ÜBER EINIGE IN ESTLAND GEFUNDENE FRÜHMITTEL ALTERLICHE SCHWERTKLINGEN MIT SCHMIEDEZEICHEN Von Jüri Selirand, Tallinn Im frühmittelalterlichen Estland sowie anderswo in Europa war das zweischneidige Schwert eine der wichtigsten Waffen des Nahkampfes, die vorwiegend zur Bewaff nung des wohlhabenden berittenen Kriegers gehörte. Obwohl sich das örtliche Schmiedehandwerk im frühmittelalterlichen Estland bemerkenswert weiterentwik- kelte - ein treffendes Beispiel dafür sind die von hiesigen Schmieden hergestellten Lanzenspitzen mit damasziertem Blatt 1 - kam es noch nicht zur Anwendung dieser neuen Kenntnisse bei der Erzeugung von Schwertklingen. Dementsprechend mußten diese von außerhalb eingeführt werden. Auf dem Territorium der Estnischen SSR sind insgesamt rund 50 mehr oder we niger vollständig erhaltene frühmittelalterliche Schwerter gefunden worden, welche die allgemein verbreiteten Schwerttypen Europas vertreten. Von besonderem In teresse sind die Schwerter, deren Klingen mit Schmiedezeichen in Form einer In schrift oder Marke signiert sind. Unter ihnen gibt es mit ULFBERHT und LEUTL- RIT signierte Schwertklingen, eine Klinge trägt eine bisher einzigartige Inschrift, und eine Reihe von Schwertklingen weist Zeichen aus Eisen, damasziertem Stahl oder Buntmetallen auf. 2 Im vorliegenden Artikel werden drei Schwerter aus Nordestland behandelt, die in der archäologischen Literatur bisher noch unbekannt sind. Sie wurden als Einzelfunde geborgen und von Ingenieur A. Lääne im archäologischen Laboratorium des Instituts für Geschichtsforschung der AW der Estnischen SSR konserviert. Das erste Schwert wurde 1967 im Bezirk Rakvere, 1 km vom Dorfe Vatku in Richtung Kadrina, in der beim Vertiefen des Flusses Loobu von einem Bagger her ausgehobenen Erde gefunden und dem Museum für Heimatkunde in Rakvere über geben. 3 1971 kam das Schwert in das archäologische Laboratorium des Instituts für Geschichtsforschung zur Reinigung und Konservierung. Beim Fund aus dem Flusse Loobu handelt es sich um ein zweischneidiges Schwert, 1 J. Selirand, Estnische Gruppe der nordeuropäischen Lanzenspitzen mit damasziertem Blatt. In: Eesti NSV Teaduste Akadeemia Toimetised, Ühiskonnateadused, 1975, S. 171-187. 2 A. K. Antejn, Damasskaja stal w stranach bassejna Baltijskogo morja. Riga 1973, S. 38-63; J. Selirand, Eeslaste matmiskombed varafeodaalsete suhete tärkamise perioodil (11.-13. sajand). Tallinn 1974, S. 116-119. 3 Museum für Heimatkunde in Rakvere (im folgenden: R) 2397.