PHOTOGRAMMETRIE IM DIENSTE DER MITTELALTER ARCHÄOLOGIE Hertha Ladenbauer-Orel, Wien Vermessungen von ausgegrabenen Bauresten im Gelände lassen sich heute nach den üblichen Methoden zur vollen Zufriedenheit durchführen. Schwierigkeiten für Ver messungen gibt es jedoch innerhalb verbauter Gebiete dann, wenn erst während der Abtragung von Bauwerken Mauern zutage kommen, die das Interesse der histo risch interessierten Bauforscher erwecken. Dann allerdings kann ein photogramme trisches Meßverfahren eine große Hilfe sein. Wie soll sonst ein wissenschaftlicher Befund, zu dem eine Gesamtvermessung notwendig ist, ermittelt werden, wenn kein Baugerüst vorhanden ist und außerdem das Betreten der ruinenhaften Bau reste wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit nicht mehr gestattet werden kann? Zu all den in der Stadtkernforschung bekannten schwierigen Umständen kommt ja immer noch der Zeitdruck, weil das Verzögern der Demolierungsarbeiten wegen wirtschaftlicher Probleme zumeist auch für kurze Zeit nicht erlaubt wird. Es ist natürlich nicht in allen Fällen möglich, gleich beim ersten Sichtbarwerden von alten Mauerteilen eine Datierung zu wagen; Bauforscher wollen auch die Umgebung untersuchen und meist zuerst eine relative Zeitabfolge feststellen können. Dazu muß man aber mit dem ältesten, also meist untersten Bauteil beginnen können, der bei Abtragen eines Gebäudes erst als letzter freigelegt wird. So ist es zu erklären, daß man bei archäologischer Bauforschung erst nach Freilegung, z. B. einer hohen Feuer mauer, feststellen kann, daß die ganze Front interessant ist, und zwar beispiels weise durch die Verzahnung von Bauteilen aus zwei Jahrtausenden, daß sie also Zur Dokumentation vermessen werden müßte. Eine exakte Handvermessung wäh rend des Einsatzes eines Demolierungstrupps oder von mehreren in einer Baugrube gleichzeitig arbeitenden Baggern ist keinesfalls möglich. Zwei Beispiele aus der Inneren Stadt von Wien sollen das Gesagte erläutern und die Arbeitserleichterung durch photogrammetrische Vermessung deutlich machen. Als 1962 auf der Baustelle der abzutragenden Häuser Sterngasse 5 und 7 in Wien I alte Mauern zutage gekommen waren, hat die Verfasserin für die Abteilung für Bodendenkmalpflege des Bundesdenkmalamtes die Überwachung übernommen. 1 Es war von vornherein die Frage, ob und wie hoch Steinmauern aus der Römerzeit 1 Zusammenfassung aller Erkenntnisse bei H. Ladenbauer-Orel, Der Berghof. Archäologischer Bei trag zur frühesten Stadtgeschichte (Wiener Geschichtsbücher 15). Wien u. Hamburg 1974.