Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
4.6. Zum keramischen Baustoff im späten Mittelalter Auf eine Art der Keramikproduktion, deren Entwicklung untrennbar mit der Stadt entwicklung in unseren Breiten verbunden ist, wurde bisher noch zu wenig Augen merk verwendet: die Ziegel- und Dachsteinherstellung, also eine keramische Bau stoffproduktion. Die Untersuchungen der Gruben in Dresden-Altstadt haben erwie sen, daß sich prinzipiell die Baustoffe Holz, Plänerstein und Sandstein in der genannten Reihenfolge ablösten (MECHELK 1970, 64 f.). In gewisser Weise mag das auch die Reihenfolge der Materialien für die oberirdischen Bauten gewesen sein, allerdings entsprechend deren größerer Bedeutung den Gruben gegenüber wahr scheinlich zeitlich zurückverschoben. In diese Folge wurde auch der keramische Bau stoff eingegliedert. Die Ziegelproduktion war in Dresden Privileg des Rates der Stadt. Es gab nur eine Ratsziegelscheune am Elbufer oberhalb des Altstädter Stadt kerns, die ab 1370 nachweisbar ist (RICHTER 1885, 32). Der Ton wurde ober halb der „Bürgerwiese“ gegraben. Es ist auch kein Zufall, daß sich auf dem Ge lände zwischen Ziegelscheune und Stadtkern die städtischen Bauholzstapelplätze befanden. Das Holz wurde in den Wäldern der Sächsischen Schweiz und des Ost erzgebirges gewonnen und als Flößholz nach Dresden transportiert. Aus verschiedenen Bauordnungen der spätmittelalterlichen Stadt wissen wir (GEYER 1964), daß aus brand- und bautechnischen Gründen Ziegelsteine und Dachsteine bevorzugt bei Wiederaufbauten verwendet werden mußten. Bei den ke ramischen Baustoffen, die als Abfall in Gruben vom Ende des 14. Jh. gefunden wurden (Altmarkt West, Grube 12), war nicht erkennbar, ob es sich um primären Bauschutt (Reste vom Aufbau) oder um sekundären Bauschutt (Ruinenberäumung) handelte. Aber es kann bestätigt werden, daß Mauersteine und Dachsteinreste zu sammen auftauchten und demzufolge zur gleichen Zeit in der frühen Stadt Dresden hergestellt und verbaut worden sein müssen. Das insgesamt zögernde Auftreten von Ziegelresten läßt - soweit aus Abfällen darauf geschlossen werden darf - erkennen, daß sich diese Baustoffe nur langsam durchsetzten. Gründe dafür sind archäologisch nicht faßbar. Beim Studium der Bauordnungen des spätmittelalterlichen Dresden fällt dagegen auf, daß durch mehrfach neue und schärfere Formulierungen eine Ver wendung von Ziegelsteinen, Dachziegeln und Fliesen gefördert werden sollte. An dererseits muß auch damit gerechnet werden, daß eine mehrfache Wiederverwen dung erfolgte, wodurch nur geringer Abfall zustande kam. Ziegelproduktion und keramische Gefäßproduktion waren stets getrennte Hand werke. Hinter dieser Trennung verbarg sich vermutlich auch eine soziale Barriere (HAMPE/WINTER 1965, 204-208). Die Altendresdener Töpfer nutzten jedoch das lokale Angebot an Ziegeln als Baustoff für die Kasseler Öfen. Sie waren darauf angewiesen, da ohne eine Ziegelherstellung vermutlich die Veränderung in der Ke ramikproduktion nicht in dem Maße möglich gewesen wäre. Das in Altendresden am Ende des 14. Jh. verbaute Ziegelmaterial bestand aus Handstrichziegeln in den Abmessungen 23 X 10,5 X 7,5 cm. Das entspricht einem Teilungskanon von 3: 1,5:1.63 43 Ein späteres Ziegelformat hat die Abmessungen 27,5X13X9 cm, der heutige NF Ziegelstein hat die Maße 24X11.5X7,1 cm.