Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Grapentopf (Typ 19), Grapentiegel (Typ 20) als innenglasierte Hafnerware wird deutlich, daß vermutlich eine Veränderung der hauswirtschaftlichen Nahrungszubereitung und damit neuartige Gebrauchsforderungen zum Wandel in der Herstellung der Keramik führten. An neuen Typen kamen im 15. Jh. weiterhin dazu Öllampe (Typ 23), Kacheln (innenglasiert) (Typ 24) und ca. ein Jahrhundert später Teller (Typ 25), Wärmeschalen (Typ 26). An der Glasurware ist vollauf erkennbar, wie die zu meisternden technischen Pro bleme gelöst wurden. Die keramische Glasur ist, chemisch gesehen, ein Glas. Haupt bausteine bilden Quarz(-Sand), Feldspat und Kaolin (HEUSCHKEL/MUCHE 1975, 80); als färbende Substanzen treten Metalloxide dazu (Fe2O3, CuO2, Mn2O3); als Flußmittel können Tonerde, Borax oder Bleioxide wirken (HOFFMANN 1974, 161 ff.). Die Glasur wurde in dünner Schicht aufgeschmolzen. Man brauchte dazu einen porösen Scherben, auf dem eine gute Haftung möglich ist. Der Ton mußte eine heile Brandfarbe aufweisen, wenn die Glasur farbig wirken sollte. Wenn auch an der Innenglasur der frühen Gefäße klar ersichtlich ist, daß diese in erster Linie praktischen Zwecken dienten, so darf nicht unterschätzt werden, daß bei der Ein führung von Glasuren auch in unserem Bereich ästhetische Gesichtspunkte mitge spielt haben. Wichtig war die Beschaffung der Rohstoffe für einen hell brennenden Ton und für die Glasuren. Für letztere benötigte man auch vollkommen neue Aufbereitungsme thoden. Dagegen brachte die Materialumstellung für die Töpferscheibe und den Ofen vom Kasseler Typ keine Änderungen mit sich. Beide technische Errungen schaften waren so weit entwickelt, daß sie mehrere Jahrhunderte lang den hand werklichen Gebrauchszwecken voll genügten. 39 Eine in der Praxis unbedingt zu meisternde Aufgabe war, Ton und Glasur aufeinander abzustimmen. Sowohl der verarbeitete Ton als auch die aufgebrachte Glasur haben bestimmte Ausdehnungs koeffizienten. Wenn diese nicht übereinstimmten, platzte beim Abkühlen der ge brannten Ware die Glasur vom Scherben ab. Dies gilt sowohl bei zu kleinem als auch bei zu großem Ausdehnungskoeffizienten der Glasur (SALMANG/SCHOLZE 1968, 292-297). Viele Fundstücke zeigen, daß dieses Problem nicht immer zur vol len Zufriedenheit der Hersteller und Verbraucher gelöst werden konnte. Die Glasurfarbe wird auch heute noch oft falsch eingeschätzt. Die ersten Glasuren im Dresdener Bereich waren farblose Bleiglasuren; d. h. der Glasurrohstoff war aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung farblos. Obwohl die glasierte Kera- 39 Die Blockscheibe wurde in unseren Gebieten erst mit dem Aufkommen der Majolikatechnik im 18. Jh. durch die Spin delscheibe abgelöst, welche durch bessere Lagerverhältnisse eine Bedienungserleichterung brachte und durch den Weg fall der Speichen mehr Beinfreiheit bot (starre, sich drehende Mittelachse auf Fuß-Spitzcnlager). Der Ofen vom Kasse ler Typ bekam ebenfalls im 18. Jh. mit der Entwicklung des Porzellans Konkurrenz durch den Muffelofen. Ersterer hat sich aber neben diesen sehr aufwendigen Ofenbauten in handwerklichen Bereichen bis ins 20. Jh. hinein halten können. Erst gasbeheizte Öfen und Elektroofen mit ihren überwiegenden Vorteilen haben ihn im 20. Jh. ablöscn kön nen.