreicher Vorberichte, in denen Werner Coblenz wichtige Alt- und Neufunde des Gräberfel des publizierte und Teilaspekte der Inventare zur Diskussion stellte, war eine Gesamtvorlage des Friedhofes nicht möglich. Es war daher ein besonderer Glücksfall, daß es gelang, Louis D. Nebelsick als Bearbeiter für das Fundmaterial zu gewinnen und die Deutsche Forschungsgemeinschaft bereit war, das Vorhaben zu finanzieren. Mein herzlicher Dank geht daher zum einen an Herrn Jochen Briegleb, Bonn, der die wissenschaftliche Bearbeitung mit großem Interesse enga giert förderte, und zugleich an Louis D. Nebelsick, dessen Begeisterung und Engagement für sein Forschungsvorhaben ansteckend und motivierend wirkten. Über die Erarbeitung eines reinen Katalogbandes hinaus ist es ihm gelungen, grund legende Erkenntnisse zu den Bestattungssitten der Lausitzer Kultur zu gewinnen. In den Dank seien eingeschlossen Harald W. Mechelk und Hans-Peter Hock, die die wissenschaftliche Redaktion über nahmen, und Petra List, die die technische Redaktion dieses Bandes betreute. Jannicke Kernland hat dankenswerterweise den Umschlag gestaltet; die zeichnerische Dokumenta tion des Fundmaterials lag in den kundigen Händen von Sighard Klentzke. Dresden, im Januar 1997 Judith Oexle