Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
entsprach. Das Gefäß ist auf einer schweren Blockscheibe aus auffallend fein ge magertem Ton hergestellt worden. Die Wandoberfläche wurde durch Naßglättung für eine Bemalung mit Engobe sorgfältig vorbereitet. Randausguß, schlanke Form mit schmalem Hals und langgezogener, randständig ansetzender Henkel kennzeich nen dieses Gefäß als Krug. Technisch neu ist der abgeschnittene Boden. Durch diese Abtrenntechnik von der Arbeitsunterlage erübrigte sich das Zwischenschalten eines Models. 60 Dem Typ „Levin“ entsprechend, ist das Gefäß sehr hell, fast weiß gebrannt; die rotbraune Bemalung läßt aber überwiegend auf oxidierende Ofen atmosphäre schließen. Das Bemerkenswerte an dem Fund ist der Nachweis der Krugform vor der Mitte des 14. Jh. Etwa 80 Jahre jünger ist der bauchige Krug von Massanei. Nach Form und Ma terial handelt es sich um ein Gefäß der Dresdener rottonigen Irdenware, um einen mit dunkler Brandhaut versehenen Krug vom Typ 12. Er trägt alle technischen und formalen Elemente dieses Typs an sich: drehend abgeschnittenen flachen Boden, stark ausbauchende Wandung mit Gurtung, speziellen Krugrand, randständigen Bandhenkel und dunkel-rotbraunes Material mit gesinterter Oberfläche. Form und Verarbeitung lassen eine perfekte Arbeit an schwerer und schnell rotierender Block scheibe erkennen. Auch die Henkeltöpfe von Mutzschen zeigen alle Merkmale der auf schneller Blockscheibe hergestelltcn Gefäße wie abgeschnittene, flache Böden, gleichmäßig starke Gefäßwandungen, außen mit herstellungsbedingter Gurtung, hochliegendc Wandausbauchungen, Kragenränder mit Innenkehle und randständig angarnierte Bandhenkel. Bemerkenswert ist die Brenntechnik. Alle Henkeltöpfe (und ein dazu gehöriger Deckel, der in keine der Innenkehlen paßt) sind blaugrau und haben einen grauen Bruch. Sie wurden reduzierend gebrannt, wobei das Material keine beson ders große Festigkeit erhielt. Mutzschen liegt zwar westlich außerhalb des Bearbei tungsgebietes, der Fund zeigt aber wohl auch für dieses an, daß in der ersten Hälfte des 15. Jh. blaugraue Keramik noch in Gebrauch war und wahrscheinlich auch noch hergestellt wurde. Als jüngster münzdatierter Fund innerhalb der Bearbeitungsgrenzen muß der Ke ramikbruchkomplex von Dresden-Altstadt, Altmarkt Ost, Grube 39, gelten. Aus den Scherben sind als Typen Henkeltöpfe, Krüge, Schüsseln und Deckel zu identi fizieren. Alle Formen gehören zur rottonigen Irdenware und wurden auf schwerer und schnell rotierender Blockscheibe hergestellt. Neu sind Rollstempelverzierungen auf den Schultern von Henkeltöpfen und Krügen. Bis zur Mitte des 15. Jh. war also rottonige, in Steinzeugtechnologie gebrannte Irdenware noch in größeren Mengen in Gebrauch. Die Tabelle (Abb. 13) faßt die an den behandelten Münzfunden aus der Zeit von der Mitte des 12. Jh. bis zur Mitte des 15. Jh. erkennbaren formmäßigen und tech nischen Details zusammen. Aus dieser Übersicht lassen sich die gravierenden Ent wicklungstendenzen an der Keramik des späten Mittelalters ablesen: das Wachsen der Formen- und Typenvielfalt, die mit Ausnahme des Bombentopfes vom Grund- 60 Tschechische Kollegen wiesen des öfteren betont darauf hin, daß der abgeschnittene Gefäßboden das „sicherste Kenn zeichen“ für ein wirklich auf der schnell rotierenden Scheibe hcrgestclltes Gefäß sei, zuletzt RADOMERSK/RICH- TER 1974, 169.