Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
5. ARCHIVALIEN ZU DEN DRESDENER TÖPFERN DES SPÄTEN MITTELALTERS 5.1. Zur ältesten Erwähnung von Töpfern in Dresden Archivnotizen über die Dresdener Töpfer sind nicht sehr zahlreich; wir müssen uns auch heute noch auf Untersuchungen von Archivmaterial von O. RICHTER ver lassen, die er 1885 in seiner „Verfassungsgeschichte der Stadt Dresden“ vorlegte. Darunter befindet sich die sehr aufschlußreiche älteste Erwähnung aus dem Jahre 1378 Item Aldindressen septimana ollas valentes X hellenses ..und . Item Fyguli anti civitatem dont omni septimana ollas valentes X hellenses ...“ hieß es an zwei Stellen in alten Zinsregistern (RICHTER 1885, 4). Aus dem 15. Jh. stammt eine Abschrift in damaliger deutscher Übersetzung: . Item die topper vor der stat gebenn al wochenn dopfh vor X heller ..Es ist hierbei leider nicht gesagt, wie viele Töpfe die Handwerker für 10 Heller geben mußten, so daß der Wert eines Topfes daraus nicht zu entnehmen ist. Drei wichtige Fakten können jedoch in Zu sammenhang mit den Töpfereigruben aus der Inneren Neustadt von Dresden ge wonnen werden: 1. 1378 sind Töpfer archivalisch belegt; 2. sie haben Wohnsitz und Werkstätten in Altendresden; 3. Wohnsitz und Werkstätten befanden sich damals vor der Stadt. Um 1350 wurde die Lokalität Altendresden überhaupt zum ersten Mal genannt. Wenn RICHTER dabei den Irrtum beging, im Zusammenhang mit der Töpfer erwähnung 1378 deren Sitz und damit die Ortsbezeichnung „Altendresden“ auf den Siedlungsbereich um die Frauenkirche zu verlegen (RICHTER 1885, 3), so wußte er andererseits, daß mit „Altendresden“ die rechtselbische Siedlung gemeint war, wie auch spätere zeichnerische Darstellungen bestätigen. 48 Die historischen Daten lassen sich lokal und zeitlich gut mit den archäologischen Befunden in der Inneren Neustadt verknüpfen. Es handelt sich um die Werkstätten, deren Abfälle u. a. in den Fundstellen 84, 91 und 92 geborgen wurden. Die 1378 genannten Töpfer haben rottonige Irdenware hergestellt und davon wöchentlich einen Teil im Wert von 10 Hellern als Zins an den Hof abgegeben. Wir gehen sicher nicht fehl in der Annahme, daß sich darunter auch gestempelte Schnellen gefunden haben. Vielleicht ist diese repräsentative und für den Trinkgebrauch gedachte Ware sogar speziell für den Hof hergestellt worden. 1469 wurde erstmalig ein „Töpfer beim Brückenhof“ in der Fischergemeinde ge nannt, und seit 1546 ist eine „Töpfergasse“ in der Dresdener Altstadt nachweisbar (HANTZSCH 1905, 146). Beide Lokalitäten liegen auf Altstädter Seite im Bereich der Frauenkirche, wiederum außerhalb der frühen befestigten Stadtanlage. Archäo logische Befunde hierzu fehlen allerdings bisher vollkommen. 48 OEDER 1575; DILICH 1626-29. 63